Erst mal Gras über die Sache wachsen lassen

Plütscheid · Bereits seit neun Jahren ist die ehemalige Kreismülldeponie bei Plütscheid geschlossen. Außer Betrieb ist sie damit allerdings längst noch nicht. Denn nachdem in diesen Tagen die Abdeckung des oberen Bereichs beendet wurde, steht dort als nächstes noch die endgültige Abdichtung an.

 Der untere Teil der Kreismülldeponie bei Plütscheid wurde bereits vor Jahren mit Bodenschichten, Folien und Drainageleitungen abgedichtet. Der obere Bereich (Foto) wurde bislang nur mit Boden abgedeckt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Der untere Teil der Kreismülldeponie bei Plütscheid wurde bereits vor Jahren mit Bodenschichten, Folien und Drainageleitungen abgedichtet. Der obere Bereich (Foto) wurde bislang nur mit Boden abgedeckt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Plütscheid. "Ich bin gestern fertig geworden", sagt Fritz Hurkes, und zeigt auf das weite Gelände im Rückspiegel seines Radladers. Die vergangenen Wochen war Hurkes damit beschäftigt, rund 20 000 Kubikmeter Erdreich zu verteilen. Danach hat er die Fläche gefräst und zum Schluss schließlich Gras gesät und gewalzt.
Wertstoffhof noch in Betrieb


Hurkes ist einer von vier Männern, die nach wie vor auf der ehemaligen Kreismülldeponie bei Plütscheid tätig sind. Vor neun Jahren wurde die Deponie geschlossen, was aber nicht bedeutet, dass dort keine Arbeit mehr anfällt. Denn zum einen ist im Eingangsbereich ein Wertstoffhof, bestehend aus mehreren Containern, in dem nach wie vor Abfälle wie Altholz, Altreifen, Elektroschrott, Metall oder Kunststoffe abgegeben werden können. Zum anderen ist es nicht damit getan, einfach einen Riegel vor das große Tor zu schieben und die rund 1,6 Millionen Kubikmeter Müll, die dort von 1974 bis 2005 angesammelt wurden, einfach sich selbst und der Natur zu überlassen.
Aus diesem Grund arbeitet der Kreis bereits seit Anfang des Jahrtausends an einer Renaturierung des rund 15 Hektar großen Geländes, das südlich von Plütscheid im Geweberwald liegt. Der untere Teil wurde von 2001 bis 2006 abgedeckt und abgedichtet. Inklusive Drainage und Abdeckplane, die dafür sorgen sollen, dass kein weiteres Niederschlagswasser in die Müllmassen gelangt.
Neues Gras sprießt


Wie Monika Hau, Abteilungsleiterin bei der Kreisverwaltung, erklärt, wurden allein dort 4,73 Millionen Euro investiert. Weitere 1,6 Millionen Euro sind bislang im mittleren und oberen Bereich angefallen. Die 20 000 Kubikmeter Erdreich, die dort in den vergangenen Wochen verarbeitet wurden und aus denen nun die ersten Grashalme sprießen werden, stammen aus dem Zwischenlager des Stausees Bitburg (der TV berichtete).
Künftige Nutzung noch offen


Das Gras diene zur Festigung des Bodens, sagt Hau, werde aber später im Zuge der dort noch anstehenden Abdichtung ebenfalls unter einer Folie und einer weiteren Schicht Erde verschwinden. Damit jedoch ist so schnell nicht zu rechnen.
"Als nächstes beginnen die Planungsarbeiten zur Realisierung der endgültigen Abdichtung", erklärt Hau. Und allein die Planungsphase werde gut zwei Jahre in Anspruch nehmen. Sodass mit einem endgültigen Abschluss der Arbeiten auf der Deponie frühestens 2017 zu rechnen sei.
Mehr als 6,3 Millionen Euro wurden bislang investiert. Welche Kosten nun noch mit der Abdichtung des oberen Bereichs auf den Kreis zukommen, lasse sich erst dann ansatzweise sagen, wenn der Planentwurf vorliege, erklärt Hau. Ebenfalls offen sei derzeit auch, wie es danach mit dem Gelände weitergehe. "Es gibt noch keine konkreten Pläne zur Nutzung der Fläche", sagt sie.
Fotovoltaikanlage am Hang?


Ob der große Hang dann beispielsweise zur Errichtung einer Freiflächenfotovoltaikanlage genutzt wird, hänge davon ab, inwieweit sich eine solche Investition aufgrund der stetig sinkenden Einspeisevergütung nach Abschluss der Abdichtung überhaupt noch rechne.Extra

Müll und Gase: Dass unter der Erde des 15 Hektar großen Geländes 1,6 Millionen Tonnen Müll liegen, würde man nicht unbedingt vermuten, würden nicht überall dicke schwarze Rohre aus der Erde ragen. Es sind sogenannte Gasbrunnen. Der verdichtete Müll produziert nach wie vor Gas, das überwiegend aus Methan und Kohlendioxid besteht. Mit diesem Gas wird das ebenfalls auf dem Gelände stehende Blockheizkraftwerk betrieben. Allerdings ist der Gasertrag seit der Schließung der Deponie rückläufig. Ohne neuen Müll lassen zwangsläufig auch die biologischen Abbauprozesse, die zur Gasbildung führen, nach. uhe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort