Unternehmen Die Chefin geht, die Chefin übernimmt

Prüm · Führungswechsel im Parallelschwung: Christine Kausen gibt nach 14 Jahren den Vorsitz im Gewerbeverein Prüm ab – an ihre bisherige Stellvertreterin Daniele Haas.

 Führungswechsel im Prümer Gewerbeverein – sie wollten es so: Christine Kausen (links) übergibt den Vorsitz an Daniele Haas, die bis zur Wahl in zwei Jahren kommissarisch weitermacht.

Führungswechsel im Prümer Gewerbeverein – sie wollten es so: Christine Kausen (links) übergibt den Vorsitz an Daniele Haas, die bis zur Wahl in zwei Jahren kommissarisch weitermacht.

Foto: Fritz-Peter Linden

Da sitzen sie einträchtig beieinander: Christine Kausen und Daniele Haas. Die eine, Chefin im gleichnamigen Modehaus an der Tiergartenstraße, ist seit 14 Jahren Vorsitzende des Gewerbevereins „Prüm eifelstark“. Die andere, Geschäftsführerin im Hotel „Zum Goldenen Stern“ am Hahnplatz und dem Café Opulenzia gegenüber, seit zwei Jahren ihre Stellvertreterin. Und sie haben etwas zu verkünden: Christine Kausen hört auf, zwei Jahre nach ihrer letzten Wahl zur Vorsitzenden, und übergibt die Geschäfte, vorerst kommissarisch, an Daniele Haas.

Ganz überraschend kommt die Nachricht für viele nicht: „Bei der Wahl hatte ich ja schon davon gesprochen“, sagt Christine Kausen – dass sie nämlich in absehbarer Zeit den Posten werde aufgeben wollen, nach insgesamt bereits 21 Jahren im Vereinsvorstand.

„Christine hat mich 2017 gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Nachfolgerin zu werden“, ergänzt Daniele Haas. Damals aber habe sie das noch nicht gewollt. Sondern lieber „erst mal gucken, was da als zweite Vorsitzende auf mich zukommt.“ Inzwischen weiß sie das – und ist bereit. Und mit der anstehenden Grenzlandschau (GLS) Ende April, dachten die beiden, sei dann auch der richtige Moment gekommen, die Sache bekanntzugeben, sagt Daniele Haas. „So einfach ging das.“

So einfach wohl auch deshalb, weil es harmoniert im bisherigen Führungsduo. „Christine hat 21 Jahre lang fantastische Arbeit gemacht“, sagt zum Beispiel Daniele Haas über ihre Vorgängerin. Und die findet es „bewundernswert“, wie die neue Vorsitzende ihre Ideen „in die Tat umsetzt“. Etwa die mit der Prümer Eisbahn. Oder den 2017 erstmals organisierten, gemeinsamen Auftritt der Prümer Betriebe bei der GLS.

Bei allem, das sagen beide, sei die Teamarbeit wichtig. Denn alleine, ergänzt Christine Kausen, „macht keine von uns was“. Die Grenzlandschau sei ein gutes Beispiel dafür, dass die Entscheidung richtig war, in immer wieder neu gebildeten Arbeitsgruppen ans Werk zu gehen.

Weitere Neuerungen aus Christine Kausens Amtszeit: Die stadteigene Einkaufswährung, vor genau zehn Jahren eingeführt – der „Prümtaler“ („ein durchschlagender Erfolg“, sagt Daniele Haas), die vielen Zusatzaktionen an den mittlerweile vier Verkaufssonntagen, der Benefizlauf zur Prümer Kirmes, der Tag der Vereine beim offenen Sonntag im September.

Und, ganz neu, beim nächsten am 31. März: ein (pardon, aber das nennen die so) „Street Food Event“. Also ein Straßenessenereignis. Serviert wird alles aus diversen Lebensmittellastwagen (nochmal pardon: „Food Trucks“) am Tiergartenplatz, der aber dafür hoffentlich nicht in „Animal Garden Square“ umgetauft wird.

Teamarbeit ist Trumpf – wie auch bei der Weihnachtsverlosung, bei der es im Dezember erstmals ein Auto zu gewinnen gab. Oder bei der neuen Dekoration mit den großen „Prümer Sternen“. Da habe, erzählt Christine Kausen, der gesamte Vorstand gernauso mitgezogen wie jetzt bei der Entscheidung, Daniele Haas die Führung im Verein übernehmen zu lassen. „Ich freue mich“, sagt die deshalb auch, „dass die mir das Vertrauen entgegenbringen und sagen, dass sie hinter mir stehen.“ Bleibt alles so, will sie in zwei Jahren dann bei der Wahl für den amtlichen Vorsitz antreten.

Alles sei natürlich nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“ gewesen, sagt Christine Kausen. So habe sie es nicht geschafft, alle von durchgehenden Öffnungszeiten zu überzeugen. Oder samstags bis 16 Uhr Kundschaft zu empfangen. Und dass sie als Stadträtin die Gestaltung für den Hahnplatz mit ausgesucht habe, „führte am Anfang zu Unmut bei vielen Kollegen“, weil ihnen die Zahl der geplanten Parkflächen zu klein war – die altbekannte Prümer Diskussion.

In der Rückschau fällt dann Christine Kausen aber noch etwas ein: Als sie 2005 zur Vorsitzenden gewählt worden sei, habe kurz zuvor die erste Amtszeit von Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy begonnen. „Und Angela Merkel war zum ersten Mal Kanzlerin.“ Jetzt übergibt sie die Geschäfte – an eine weitere Frau. Und das im 100. Jahr seit Einführung des Frauenwahlrechts. „Das passt doch richtig gut.“

Die eine hört gut gestimmt auf, die andere legt genauso gut gelaunt los: „Ich hab’s wirklich die ganze Zeit gern gemacht“, sagt Christine Kausen. Und dabei immer Freude gehabt. Aber jetzt sei der Punkt gekommen, an dem es dem Verein auch gut tun werde, einen Wechsel zu erleben. Was aber nicht bedeute, sagt Daniele Haas, dass da große Programmänderungen anstünden. Die Arbeit in den jeweiligen Teams, „das ist etwas, das ich forcieren werde“. Da könne sie sich noch mehr vorstellen, was diese Arbeitsgruppen übernehmen könnten – „und was uns hier in Prüm weiterbringt“.

Das war’s also für Christine Kausen, die überhaupt kein Problem mit dem Aufhören zu haben scheint und auch nicht mehr im Vorstand, dafür aber in den Arbeitskreisen weiter mittun wird. Und als Chefin ihres Modehauses und Kreisvorsitzende der FWG ohnehin keine Langeweile haben wird. Ein letzter Lacher kommt dann aber noch: „Ich geb’s jetzt in jüngere Hände“, sagt die 53-Jährige. Stimmt einigermaßen: Die beiden sind neun Monate auseinander.

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