Pflegekräfte in der Region dringend gesucht

Trier · Die Situation in Kliniken, Heimen und bei ambulanten Diensten wird sich verschärfen. Die Zahl der Pflegebedürftigen in der Region steigt um 25 Prozent, aber es gibt immer weniger Personal.

 Schweitzer will Ausbildungszahlen in der Pflege steigern. Foto: O. Berg/Archiv

Schweitzer will Ausbildungszahlen in der Pflege steigern. Foto: O. Berg/Archiv

151 Altenpfleger werden 2025 allein im Kreis Bernkastel-Wittlich fehlen. Landesweit wird es in acht Jahren rund 1300 Altenpfleger und gut 600 Krankenpfleger zu wenig geben. Das geht aus einem vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Gutachten hervor. Bereits jetzt fehlen über 900 Pflegekräfte allein in der Region.

Grund für den sich weiter verschärfenden Mangel ist demnach ein höherer Bedarf an Pflegekräften. Die Zahl der 15- bis 29-jährigen wird um 20 Prozent zurückgehen, und schon deswegen steht weniger Personal für den Job zur Verfügung. Gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen drastisch an. Allein für die Region Trier wird bis 2030 mit einem Viertel mehr Menschen gerechnet, die auf Pflege angewiesen sind. Derzeit sind es rund 16.500.

Bereits jetzt sei die Sicherstellung der Patientenversorgung gefährdet, sagt Markus Mai, stellvertretender Pflegedirektor des Trierer Brüderkrankenhauses und Präsident der Landespflegekammer. In vielen Altenheimen könnten aufgrund des fehlenden Personals Mindeststandards bei der Pflege der Bewohner nicht mehr eingehalten werden.

In der Region wird die Situation verschärft durch die Abwanderung vieler hier ausgebildeter Pflegekräfte nach Luxemburg. Bis zu 1500 Euro netto mehr verdienen sie dort. Allein das Trierer Brüderkrankenhaus verliert so pro Jahr zwischen 10 und 15 dort ausgebildete Pfleger. Laut dem Gutachten arbeiteten 2015 rund 330 Krankenpfleger aus der Region in Kliniken des Großherzogtums. Deutlich höher dürfte die Zahl der Grenzgänger sein, die in Luxemburg in der Altenpflege arbeiten. Genaue Angaben dazu werden in dem Gutachten nicht gemacht, es heißt lediglich, dass die Abwanderung von Pflegekräften in diesem Sektor ein "bedeutsames Phänomen" darstellt.

Der Bedarf an Pflegekräften wird auch in Luxemburg in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die Zahl der über 80-jährigen in der gesamten Großregion (zu der Luxemburg, Lothringen, das Saarland, die belgische Grenzregion sowie die Region Trier gehören) wird bis 2030 voraussichtlich um fast 30 Prozent zunehmen und auf über 812.000 ansteigen.

Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen und langfristig mehr Personal zu finden, hat sich der rheinland-pfälzische Gesundheitsstaatssekretär David Langner kürzlich in Trier für "gute Bezahlung, attraktive Arbeitsbedingungen und eine Reform der Pflegeausbildung" ausgesprochen.

Einen Schritt zu einer neuen Pflegeausbildung hat der Bundestag am vergangenen Donnerstag gemacht. Die bisher getrennt geregelten Ausbildungen für Alten- und für Krankenpfleger werden zusammengeführt. Die Parlamentarier verabschiedeten dazu ein neues Pflegeberufegesetz. Demnach erhalten alle Auszubildenden eine zweijährige gemeinsame Ausbildung und können sich danach für die jeweiligen Bereiche spezialisieren. Auch die Uni Trier trägt seit kurzem zu einer Spezialisierung des Pflegeberufes bei. Seit Ende vergangenen Jahres wird dort das Fach Pflegewissenschaften angeboten, bei dem theoretische Kenntnisse mit einer Pflegeausbildung verknüpft werden. 26 Studierende haben diese duale Ausbildung an der Uni begonnen.

Weiterbildung für Angehörige: Um trotz des fehlenden Personals die Versorgung der Pflegebedürftigen auch zu Hause zu ermöglichen, schlägt die Landeschefin der Krankenkasse Barmer, Dunja Kleis, vor, pflegende Angehörige besser zu qualifizieren. Immerhin werde jeder zweite Pflegebedürftige in Rheinland-Pfalz ausschließlich von Angehörigen versorgt.

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