Gymnasium schnitzt sich ein Ganztagsangebot

Bitburg · Bitburgs Schullandschaft ist im Wandel: Wenn das Bischöfliche Schulzentrum St. Matthias einen gymnasialen Zweig einrichtet, führt das auch zu Änderungen am St.-Willibrord-Gymnasium. Die Jahrgänge werden vier- statt fünfzügig. Konkurrenz fürchtet Schulleiter Kurt Metrich aber nicht. Er plant nun ein Ganztagsangebot.

 Kurt Metrich. TV-Foto: Dagmar Schommer

Kurt Metrich. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Während es in Wittlich zwei Gymnasien gibt, die ihre Schüler ab der fünften Klasse unterrichten, ist die Situation in Bitburg anders: Das St.-Willibrord-Gymnasium, das rund 1100 Schüler besuchen, bietet seit fast 30 Jahren eine gemeinsame Orientierungsstufe (GOS) mit der ehemaligen Otto-Hahn-Realschule an, die 2010 mit der Edith-Stein-Hauptschule zur Realschule plus fusionierte. Für Kurt Metrich, Leiter des Willibrord, ist die GOS, die derzeit rund 400 Schüler zählt, ein Gewinn: "Die Kinder lernen lange gemeinsam. Das bietet eine gute Entscheidungsgrundlage, anschließend eine passende Schulform zu wählen."
Zudem gibt es auch bereits in der gemeinsamen Orientierungsstufe die Möglichkeit, Französisch als erste Fremdsprache zu wählen oder sich auf die Mint-Klassen (siehe Extra) vorzubereiten. Bei allem Stolz, sich als Mint-Schule etabliert zu haben, ist es Metrich wichtig, dass das Willibrord-Gymnasium darüber hinaus auch weitere Schwerpunkte setzt: "Wir haben viele Musik-AGs, beteiligen uns am Berufsorientierungsprogramm BOP und dem berufsvorbereitenden Exzellenzkurs der Volksbank." So sieht Metrich seine Schule auch gut aufgestellt, wenn das Bischöfliche Schulzentrum St. Matthias, das derzeit rund 850 Haupt- und Realschüler hat, ab kommendem Schuljahr einen gymnasialen Zweig einrichtet.
Dennoch führt das neue Angebot zu Änderungen. "Wir werden dann wohl vier- statt wie bisher fünfzügig fahren", sagt Metrich. Weitere Auswirkungen gäbe es in sechs Jahren, wenn die ersten St.-Matthias-Gymnasiasten die Oberstufe erreichen. "Es wird wohl schwer, dann noch ein so großes Angebot an Leistungskursen aufrechtzuerhalten wie bisher", sagt Metrich. Er baut darauf, dass sich die Schulen dann untereinander abstimmen und ergänzen. Wie das im Einzelnen aussehen könnte, müsse im Lauf der kommenden Jahre abgesprochen werden.
Kurzfristig will das Willibrord eine andere Idee verwirklichen: Ab kommendem Schuljahr möchte Metrich das Ganztagsangebot, das es bisher in der GOS gibt, für die Siebtklässler fortführen - und bei entsprechendem Interesse auch auf andere Klassen ausdehnen. "Das ist sinnvoll", sagt Elisabeth Kallenberg-Annen vom Elternbeirat, die mit einem großen Interesse in der Elternschaft rechnet. Bei entsprechendem Interesse an einer Ganztagsschule wünscht Metrich sich langfristig auch eine Mensa. Ein Wunsch, den der Kreis als Schulträger unterstützt. Stellvertretend für den Landrat sagt Stephan Schmitz-Wenzel: "Vorbehaltlich der Zustimmung der politischen Gremien setzen wir uns dafür ein, dass es für eine bauliche Maßnahme Mittel vom Land gibt."
Infoabend: Am heutigen Donnerstag, 15. September, informiert das St.-Willibrord-Gymnasium um 19 Uhr alle Interessierten - besonders die Eltern der jetzigen Sechstklässler - über das geplante Ganztagsangebot.
Sonder-Programm: Schüler der Mint-Klassen am St. Willibrord erwerben Zertifikate für ein spezielles Stundenprogramm mit Schwerpunkt auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint). Die Schüler haben zusätzlichen Unterricht in den Mint-Fächern, mindestens ein Mint-Fach als Leistungskurs, besuchen Workshops und Vorlesungen an Unis, absolvieren Praktika und bereiten Referate vor.…Kurt Metrich (60), Schulleiter des St.-Willibrord-Gymnasiums in Bitburg: Fürchten Sie Konkurrenz durch den gymnasialen Zweig, den das Bistum ab kommendem Schuljahr am Schulzentrum St. Matthias einrichten will? Metrich: "Nein. Ich finde, man sollte ein zusätzliches Angebot nicht als Konkurrenz sehen. Als Schulen tragen wir gemeinsam Verantwortung, ein ausgewogenes Angebot bereitzustellen, das Schülern und Eltern eine Wahl ermöglicht. Unser Auftrag verbietet ein Gegeneinander. Was wir brauchen, sind Kooperation, stabile Strukturen und verlässliche Profile." Wie könnten Sie sich eine Kooperation vorstellen? Metrich: "Denkbar wäre, dass jede Schule eigene Schwerpunkte setzt. Am St.-Willibrord-Gymnasium legen wir ja seit zehn Jahren in den sogenannten Mint-Klassen unter anderem einen Fokus auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dieses Profil hat unsere Schule bereits, das müssen wir nicht erst suchen." Es gibt die Befürchtung, dass das St. Matthias Rosinenpickerei betreibt, sich die besten Schüler aussucht und der Rest die staatliche Schule bevölkert. Teilen Sie diese Sorge? Metrich: "Kinder sind doch keine Rosinen. Ich finde, es gibt keine schlechten Schüler. Unser Anspruch ist, die Kinder so zu unterrichten, dass sie ihre Fähigkeiten entfalten und Freude am Lernen haben. St. Matthias ist eine kooperierende Gesamtschule, wir sind ein Gymnasium mit gemeinsamer Orientierungsstufe. Für beide Formen wird es immer Interessenten geben." scho

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