Prämien für jeden neuen Vertrag

Trier · Das Internetvergleichsportal Verivox soll im Zusammenhang mit der Pleite des Energieanbieters Teldafax mit unlauteren Geschäftspraktiken das Unternehmen unterstützt und hohe Provisionen kassiert haben. Verivox sagt: Verleumdung. Provisionen sind üblich bei den Portalen. Auch die Trierer Stadtwerke zahlen Verivox Geld.

 Der mittlerweile pleitegegangene Energieanbieter Teldafax soll dem Internetportal Verivox Extraprovisionen für die Kundenvermittlung gezahlt haben. Foto: dpa

Der mittlerweile pleitegegangene Energieanbieter Teldafax soll dem Internetportal Verivox Extraprovisionen für die Kundenvermittlung gezahlt haben. Foto: dpa

Trier. Das sei schon "echt ein Hammer", sagt Hans Weinreuther. Der Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist schockiert über die Nachricht, dass das Internetvergleichsportal Verivox, über das Verbraucher unter anderem Strompreise vergleichen können, schon frühzeitig von den Zahlungsschwierigkeiten des Energieanbieters Teldafax gewusst und Extraprovisionen für die Weiterleitung von Kunden kassiert haben soll. Zwar dementierte eine Verivox-Sprecherin gestern entsprechende Meldungen. Verbraucherschützer Weinreuther spricht trotzdem von einem Imageschaden und Vertrauensverlust - auch für andere Vergleichsportale. Ob auch andere Portale angebliche Extraprovisionen von Teldafax kassiert haben, weiß er nicht.
Verivox galt bei Verbraucherschützern immer als seriös. Sie empfahlen die Plattform Strom- und Gaskunden, um sich über die günstigsten Anbieter zu informieren und um dann eventuell zu wechseln. Stiftung Warentest kürte Verivox vor drei Jahren sogar zum Testsieger unter allen Vergleichsportalen. Doch mit der Pleite von Teldafax häufte sich die Kritik an den Portalen. Immer öfter wurde deren Unabhängigkeit infrage gestellt. Kritiker glauben sogar, dass der Aufstieg von Teldafax nur dank der Portale möglich gewesen sei. So habe allein Verivox 27 500 Verbraucher dem Stromanbieter vermittelt - gegen lohnende Provisionen. Die Portale würden sich größtenteils über die von den Anbietern bezahlten Provisionen pro über sie abgeschlossenen Vertrag finanzieren, sagt Weinreuther. Auch die Stadtwerke (SWT) zahlen Verivox pro vermittelten Kunden eine Provision, bestätigt SWT-Sprecher Carsten Grasmück. Die Provision bewege sich in einem "angemessenen Rahmen". Über deren Höhe sagte er aber nichts. Es bestehe eine "Vertraulichkeitserklärung" mit Verivox. Einige Portale zahlen Anbietern auch dann schon Geld, wenn ein Kunde sich von der Portalseite auf die Seite eines Stromanbieters oder einer Bank klickt. Manche Seiten listen angeblich nur die Anbieter auf, die auch Provisionen oder Weiterleitungshonorare zahlen. Anbieter, die kein Geld zahlen, tauchen auf einigen Vergleichsportalen dann eben nicht auf - auch wenn sie das bessere Produkt haben. Gute Portale dagegen listen alle Anbieter neutral auf, egal, ob bezahlt wird oder nicht. Bislang habe Verivox auch als ein solches gutes Portal gegolten, sagt Weinreuther.
Hinweis für Verbraucher



Verbraucher müssten bei der Benutzung solcher Portale eben immer im Hinterkopf haben, dass diese nicht hundertprozentig unabhängig seien. Die Verbraucherzentralen hätten daher bereits vor einiger Zeit angeboten, ein eigenes unabhängiges Vergleichsportal für Strom- und Gasanbieter zu installieren - doch dazu fehlt bislang das Geld.
Weinreuther empfiehlt, sich grundsätzlich nicht nur auf ein Vergleichsportal und nur auf den dort am obersten empfohlenen Anbieter zu verlassen. Verbraucher sollten mehrere Portale miteinander vergleichen und sich auch auf den Internetseiten der jeweiligen Energieanbieter über die Tarife informieren. Vor allem warnt er vor übereilten Wechseln, die dann wegen langfristiger Kündigungsfristen oft nicht mehr so einfach rückgängig gemacht werden könnten. Oft seien die Angaben auf den Portalen auch nicht aktuell. Etwa dann, wenn Anbieter, wie kürzlich einige Gasversorger, Preiserhöhungen ankündigen. Die neuen Tarife seien dann häufig noch gar nicht gelistet.

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