Unter der Lupe Trierer Studie – Das Büro als wichtige soziale Plattform fehlt im Homeoffice

Trier · Anders arbeiten: Eine Trierer Untersuchung zur Arbeit von zu Hause aus zeigt Überraschendes.

 Eine der größten Herausforderungen im Homeoffice stellt die Gleichzeitigkeit von Arbeit und Kinderbetreuung dar.

Eine der größten Herausforderungen im Homeoffice stellt die Gleichzeitigkeit von Arbeit und Kinderbetreuung dar.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Die gute Nachricht vornweg: Das Homeoffice ist weitaus besser als sein Ruf. Dies ist das Ergebnis einer Stichprobenbefragung unter gut 200 Teilnehmern aus der Region Trier in der ersten Aprilwoche. Das Markt- und Tourismusforschungsinstitut Biehl & Partner in Trier hat dazu die Situation analysiert, wie die Beschäftigten mit ihrer Situation in der Corona-Krise klarkommen, plötzlich von zu Hause aus arbeiten zu müssen. Dabei sind erstaunliche Ergebnisse zutage getreten.

So wird das Erleben des Arbeitens zu Hause überwiegend positiv bewertet, mit der Schulnote 2,0. Vor allem selbstständiges Arbeiten, Freiheit in der Zeiteinteilung und Flexibilität in der Arbeitszeit, aber auch klare Absprachen und Regeln, werden positiv wahrgenommen. Dabei erleben diejenigen, die schon länger oder häufiger zu Hause gearbeitet haben, dieses besser.

Dennoch hat die Situation zu Hause die Erwartungen der Neu-Homeofficeler bei mehr als der Hälfte übertroffen. „Für viele Beschäftigte kommen die Vorteile im Homeoffice zum Tragen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese manche technischen Schwierigkeiten überwiegen“, sagt Bert Hallerbach, Institutsleiter von Biehl & Partner. Auch scheinen die Erwartungen bei denjenigen besonders niedrig gewesen zu sein, die erstmals von zu Hause aus arbeiten. Dabei bezieht sich das Homeoffice überwiegend auf Beschäftigte in Dienstleistungsberufen oder in der Verwaltung. Ein Drittel der Befragten waren Grenzgänger.

Zu den technischen Schwierigkeiten, die ein effektives Arbeiten zu Hause erschweren, gehört vor allem ein flächendeckendes, gutes und leistungsfähiges Internet, zeigt die Befragung. Auch muss ein Großteil der Befragten eigene Materialien wie Papier (70 Prozent), Drucker, (64 Prozent), Handy (56 Prozent oder Computer (39 Prozent) selbst zur Verfügung stellen.

Weitere größere Störfaktoren: die mangelnde Fähigkeit Privates von Geschäftlichem zu trennen und die fehlende Kinderbetreuung. Gerade Letzteres stellt die betroffenen Befragten vor große Herausforderungen. „Homeoffice darf kein Ersatz für Schule oder Kita werden“, lautet eine der Antworten der Befragten.

Trotz der Kontakte mit Kindern und Familie vermissen die meisten Mitarbeiter im Homeoffice ihre Kollegen und Kunden, das persönliche Sehen und die direkte Kommunikation. „Die Arbeit hat eine wichtige Funktion als soziale Plattform. Vor allem diejenigen, die allein wohnen, messen der Kommunikation im Büro noch mal besondere Bedeutung zu“, sagt Hallerbach, der mit seinem Team auf Wunsch auch einzelne Unternehmen detaillierter untersucht. Für viele sei die Arbeit vielleicht auch eine Art „Ersatzfamilie“.

Und was bedeutet das für die Zukunft der Arbeit? Insgesamt 77 Prozent der Befragten möchten das Homeoffice auch nach der Corona-Krise weiterführen, zumindest teilweise. „Das könnte natürlich Begehrlichkeiten geweckt haben, an die so keiner im Vorfeld gedacht hat und die nach Corona in den Betrieben diskutiert werden müssen“, gibt der Trierer Marktforscher Hallerbach zu bedenken. „Das fordert natürlich auch die Abläufe im Betrieb anzupassen.“

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