Die Kulturwoche Von Strichmännchen und Strichmädchen

Wolfgang Reitherman, Ward Kimball, Marc Davis, Andreas Deja und fünf anderen widmet ein Museum in San Francisco derzeit eine große Retrospektive. Nie von ihnen gehört? Aber bestimmt schon gesehen – jedenfalls das, was die Namensträger angefertigt haben. Goofy, Schneewittchen, Bambi – die würde es ohne die „nine old men“ nämlich nicht geben. Sie haben für Walt Disney gearbeitet und einige seiner bekanntesten Trickfiguren geschaffen. „Sie waren echte Filmstars, nur waren sie leider nicht bekannt. Jetzt wird ihre Arbeit endlich mit einer Ausstellung gewürdigt“, freut sich Don Hahn, der Disney-Hits wie „Der König der Löwen“ und „Die Schöne und das Biest“ produzierte und nun die Schau „Walt Disney’s Nine Old Men: Masters of Animation“ im Disney-Museum im San Francisco kuratiert. Zwei von den neun, an ihren Namen kann man es erkennen, kommen aus Deutschland: Der Münchner Wolfgang Reitherman, genannt Woolie, „war ein John-Wayne-Typ mit Hawaii-Hemden und Zigarre im Mund“, erinnert sich Hahn. Er schuf Figuren für die Filme „Pinocchio“, „Fantasia“ und „Dumbo“. Und als einziger Überlebender der „nine old men“ kann sich der aus Dinslaken stammende Andreas Deja (61) die Schau persönlich ansehen. Er zeichnet für Strichmännchen und -tiere aus „Roger Rabbit“ und „Aladdin“ verantwortlich – und hortete in seinem Keller einen Großteil von Figurenentwürfen und Originalskizzen, die jetzt im Disney-Museum gezeigt werden.

Knapp 600 Kilometer weiter südlich in Los Angeles geht es auch um Film – wenn auch eine ganz andere Art von cineastischer Kunst. Genau genommen geht es auch nicht um die Filme, sondern um ihre Hauptdarstellerin, die in West Hollywood stürmisch gefeiert wurde, und zwar mit einem „Stormy Daniels Day“. Miss Daniels hat aus den Händen des Bürgermeisters von West-Hollywood einen Schlüssel für die Stadt erhalten. Weil: In diesen „politisch turbulenten Zeiten“ habe Stephanie Clifford, so ihr bürgerlicher Name, Mut bewiesen, die Wahrheit zu sagen – dass sie nämlich eine Nacht mit dem Irren aus dem Weißen Haus verbracht hat – auch im Angesicht von Einschüchterungen und der Bedrohung ihrer Sicherheit, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt, die sich selbst als „Epizentrum des Widerstands“ bezeichnet.

Sollte Miss Cliffords bzw. Daniels Wahrheitsliebe zu einem Figurenaustausch in Washington D. C. führen, was einige Zeitgenossen immer noch inständig hoffen, dann wäre sie die Kandidatin für den Friedensnobelpreis und nicht, wie es tatsächlich einige Scherzkekse vorgeschlagen haben, der gruselige Polit-Hintertreppenwitz aus dem Oval Office. Porno for Peace! Rainer Nolden/dpa

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