Um attraktives Wohnen zu fördern, fließen Millionen

Mainz · Die Landestreuhandbank in Mainz hat in diesem Jahr bereits mit knapp 90 Millionen Euro rund 12 000 Bürger beim Bau, Kauf oder Sanieren von Häusern und Wohnungen gefördert. Vorstandschef Rainer Richarts, gebürtiger Trierer, tritt Ende des Monats in den Ruhestand. Die Bank fusioniert zum 1. Januar mit der Investitions- und Strukturbank.

Mainz. Die Große Bleiche ist eine vielbefahrene Einkaufsstraße in der Landeshauptstadt. Hier residiert in einem unscheinbaren Gebäude mit Glasfassaden auch ein interessantes Geldinstitut. Die meisten Menschen werden von der Landestreuhandbank (LTH) noch nichts gehört haben. Dabei sind allein in den letzten zehn Jahren mehr als 50 000 Bürger in den Genuss von Fördermitteln des Landes gekommen, die über die Hausbank oder Stadt-/Kreisverwaltung beantragt werden. Die LTH setzt die Förderprogramme des Landes im Bereich des Wohnungs- und Städtebaus um. Seit 2009 ist Rainer Richarts Vorstandsvorsitzender. Nach Tätigkeiten bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, im Justizministerium und im Finanzministerium, zuletzt als stellvertretender Leiter der Bauabteilung, widmete sich der Jurist mit Hingabe der sozialen Wohnraumförderung. Er war von 1998 bis 2008 Ressortleiter der damals noch als Landestreuhandstelle der Landesbank zugeordneten Institution.
Eine große Rolle spielte für den 64-Jährigen, der in zwei Wochen in den Ruhestand tritt, stets die Konversion. Der ehemals begeisterte Fußballer beim SV Olewig und beim VfL Trier erinnert sich noch an das erste Förderprogramm, als es darum ging, wie es mit den amerikanischen Housings in der Eifel und den französischen Kasernen unter anderem in der Zurmaiener Straße in Trier weitergehen sollte. "Die amerikanischen Wohnungen entsprachen meist dem neuesten Standard, die französischen waren besenrein, aber auf dem Standard der 50er Jahre." Richarts Motto: Gestalterisch eingreifen, indem man das Wissen über die Region anwendet. Ihm ist zum Beispiel die Freude darüber anzumerken, dass es gelungen sei, Spekulanten einen Riegel vorzuschieben - wer Fördermittel haben will, muss die entsprechende Liegenschaft 15 Jahre lang im Besitz halten. "Ich habe meine Aufgabe darin gesehen, den Wohnstandort Rheinland-Pfalz attraktiv zu machen", sagt Richarts. "Wenn die LTH hierzu einen Beitrag geleistet hat, ist das auch das Verdienst meiner engagierten Mitarbeiter." Er betont, dass das Land nach dem Saarland die zweithöchste Eigentumsquote und bundesweit im Schnitt die größten Wohnungen habe. Seine Empfehlung für die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden: "Jeder Bürgermeister sollte mal zehn Gründe aufschreiben, warum man in seinem Ort wohnen soll." Bei der Erstellung eines Profils hätten die Kommunen durchaus einen Gestaltungsspielraum.
Rainer Richarts will im Ruhestand "erst mal Sport treiben nach 40 Jahren sitzender Tätigkeit". Sein Interesse für Kultur und Geschichte wird seine Reise- und Wanderziele bestimmen. Ehrenamtliche Aufgaben wie den Vorsitz des Vereins der Ehemaligen am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) Trier behält er. Derweil verfolgt das Land mit "seiner" Bank Pläne. Zum 1. Januar 2012 soll die LTH mit der für die Wirtschaftsförderung zuständigen Investitions- und Strukturbank (ISB) in einer Anstalt des öffentlichen Rechts fusionieren. Salvatore Barbaro, Finanzstaatssekretär und Vorsitzender des LTH-Verwaltungsrates, betont, dass keiner der 100 LTH-Mitarbeiter entlassen werde. "Wir setzen auf die natürliche Fluktuation." Durch die Fusion will das Land kräftig sparen.
Gesetzentwurf im Oktober


Barbaro rechnet vor, dass etwa eine Million Euro pro Jahr durch steuerliche Ersparnisse (Bankenabgabe, Körperschaftssteuer) zusammenkomme. Die ISB müsse sich als GmbH zurzeit relativ teuer refinanzieren, bekomme künftig als Anstalt öffentlichen Rechts günstigere Staatskonditionen. "Wir setzen damit eine Forderung des Landesrechnungshofes um", sagt Barbaro. Eine weitere Million Euro jährlich werde durch Synergieeffekte gespart. Das zweite Ziel der Fusion: Die Förderprogramme des Landes sollen unter einem Dach gebündelt werden. "Energieeffizienz wird immer wichtiger für Unternehmen. Die LTH-Mitarbeiter bringen die entsprechende Kompetenz ein", erläutert Barbaro. Im Oktober werde ein Gesetzentwurf im Landtag eingebracht und solle im Dezember vom Parlament verabschiedet werden. Die Landestreuhandbank Rheinland-Pfalz (LTH) mit Sitz in Mainz ist eine Förderbank des Landes Rheinland-Pfalz. Sie ist mit der Aufgabe betraut, die Förderprogramme des Landes auf dem Gebiet des Wohnungs- und Städtebaus umzusetzen. So vergibt die LTH mit den Fördermitteln, die ihr vom Land treuhänderisch übertragen werden, vor allem Darlehen und Zuschüsse für den Bau, den Kauf und die Sanierung von Wohneigentum zur Eigennutzung. red

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