Ab in die Mitte

Auf diese Idee hätte die SPD schon früher kommen können: Der Vorsitzende Kurt Beck hat selbstkritisch anerkannt, dass seine Partei die "Leistungsträger" der Gesellschaft in der Vergangenheit wohl zu wenig beachtet habe.

In der Tat kann man bei der SPD mitunter den Eindruck gewinnen, Deutschland bestehe aus Arbeitslosen, Kranken und Rentnern. Um ihr Schicksal wird mit Verve gestritten. Die Senkung der Pendlerpauschale oder, aktuell, die Erhöhung der Kassenbeiträge, gehen dagegen ganz schnell. Nicht, dass hier ein Gegensatz zwischen "Leistungsträgern", wie Beck sie nennt, und Leistungsnutzern aufgebaut werden soll. Nutznießer eines sozialen Staates sind wir alle. Und es ist gewiss nicht ehrenrührig, wenn sich eine Partei um die Schwachen kümmert. Es geht aber um die Gewichtung. Wenn wie in Deutschland inzwischen weniger Menschen von Arbeit als von staatlichen oder sozialen Transfers leben, läuft etwas schief. Beck will die "Mitte" nun fördern und ihr auch wieder etwas geben: Gewinn- und Kapitalbeteiligungen regt er an. Das ist richtig. Genommen wurde diesem Personenkreis nämlich schon reichlich. Becks so genannte Leistungsträger tragen de facto unsere Gesellschaft; und sie werden immer noch weiter belastet. Orientierung, wie Beck sie seiner Partei jetzt gibt, ist immer gut. Man sollte nur nicht gleich zwei gegensätzliche davon haben, eine fürs Reden, die andere fürs Handeln. nachrichten.red@volksfreund.de

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