Helfen kostet Geld

Trier · Ohne die Unterstützung spendenfreudiger Bürger würden viele wichtige Aufgaben brach liegen. Die öffentliche Hand zieht sich derzeit eher zurück - auch da, wo unbestritten Handlungsbedarf herrscht. Viele kleinere Projekte können nur überleben, wenn sie finanzielle Hilfe bei Privatleuten und Unternehmen finden.

 So wie diese indonesischen Erdbeben-Opfer, sechs und neun Jahre alt, die Bargeld in Kartons sammeln, bittet in der Region Trier keine Organisation um Unterstützung. Auf Spenden sind jedoch alle Hilfsinitiativen angewiesen.Foto: dpa

So wie diese indonesischen Erdbeben-Opfer, sechs und neun Jahre alt, die Bargeld in Kartons sammeln, bittet in der Region Trier keine Organisation um Unterstützung. Auf Spenden sind jedoch alle Hilfsinitiativen angewiesen.Foto: dpa

Auryn residiert bescheiden. Der kleine Verein, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, Kinder psychisch kranker Eltern zu unterstützen, hat einen Nebenraum in einer therapeutischen Praxis. Hierher kommen Kinder und Jugendliche, die damit fertig werden müssen, dass Vater oder Mutter unter Depressionen, Zwangsstörungen oder Schizophrenie leiden.

Eine Situation, in der man Halt, Vertrauen und fachlichen Rat braucht. Schon um zu verhindern, dass die Kinder selbst psychische Krankheiten entwickeln. Doch solche sinnvollen Hilfen gibt es nicht auf Krankenschein. Ein Projekt wie Auryn lebt allein von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Und das bedeutet einen ständigen Kampf ums Überleben. "Ich weiß nicht, wie lange das noch geht", sagt die Sozialarbeiterin Gabriela Apel, die sich seit vielen Jahren um Auryn kümmert.

Helfer kämpfen bisweilen selbst ums Überleben

Ihre Kolleginnen von "Papillon" haben es da etwas besser. Hinter der neuen Einrichtung, die seit kurzem eine Anlaufstelle in der Nähe des Mutterhauses unterhält, steckt mit dem Verein "Von Betroffenen für Betroffene" aus dem Ort Burgen (Kreis Bernkastel-Wittlich) ein stabiler, erfahrener Träger. Dass man sich hier um Kinder kümmert, die mit einer - oft tödlich endenden - Krebs-Erkrankung in ihrer Familie fertig werden müssen, ist kein Zufall.

Die Gründung des Vereins war der Herzenswunsch von Anna Becker, die 2003 im Alter von 17 Jahren an Krebs starb. Ihr Vater Hermann Becker steckt viel Energie in eine Fülle von Initiativen, die Kindern helfen, mit Krebs zu leben. An der Mittelmosel hat er eine breite Spender-Unterstützung - kaum jemand, der den Verein und das dahinter stehende Schicksal nicht kennt. Und trotzdem müssen jedes Jahr viele Menschen bewegt werden, wenn der Spendenfluss nicht versiegen soll. Ein Projekt wie Papillon kostet selbst bei bescheidenster Ausstattung 40 000 Euro im Jahr.

Die Villa Kunterbunt bewegt sich da in ganz anderen Größenordnungen. Das Haus zur Betreuung schwerkranker Kinder ist eine etablierte Einrichtung mit einer Reihe professioneller Mitarbeiter und vielen Ehrenamtlern. Aber ihre eigenen Kosten finanziert die Villa zu 80 Prozent über Spenden. "Wir leben von unserem guten Namen in der Region", sagt der Leiter Christoph Block. Auch elf Jahre nach einer großen TV-Benefizaktion "weiß jeder, was wir hier tun". Und doch sind immer wieder Aktionen nötig, Veranstaltungen, Rundschreiben. 2010 will man den zehnten Geburtstag des Hauses feiern - natürlich auch in der Hoffnung, sich bei potenziellen Spendern in Erinnerung zu bringen.

Der Trierer Kinderschutzbund wäre froh, wenn er im kommenden Jahr programmgemäß die Geburt von "Meine Burg", dem Haus des Kinderschutzes, feiern könnte. Der Bau ist finanziert, die Inneneinrichtung noch nicht. Man trägt Euro um Euro zusammen, mit Benefiz-Galas und -konzerten. Aber es klemmt hinten und vorn. Man lebt nicht vom breiten Spendenfluss, sondern vom gezielten Ansprechen von Partnern vor Ort.

Während Auryn, Papillon, die Villa Kunterbunt oder "Meine Burg" mit Bangen auf das "Weihnachtsgeschäft" blicken, dessen Ergebnis sie frühestens Silvester kennen werden, macht Organisationen wie der "Trierer Tafel", dem Förderverein des Frauenhauses oder dem katholischen Annastift etwas anderes zu schaffen. Ihnen fehlt im kommenden Jahr die Unterstützung des "Vereins für Trierer Kinder" der früheren First Lady Gisela Schröer, der sich gerade aufgelöst hat. "Da fehlen jedem 3000 bis 5000 Euro", sagt Annette Laux vom Sozialdienst katholischer Frauen, "und das tut weh".

So hoffen alle auf offene Herzen und offene Geldbeutel in der Weihnachtszeit. Mit dem Klingelbeutel wird freilich von den einheimischen Organisationen niemand durch die Straßen ziehen. Zwar hat die Aufsichtsbehörde ADD 18 Sammelgenehmigungen ausgestellt. Aber die, sagt Sprecherin Eveline Dziendziol, gingen "ausschließlich an überregionale Organisationen". Extra So lauten die Kontaktdaten der gemeinnützigen Organisationen, die in der heutigen TV-Berichterstattung erwähnt werden: Annastift: Spendenkonto 300 338 8033, Pax-Bank. Infos: www.skf-trier.deAuryn: Spendenkonto 424721, SK Trier. Infos: www.auryn-trier.de.Die Tafel: Spendenkonto 414391, SK Trier. Infos: www.skf-trier.deFrauenhaus-Förderverein: Konto 741 348, SK Trier. Infos: www.frauenhaus-trier.deMeine Burg: Konto 220020, SK Trier. Infos: www.kinderschutzbund-trier.deNestwärme: Konto 988170, SK Trier. Infos: www.nestwaerme.dePapillon: Konto 80013535, SK Mittelmosel. Infos: www.papillon-trier.deSolidaritätskreis Westafrika: Konto 2010171, KSK Vulkaneifel. Infos: www.solidaritaetskreis.deVilla Kunterbunt: Kto. 2270007 SK Trier. Infos: www.villa-kunterbunt-trier.de Es gibt darüberhinaus zahlreiche Organisationen und Initiativen in der Region Trier, die Unterstützung verdienen. Informationen über ihre Arbeit finden sich regelmäßig im TV.

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