Merkels Botschaft: Beck muss weg

Mit heftigen Attacken auf die politischen Gegner hat CDU-Bundeschefin Angela Merkel für den politischen Wechsel in Rheinland-Pfalz geworben. Ihr Tenor: Leistung muss sich lohnen, stete Verweigerungshaltung ist kontraproduktiv.

Wittlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist pünktlich wie die Maurer. Um 17 Uhr hält ihre Limousine vor dem Cusanus-Gymnasium in Wittlich, um 18 Uhr geht es weiter zum nächsten Wahlkampftermin nach Kastellaun. Was die wohl 1000 Zuhörer in der Wittlicher Aula in den 60 Minuten zwischen An- und Abreise erleben, ist für viele Gäste eine Premiere. Zum ersten Mal ist Merkel als Regierungschefin zu Besuch im Landkreis.

"Der lieben Julia Klöckner" und natürlich dem ganzen Bundesland wünscht die CDU-Bundesvorsitzende, dass nach dem Wahltag am 27. März eine andere Partei in Mainz das Ruder übernimmt. Denn Kurt Beck regiere bereits zu lange das Land. Rheinland-Pfalz stehe zwar nicht schlecht da, und es gebe sicher Länder, denen es schlechter gehe. "Aber damit darf man nicht zufrieden sein", sagt Merkel. Ihr mehrfach zu hörendes Credo an diesem Nachmittag: "Leistung muss sich lohnen." Das gilt gleichermaßen in den Bereichen Bildung, Hartz IV und Wirtschaft. All diese Themen sowie eine Absage an die Aufnahme tunesischer Flüchtlinge und die Bedeutung finanzieller Spielräume für die Kommunalpolitik streift die Kanzlerin in einem Parforceritt durch die Politik, dass es einem fast schwindelig wird.

Alles andere als zufrieden ist Merkel mit den Grünen. Dieser Partei widmet sie bemerkenswert viel Raum in ihrer Rede. Mehr noch als der im Land mit absoluter Mehrheit regierenden SPD. Merkel macht bei den auch in Rheinland-Pfalz derzeit im Stimmungshoch befindlichen Grünen eine latente Verweigerungshaltung aus. Das zeige sich deutlich am Beispiel Stuttgart 21. Den Protest gegen den Bau des Hochmoselübergangs vor der Halle hingegen würdigt sie mit keinem Wort.

Die Zuhörer, darunter viele Schüler des Gymnasiums, hören diese Botschaften und klatschen. Auch wenn der Ärger um den Großbahnhof dann doch weit weg ist.

Regelrechter Jubel brandet auf, als die Bundeskanzlerin ausländische Mitbürger auffordert, sich stärker zu integrieren. Der Gegenentwurf der multikulturellen Gesellschaft sei gescheitert. Bei aller Liebe gehe es eben nicht an, dass man zum Beispiel in der Schule vor lauter Rücksicht auf alle Religionen und Bräuche am Ende gar keine Arbeiten mehr schreibe.

Das Thema Integration hat zuvor auch CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner angesprochen und damit den Nerv der Zuhörer getroffen. Ihrer Meinung nach hört die Rücksicht auf andere Kulturen da auf, wo es um Menschenrechte geht. Und auch Kurt Beck bekommt sein Fett weg, als Klöckner mutmaßt, dass bald wieder der Hofknicks in der Mainzer Staatskanzlei eingeführt werden soll. Solche Bemerkungen kommen beim Publikum bestens an.

Das hat größtenteils seit 16 Uhr auf Angela Merkel gewartet - vom Musikverein Bombogen mit schmissiger Marschmusik auf den Auftritt der Bundeskanzlerin und CDU-Chefin eingestimmt.

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