Mosel Musikfestival Einer, der die Musik im Herzen trägt

Trier · Große Ehre für Hermann Lewen, den Gründer und langjährigen Intendanten des Mosel Musikfestivals: Triers Kulturdezernent Thomas Schmitt überreichte ihm den Ehrenpreis der Stadt.

Kulturdezernent Thomas Schmitt (rechts) überreicht Hermann Lewen den Ehrenpreis der Stat Trier in Form einer Baumscheibe.

Kulturdezernent Thomas Schmitt (rechts) überreicht Hermann Lewen den Ehrenpreis der Stat Trier in Form einer Baumscheibe.

Foto: Eva-Maria Reuther

Auch wenn er lebenslang in der Region verhaftet blieb, den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb in Altrich (bei Wittlich)  wollte er auf keinen Fall übernehmen. „Die Musik hat mir ermöglicht, in eine andere bessere Welt auszuweichen“, hat Hermann Lewen  auf die Frage geantwortet, wie er eigentlich zur Musik gekommen sei. Eine unumgängliche Frage an einen Mann, der als Gründer und langjähriger Intendant des Mosel Musikfestivals die Musik über 30 Jahre zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Am Freitag wurde dem Macher  des größten und ältesten Klassik-Musik-Festivals des Landes der Ehrenpreis der Stadt Trier für Kultur 2018 verliehen.

Mit der Öffnung des Festivals hin zur Stadt Trier sei es Lewen gelungen, „in einzigartiger und visionärer Weise die Idee umzusetzen, die kulturhistorischen Stätten einer breiten Öffentlichkeit als Konzertort zugänglich zu machen“, begründete die Jury ihren Preisentscheid.  Damit habe er „entscheidend das kulturelle Leben der Stadt Trier geprägt“. Einmal mehr würdigte Kulturdezernent Thomas Schmitt Lewens Beharrlichkeit und Verbundenheit mit der Stadt. Der Kulturdezernent brachte in der Promotionsaula des Priesterseminars auf den Punkt, woher Lewen seine unermüdliche Energie, seinen Kampfgeist und sein nie nachlassendes Engagement bezog, wenn es darum ging, Künstler zu motivieren, neue Spielstätten aufzutun, Sponsoren zu gewinnen  und die Formate zu aktualisieren. „Sie haben die Musik im Herzen getragen“, sagte Schmitt. Dort hatte sie schon der Junge verortet, wenn ihn in der heimischen dörflichen Kirche beim Gottesdienst die Musik ergriff und später, wenn er  selbst Orgel spielte. Bis heute ist der inzwischen in den Ruhestand getretene Festivalmacher ein erklärter Orgel-Fan geblieben. Orgelwanderungen und Orgelmusik-Zyklen gehörten unter seiner Intendanz zum Standardprogramm des Festivals. Nicht zuletzt von der Orgel rührt seine Liebe zu Johann Sebastian Bach.

In einer persönlichen Rede blickte Laudator Martin Möller auf Lewens für die Region und Trier bedeutsames Lebenswerk zurück. Beharrlichkeit, die rechte Balance zwischen Entschiedenheit und Kompromissfähigkeit hätten den Netzwerker Lewen bei seiner Arbeit ausgezeichnet, sagte Möller. Vor allem aber habe er besessen, was jeder Kulturpolitiker benötige: „Lewen hatte Visionen und schaffte es, die Menschen zu begeistern.“

Das war im Übrigen schon damals so, als der Verwaltungsbeamte aus Wittlich es schaffte, ins eher zurückhaltende Bernkastel-Kues zu wechseln, um seine Vision vom  Festival zu verwirklichen, das sich damals noch bescheiden „Festwochen“ nannte. Bernkastel-Kues behielt auch erst mal  als Gesellschafter gegenüber dem Oberzentrum Trier die Nase um ein Prozent voraus, als die Stadt mit ins Boot gestiegen war. Heute ist der Trierer Kulturdezernent Thomas Schmitt Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, der Bernkastel-Kueser Stadtbürgermeister Wolfgang Port Aufsichtsratsvorsitzender des Festivals. Stark hatte sich Lewen von Anfang an dafür gemacht, über die geistliche Musik hinaus Konzerte in Kirchen zu ermöglichen.

Und nicht nur das: Mit ungewohnten Formaten öffnete er bis dahin abgeschlossene Räume nach außen. Das spektakulärste Projekt: Als zum Jubiläumsjahr 2015 in der Trierer Basilika Beethovens „Missa Solemnis“ aufgeführt wurde. Lewen ließ via Leinwand die Messe als Public Viewing auf den Vorplatz der Kirche übertragen, wo eine überwältigende Zuhörerzahl ergriffen der Musik zuhörte. Hyperdidaktik war dem Kulturmacher, der stets Begeisterung mit dem notwendigen Gefühl für Marketing verband, gleichwohl fremd: „Sommerfestivals sind nicht dazu da, Bildungsarbeit zu leisten“, begründete er seine Mixtur aus Klassik, Publikumswirksamkeit sowie Kultur- und Weintourismus. „Es war ein Stück harte Arbeit“, resümierte Lewen die Erfolgsgeschichte des Festivals. Dankbar erinnerte er sich an Weggefährten und Förderer, darunter den verstorbenen Leiter des Trierer Konzertchors Manfred May. Sein Nachfolger und studierter Bariton Tobias Scharfenberger sang zur Feier Franz Schuberts „An die Musik“, und Countertenor Fritz Spengler ehrte den Barock-Fan mit einer Arie aus Händels „Rinaldo“ (beide am Klavier begleitet von Ketevan Rukadhze). Auf seinen Flöten demonstrierte schließlich Stefan Temmingh, Weltstar und Stammgast beim Festival, worin eine weitere von Lewens  herausragenden Eigenschaften als Festivalchef bestand: „Er gab uns das Gefühl von Stärke.“ Wie war noch Lewens Jugendtraum: Organist werden und Bach spielen. Und wenn er auch nicht Organist ist, so hat er doch über 30 Jahre mit Leidenschaft und Erfolg alle Register seines Festivals gezogen.

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