Spießbraten bleibt ein Muss

Regionen mit Genuss verbinden, heißt das neue Motto, mit dem Rheinland-Pfalz auf der Grünen Woche Werbung in eigener Sache macht. Doch nicht nur kulinarisch wird Flagge gezeigt. Die Vulkaneifel demonstriert, dass auf dem Land auch reges Leben ist.

Berlin. Die Konkurrenz ist groß in der Länderhalle 20 der weltgrößten Agrarmesse unter dem Berliner Funkturm: Zwischen Thüringer Rostbratwurst und Köstritzer Schwarzbier, Matjes und Becks aus dem Norden müssen sich Spießbraten, Bitburger Pils und Mosel-Riesling behaupten. Aber Rheinland-Pfalz will mehr als nur Spezialitäten unter die Messebesucher bringen. Verstärkt wird am Landesstand versucht, mit dem Genuss gezielt auch die Regionen zu verbinden. Vom Agrar- und Weinmarketing auch bei der Internationalen Grünen Woche die Brücke zum Tourismus zu schlagen, schwebt Wirtschaftsminister Hendrik Hering vor - mit Eifel-Schinken, Wildspezialitäten aus dem Westerwald und Bio-Käse aus dem Hunsrück. Rund 160 000 Euro lässt sich das Land den Auftritt in Berlin kosten, knapp 10 000 Euro weniger als 2007. Doch auch bei der Neuausrichtung des Ausstellungskonzeptes führt an Tradition kein Weg vorbei: Der Spießbraten ist ein Muss. Seit 30 Jahren genießt nach eigenen Angaben ein Ehepaar aus Niedersachsen mit Inbrunst die Hunsrücker Spezialität, und für einige Berliner Besucher führt nach Öffnung der Messetore um zehn Uhr morgens nach alter Übung der erste Weg gezielt zum Grill am Rheinland-Pfalz-Stand. Die Qualität der Lebensmittel und ihrer Erzeugung gewinnt nach den Skandalschlagzeilen früherer Jahre immer mehr an Bedeutung beim Verbraucher. Entsprechend gestiegen ist auf der Messe inzwischen auch das Engagement von Markenproduzenten und Bio-Landwirtschaft. Von wachsendem Qualitätsbewusstsein profitieren auch die Winzer. Der Weinwirtschaft geht es ausgezeichnet, wie Monika Reule vom Deutschen Weininstitut in Mainz berichtet. Der Rebensaft aus den heimischen Anbaugebieten hat verstärkt Profil und Ansehen im In- und Ausland gewonnen, die sich auch im Verkaufswert niederschlagen. Auch beim Wein-Marketing wird zunehmend darauf gezielt, mit Riesling, Burgunder oder Dornfelder einen Bogen zu schlagen zu regionaler Vielfalt, Lebensart und Tourismus. Eine ganz besondere Art der Image-Werbung betreibt auf der Grünen Woche die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Vulkaneifel: Sie präsentiert bei der Sonderschau "LebensTraumDorf" Beispiele für Vorzeige-Initiativen für Entwicklungschancen des ländlichen Raumes. LAG-Manager Alfred Bauer erhielt mit seinem Team für ihn völlig überraschend die Möglichkeit, in Berlin das bereits viel beachtete Projekt "Gründen auf dem Land" zu vermitteln, mit dem in den letzten Jahren Existenzgründungen im Vulkaneifelkreis begleitet und gefördert wurden, um mehr (Wirtschafts-)Leben in den ländlichen Raum zu bringen. Dass ein Rauch speiender Modell-Vulkan in erster Linie die Aufmerksamkeit der Besucher auf die Region Vulkaneifel lenkt, nimmt Bauer gerne in Kauf. Auch bei ihm gilt vor allem der Satz: Gut ist, was der Region nutzt. Interview Der Trierer Winzer Peter Terges (54, TV-Foto: Regina Lüders), ist zum 25. Mal als Aussteller auf der Grünen Woche vertreten. Was hat sich seit 1984 auf der Grünen Woche verändert? Terges: Früher gab es vorgeschriebene Laufwege für die Besucher. Da war es viel einfacher, Wein zu verkaufen. Jeden Tag gab es neue Kunden, entsprechend hat sich das Geschäft gelohnt. Mit der Zeit ging der Ausschank immer mehr zurück. Hat sich das Publikum so gewandelt? Terges: Ja, enorm. Im Laufe der Zeit ist die Grüne Woche mehr zum Rummel geworden. Viele Weinliebhaber weichen auf spezielle Messen aus. Warum sind Sie noch hier präsent? Terges: Das gehört bei mir zur Kundenpflege. Es rechnet sich noch, hier zu sein. Aber es macht sich schon bemerkbar, dass der Lebensmittelhandel sein Weinangebot in den Geschäften stark ausgebaut hat. (win)

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