Wer hat an der Uhr gedreht?

Ab dem frühen Sonntagmorgen hat der Winter auch auf den Ziffernblättern ein Ende: Dann werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Diese Veränderung macht manchen Menschen zu schaffen.

Trier. Wenn in der Nacht zum Sonntag die Uhren auf Sommerzeit umgestellt werden, dann ist das zunächst einmal mit Arbeit verbunden. Mikrowellen, Videorekorder, Wecker und Armbanduhren: Sie alle müssen um eine Stunde vorgestellt werden. Denn die Sommerzeit macht die Nacht um eine Stunde kürzer: Nach 1.59 Uhr folgt nicht etwa 2 Uhr, sondern 3 Uhr.

Glück hat, wer Funkuhren sein Eigen nennen kann: Der Stadt Trier fällt durch die Zeitumstellung beispielsweise keine zusätzliche Arbeit an. Die Schaltung der Ampeln laufe über eine Funkuhr, erklärt Pressesprecher Ralf Frühauf. Der Ein- und Abschaltpunkt der Straßenleuchten sei von der Dämmerung abhängig und somit nicht von der Zeit. Ähnliches berichten die Stadtwerke Trier.

Innere Uhr lässt sich nicht leicht umstellen



Auch bei der Deutschen Bahn ist die Änderung von Winter- auf Sommerzeit Routine. Bundesweit empfangen 120 000 Uhren per Funk die neue Uhrzeit. Das Signal erhalten sie von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt im niedersächsischen Braunschweig. Der Zugverkehr in der Region Trier ist von der Zeitumstellung nicht betroffen, da nach Auskunft der Bahn zu dieser Zeit keine Züge fahren.

Doch ob Funk oder Mechanik: Eine Uhr lässt sich nicht so leicht umstellen - die innere Uhr. "Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Zeitumstellung", sagt Dr. Wolfgang Schneider, Leitender Oberarzt für Pneumologie und Schlafmedizin am Trierer Brüderkrankenhaus. "Manche fühlen sich wie nach einem Langstreckenflug, ihr Körper muss sich erst auf den neuen Biorhythmus einstellen." Das könne zwei bis vier Tage dauern, sagt der Mediziner, hänge aber vom eigenen Tagesablauf ab. "Jemand, der eine feste Zu-Bett-geh-Zeit hat, dürfte eher Probleme haben als jemand, der zu unterschiedlichen Zeiten schlafen geht und aufsteht." Denjenigen, denen die Zeitumstellung zu schaffen macht, rät Schneider, eine Woche lange zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen. Dies könne helfen, dass sich wieder ein normaler Rhythmus einstelle.

Dass sich am Tagesablauf etwas ändert, bemerken indes nicht nur die Menschen. Auch die Tierwelt ist vom Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit betroffen, wie Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bernkastel-Wittlich, zu berichten weiß. Bemerkbar mache sich die Zeitumstellung beispielsweise bei Milchkühen. "Man könnte sagen, dass auch die Tiere eine innere Uhr haben", sagt Zelder. Um den Kühen die Umstellung zu erleichtern, gingen daher manche Betrieben gleitend vor: "Das heißt: Einige Tage vor der Umstellung auf Sommerzeit beginnen die Milchbauern schon, die Kühe etwas früher zu melken. So erfolgt die Umstellung nicht abrupt."

Im Herbst sei die Zeitumstellung gravierender als im Frühjahr. Während die Kühe nach der Umstellung auf Sommerzeit schlicht zum Melken beigetrieben würden, müssten sie im Herbst länger aufs Melken warten. "Da können die Tiere schon deutlichen Druck auf dem Euter haben." extra Zeitumstellung: Zweimal im Jahr werden in Deutschland und weiten Teilen Europas die Uhren jeweils eine Stunde vor- oder zurückgestellt. Das ist gesetzlich festgeschrieben - im Zeitgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Auch die Tage für die Umstellung sind genau festgelegt: jeden letzten Sonntag im März werden die Uhren um eine Stunde vorgedreht, es gilt die Sommerzeit. Sie bleibt bis zum letzten Sonntag im Oktober aktuell. Dann springen die Zeiger um 60 Minuten zurück, und es gilt die Normalzeit, die auch Winterzeit genannt wird. Die jetzt gültige Regel zur Zeitumstellung wurde in Deutschland 1980 eingeführt. Damals galt die Überzeugung, dass durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie gespart werden könne. Hintergrund dieser Überlegung waren unter anderem die Nachwirkungen aus der Zeit der Ölkrise von 1973. Laut Erkenntnissen des Bundesumweltamtes spart man zwar während der Sommerzeit abends elektrisches Licht, allerdings werde dafür morgens mehr geheizt. Insgesamt steige der Energieverbrauch dadurch sogar an. (dpa)

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