Spirale des Scheiterns

Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon mal in der Schule blaugemacht? Schulschwänzen ist kein Phänomen unserer Zeit, das hat es immer schon gegeben. Und auch an den Ursachen hat sich wenig geändert: Unlust, Langeweile, weil's der Freund oder die Freundin auch machen...

Allerdings scheint das Schulschwänzen häufiger als früher nicht mehr die Ausnahme zu sein, sondern zur Regel zu werden und damit zu einem ernsthaften gesellschaftlichen Problem, wie die Studie der Uni Trier belegt. Ein Zehntel der Hauptschüler gehört zum harten Kern der Schulschwänzer. Viele davon schaffen keinen Schulabschluss - und später auch keinen Berufsabschluss. Die Spirale des Scheiterns beginnt so bereits in jungen Jahren und kann prägend für das ganze Leben sein. Eine Hauptursache für die alarmierenden Zahlen ist sicherlich in vielen Fällen ein nicht mehr intaktes soziales Umfeld; es fehlen Rückhalt und Kontrolle in der Familie. Aber auch der wachsende Leistungsdruck macht vielen Schülern zu schaffen. Unser Schulsystem orientiert sich an den Stärkeren. Die Anforderungen wachsen und mit der Note 4 gehört man heute zu den Loosern, "ausreichend" ist das in unserer Leistungsgesellschaft schon lange nicht mehr. Erwartet wird, dass man zu den Besten gehört. Mit diesem Druck werden viele Schüler nicht fertig; wenn sie an diesem Punkt nicht aufgefangen werden, ist der Schritt zur Verweigerung nicht mehr weit. Sanktionen für notorische Schulschwänzer wie Bußgelder oder sozialer Arbeitsdienst sind sicherlich in vielen Fällen geeignete Druckmittel, sie bergen aber die Gefahr, dass es Lehrern leicht gemacht wird, den "schwarzen Peter" an den Schulträger weiterzugeben. Sie brauchen sich nicht mehr alleine mit schwierigen Fällen zu belasten. Neben den Eltern sind aber in erster Linie immer noch Lehrer und Schule gefordert, die Schüler durch einen interessanten Unterricht und gezielte pädagogische Betreuung bei der Stange zu halten. a.follmann@volksfreund.de

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