Ein Dauner erklärt das Land

DAUN/HAMBURG. "Deutschland-Puzzle" heißt das Buch des aus Daun stammenden Journalisten und Autoren Klaus Werle. Darin wirft er einen ironischen, aber auch immer sympathischen Blick auf die Laster und Lieben seiner Landsleute.

Nicht die Nationalhymne und auch nicht Goethes oder Schillers Werke sind der Stoff, aus dem sich die kollektive Identität der Deutschen speist. Vollkornbrot, der "Tatort" am Sonntag und ausgeprägtes Heimwerkertum, das ist der Kitt, der das Land zusammenhält. Im "Deutschland-Puzzle" deckt Klaus Werle einige dieser selbstverständlichen Kleinigkeiten des Alltags auf, die jeder kennt, und die unsere Einzigartigkeit ausmachen. Das Leben in Deutschland gewinnt etwa erst dadurch an Vertrautheit, so der Autor, dass alles reglementiert wird: Es gibt ebenso feste Regeln dafür, welche Zutaten in den Döner hinein gehören, wie für das wöchentliche Einkaufsritual bei Aldi. Macken mit Augenzwinkern entlarven

Auch das Verhalten und die Gefühlslage der Deutschen in der Vorweihnachtszeit sind von der Nordsee bis zu den Alpen gleich. Augenzwinkernd entlarvt Werle Macken, die alle teilen, und vermittelt nebenbei erstaunliche Fakten. Zwar haben die Deutschen den Titel als Weltmeister im Biertrinken inzwischen an Tschechen und Iren abgetreten, doch immerhin wurde das erste Dosenbier, für das inzwischen Pfand gezahlt werden darf, 1933 von einem Deutschen in Amerika abgefüllt. Das 160 Seiten starke Buch "Deutschland-Puzzle" ist das erste Buch des aus Daun stammenden Journalisten und Autoren Klaus Werle (Jahrgang 1973). Nach dem Abitur am Thomas-Morus-Gymnasium in Daun 1993 studierte er in Heidelberg Geschichte, Anglistik und Germanistik. Anschließend absolvierte er die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und ist seit 2004 Redakteur beim Manager-Magazin in der Hansestadt. Seine ersten journalistischen "Sporen" verdiente er sich Mitte der 90er Jahre als freier Mitarbeiter des Dauner Büros des Trierischen Volksfreunds. Eine Zeit, an die er sich noch gerne erinnert: "Damals habe ich mir das journalistische Handwerkszeug angeeignet, dass ich auch heute noch brauche. Es hat sehr viel Spaß gemacht damals, ich habe viel schreiben dürfen und habe in den rund vier Jahren eine ganze Menge gelernt." Spannend war für ihn die Bandbreite der Themen, über die er für den TV schrieb: von Kommunalpolitik über Konzertkritiken und die Gründung einer Tinnitus-Gruppe bis hin zum Trüffel-Fund. "Dieses Spektrum bietet eben nur eine Lokalredaktion." Ein Buch zu schreiben, sei schon immer sein Ziel gewesen, erzählt Werle. Über einen Bekannten habe er erfahren, dass der in Freiburg beheimatete Herder-Verlag "junge, unverbrauchte" Autoren suche. Kostproben aus seiner Feder gefielen den Verlag-Verantwortlichen, und der Premiere als Autor stand nichts mehr im Weg. Die Idee zum "Deutschland-Puzzle" sei aus einer Diskussion mit einem Kollegen entstanden, der die "etwas bizarre" These vertreten habe, Deutschland gebe es gar nicht wirklich. Weit gefehlt, wie Werle in seinem Buch beweist: Gemeinsamkeiten wie die ADAC-Mitgliedschaft, die Mülltrennung und der Einkauf bei Ikea sind es, die das Land zusammenhalten. Er wirft einen ironischen, aber immer auch sympathischen Blick auf die Laster und Lieben seiner Landsleute. Keine Chance, sich in diesem Buch nicht wiederzufinden. Das Buch von Klaus Werle ist in einer Auflage von 6000 Exemplaren auf den Markt gekommen. Es ist im Herder Verlag erschienen und zum Preis von sieben Euro im Buchhandel erhältlich.

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