Im Gespräch

Manche Journalisten laufen bisweilen Gefahr, sich in eine eigene Wirklichkeit hineinzudenken und diese dann als angeblich öffentlich wahrgenommene Realität zu beschreiben. Mit der für die Menschen im Lande wirklich sichtbaren Wirklichkeit hat dies dann absolut nichts zu tun.

An einem aktuellen Beispiel ist das wieder einmal ganz deutlich geworden. In einer seriösen, überregionalen Zeitung war kürzlich zu lesen, Horst Köhler müsse erst noch ein "richtiger" Bundespräsident werden. Er habe seine Rolle noch nicht gefunden. Die Deutschen könnten ihn noch nicht richtig einschätzen und wüssten auch noch nicht, was sie von ihm halten sollten. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach belegt nun genau das Gegenteil. 57 Prozent der Deutschen finden, Horst Köhler mache seine Sache als Bundespräsident gut. Nur acht Prozent sind der Meinung, er sei ein schlechter Präsident. Besonders geschätzt (43 Prozent) wird bei dem Staatsoberhaupt, dass es "unbequeme Wahrheiten" offen ausspreche. Kein schlechtes Zeugnis also für einen Mann, von dem die meisten Menschen vor seinem Amtsantritt Anfang Juli 2004 noch nichts gewusst und gehört hatten. Heute sieht die Wirklichkeit eben anders aus. Ein schönes Wochenende Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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