Ein Bärendienst

Helmut Kohls Freizeitpark Deutschland war einmal, es lebe Gerhard Schröders Raffke-Republik: Nimm, was du kriegen kannst. Danke, Kanzler! Jetzt wissen wir endlich, wie wir sind. Und wer nicht so ist: Die ganz oben, die Manager, die Reichen und Schönen.

Sie tragen das Herz am rechten Fleck, sie verzichten gerne mal, und sie müssen deshalb unbedingt von der Kanzler-Schelte verschont bleiben. Was hat Gerhard Schröder da nur geritten? Zweifellos, es gibt das Phänomen der Mitnahmementalität, wie der Kanzler es nennt. Und es zu geißeln ist legitim und richtig. Gerade in Zeiten, in denen der Staat an die Grenze seiner Verteilungsfähigkeiten angelangt ist, muss darüber geredet werden. Aber so? Ohne Belege, ohne Zahlen, Fakten, konkrete Anhaltspunkte? Gerhard Schröder wird seinen Landsleuten nicht gerecht, wenn er sie mal eben über einen Kamm schert und aus einer populistischen Laune heraus diskreditiert. Schon als Kind lernt man doch, dass Pauschalisierungen nichts taugen, sondern eher gefährlich sind. Einen Bärendienst hat sich der Regierungschef und Genosse der Bosse jedenfalls erwiesen, wenn er auf diese Weise das Problem bewusster machen und für seine Sozialreformen werben wollte. Seine Frontalattacke hat nicht sensibilisiert, sondern verschreckt und verärgert. Es sei denn, man gehört zu den Schönen und Reichen. nachrichten.red@volksfreund.de

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