Wer schoss mit Luftgewehr auf Kater Joschi?

Trier · Hinkend, verängstigt, schreckhaft: Von einer Stunde auf die andere war Joschi, Kater einer auf dem Petrisberg wohnenden Familie, völlig verändert. Eine tierärztliche Untersuchung lieferte die Erklärung für das sonderbare Verhalten der 14-jährigen Katze: In ihrem Körper steckt ein Luftgewehr-Projektil. Nun sucht die Polizei den noch unbekannten Schützen.

 Elisa Konder kann schon wieder lächeln. Joschi hingegen ist nach dem Schuss auf ihn immer noch verängstigt. TV-Foto: Roland Morgen

Elisa Konder kann schon wieder lächeln. Joschi hingegen ist nach dem Schuss auf ihn immer noch verängstigt. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: Roland Morgen
 Das Röntgenbild belegt es: Joschi wurde mit einem Luftgewehr beschossen. Das Diabolo-Projektil (heller Punkt) steckt tief im Körper. Foto: Tierklinik

Das Röntgenbild belegt es: Joschi wurde mit einem Luftgewehr beschossen. Das Diabolo-Projektil (heller Punkt) steckt tief im Körper. Foto: Tierklinik

Foto: Tierklinik

Elisa Konder und Joschi sind ein Herz und eine Seele. "Er ist als Katzenbaby in unsere Familie gekommen, als ich vier war. Wir sind also zusammen aufgewachsen", sagt die 18-Jährige. Deshalb sei ihr gleich aufgefallen, dass "etwas nicht stimmt".

Es war vor knapp zwei Wochen. Als sie nach Hause kam, habe Joschi sie nicht wie gewohnt an der Haustür begrüßt. Elisa Konder: "Ich musste ihn erst mal suchen. Er hatte sich im Kleiderschrank versteckt und wollte da lange gar nicht raus." Dann traute er sich doch, und seine Familie war "entsetzt" über das, was sie sah: "Der arme Kerl schlich nur noch humpelnd durchs Haus."
Aus dem Haus habe er zunächst gar nicht mehr wollen, sondern viel lieber in den Kleiderschrank - "als wäre das ein Zufluchtsort, an dem er sich sicher fühlt".

Weil das "sehr seltsame Verhalten" anhielt, ging Elisas Mutter Carolin Merlot-Konder (49) mit Joschi in die Tierklinik Trier. Dort wurde der Kater eingehend untersucht - und geröntgt. "Und was auf den Aufnahmen zu sehen ist, hat mich erst recht entsetzt."

Anzeige gegen unbekannt

Verständlich: Denn die Röntgenbilder zeigen deutlich ein Luftgewehr-Projektil ("Diabolo"), das tief in den Katzenkörper eingedrungen ist. Daraufhin erstattete Carolin Merlot-Konder bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt.

Der Schuss, so vermuten Mutter und Tochter, sei ganz in der Nachbarschaft ihres Hauses abgegeben worden, das in der Nähe des Wasserbandes auf dem Landesgartenschaugelände auf dem Petrisberg steht.

Denn Joschi sei "eher der gemütliche Typ. Sein Aktionsradius beträgt gerade mal 100 Meter. Weite Streifzüge sind nicht sein Ding. Bei Dunkelheit geht er gar nicht raus."

Ob der Schütze in der Nachbarschaft wohnt? Schulterzucken. "Wir wollen keine Behauptungen aufstellen und niemanden beschuldigen. Dennoch können wir uns nur schwer vorstellen, dass hier jemand am helllichten Tag mit einem Luftgewehr durchs Wohngebiet zieht."
In der Nachbarschaft kursieren bereits Gerüchte. Es seien ja schon öfter Katzen weggekommen oder mit Ködern vergiftet worden. Das kann Uwe Konz, Sprecher des Polizeipräsidiums, nicht bestätigen: "Wir haben keinerlei Hinweise auf ausgelegte Giftköder im Bereich Petrisberg/LGS-Gelände, ebenso wenig auf das Beschießen von Tieren."

Zu vermeintlichen Giftködern habe es zuletzt im vergangenen November 2015 eine Anzeige gegeben. Konz: "Damals hat im Bereich des Rundwegs Mariahof eine Mischlingshündin vermutlich Rattengift aufgenommen, als ihre Halterin mit ihr spazieren ging. Das Tier konnte gerettet werden. Die Tat ist bisher nicht aufgeklärt."

In Sachen Joschi ermittelt die Kripo wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Laut Uwe Konz könnte aber auch noch ein Verstoß gegen das Waffengesetz hinzukommen (siehe Extra). Dem Täter drohen Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

Joschi geht es mittlerweile etwas besser. Das Projektil soll nicht entfernt werden: "Die Operation wollen wir ihm auf seine alten Tage ersparen. Der arme Kerl hat schon genug gelitten."

Hinweise auf den Schützen nimmt die Kripo Trier unter Telefon 0651/9779-2241 oder -2290 entgegen.

Extra Luftgewehr
Ein Luftgewehr kann jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist, frei erwerben. Für das Führen in der Öffentlichkeit ist jedoch ein Waffenschein erforderlich. Wer "ohne" unterwegs ist, verstößt gegen Paragraf 52 des Waffengesetzes.
Geschossen werden darf nur auf Schießständen und innerhalb eines befriedeten Grundstücks des Eigentümers. Dabei muss sichergestellt sein, dass das Geschoss das Grundstück nicht verlässt. Ein Verstoß stellt, so er nachgewiesen wird, eine Ordnungswidrigkeit im Sinne des Waffengesetz-Paragrafen 53 dar. rm.

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