Speicherer Genossen werben um Schüler Jetzt fehlen nur noch Schüler

Speicher · Brandschutz? Abgearbeitet! Kollegium? Voll besetzt! Turnhalle? Saniert! Die Genossenschaft des Gymnasiums Speicher hat alle Probleme aus dem Weg geräumt. Alle, bis auf eins: Es fehlt noch eine Handvoll Kinder für das nächste Schuljahr.

 „Mit dem Gebäude sind wir durch“, sagt Alwin Ersfeld von der Genossenschaft Gymnasium Speicher. Jetzt fehlen nur noch Schüler.

„Mit dem Gebäude sind wir durch“, sagt Alwin Ersfeld von der Genossenschaft Gymnasium Speicher. Jetzt fehlen nur noch Schüler.

Foto: TV/Christian Altmayer

Es ist still im Gymnasium Speicher. Wer durch die Schulflure spaziert, könnte meinen, dass noch Osterferien sind. Erst als die Pausenglocke läutet, kommt Leben in die Bude. Zwei Türen öffnen sich. Dann: Kinderlachen, Fußgetrappel. Mädchen und Jungs in bunten T-Shirts laufen in den Pausenraum. Dazu müssen sie durchs Treppenhaus in die untere Etage.

Auf der letzten Stufe angekommen, stehen sie in einem Klotz mit Türen. „Der macht den Flur düster“, findet Alwin Ersfeld, Vorsitzender der Genossenschaft Gymnasium Speicher. Doch die Kammer ist notwendig – zumindest rechtlich gesehen. Sie soll, im Brandfall, die Flammen im Untergeschoss halten. Das Feuer soll nicht die Treppe hinaufzüngeln.

Der Brandschutz: Es ist nur eine der Arbeiten, die die Genossenschaft im Schulgebäude vornehmen musste. Neue Fenster sollten her und eine Außentreppe, die von der oberen Etage auf den Schulhof führt. So will es das Gesetz und die Bauabteilung der Kreisverwaltung. Inzwischen erfüllt das Gymnasium die hohen Brandschutzauflagen, sagt Ersfeld – auch dank eines Zuschusses der Verbandsgemeinde und eines Darlehens vom Eifelkreis.

Auch die Schulturnhalle, die bei einem Unwetter im Sommer 2018 unter Wasser stand, ist inzwischen  mit Landesgeld saniert worden. „Mit dem Gebäude sind wir durch“, fasst Ersfeld zusammen.
Die Schülerzahl: Nun wartet aber  die nächste Herausforderung auf den Unternehmer und seine Mitstreiter. Die Genossen müssen für das neue Schuljahr, inklusive des aktuellen Jahrgangs, 54 Kinder zusammenbekommen. Ansonsten gibt es keine Zuwendung von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). 180 000 Euro stehen den Betreibern in Aussicht.

Die gute Nachricht: Das Gymnasium ist nah dran an der Quote. „Es fehlen uns bis zum August nur eine Handvoll Schüler“, sagt Ersfeld. 24 Eltern hätten ihre Kinder angemeldet, hinzu kommen etwas mehr als zwei Dutzend, die derzeit die Schule besuchen.

Sie stammen laut dem Vorsitzenden der Genossen vor allem aus der gesamten Umgebung, dem Bitburger und Wittlicher Land, der Fidei und der Verbandsgemeinde Speicher. Gerade in der Stadt und den umliegenden Dörfern lasse der Zuspruch aber zu wünschen übrig, findet Ersfeld: „Viele Speicherer schicken ihre Kinder lieber nach Bitburg oder Trier. Es fehlt die Solidarität.“ Dabei sei das private Gymnasium doch besser ausgestattet als die Regelschulen, biete ein ganz anderes pädagogisches Konzept und individuelle Förderung.

Das Schulgeld: Doch das kostet auch Geld. Und einige Eltern seien nicht bereit, zu zahlen. Hürden für Väter und Mütter, die sich das Schulgeld nicht leisten können, soll es künftig aber keine mehr geben. Einige Unternehmen, sagt Ersfeld, hätten sich bereit erklärt, die Kosten für weniger vermögende Eltern zu übernehmen. Bereits jetzt gebe es einige, die nicht den vollen Betrag zahlten, sagt der Genossenschafts-Vorsitzende. Mit den neuen Stipendien wolle man nun aber allen Eltern – unabhängig von den finanziellen Mitteln – die Chance geben, ihre Kinder in die Einrichtung zu schicken.

Die Verkehrsanbindung: Für die Eltern und Kinder von weiter weg sei aber auch die Busverbindung ein Problem. „Die ist praktisch nicht existent“, sagt der Unternehmer. Und daran wird sich wohl nichts ändern. Denn im geplanten Nahverkehrskonzept für die Region seien nicht alle nötigen Linien enthalten. Also müssen die Genossen sie selbst schaffen.

Ab Sommer organisiert die Gruppe daher auf eigene Kosten einen Bus, der die Schüler vor der Haustür abholt. Auch ein Schülertransport von Bitburg nach Speicher ließe sich organisieren. Daran seien Anfragen von Eltern aus der Bierstadt bislang gescheitert, sagt Ersfeld: „Wir hätten sonst bestimmt fünf oder zehn Schüler mehr auf der Liste.“ Offensiv um die Bitburger Kinder werben wolle man aber erst ab dem dritten Schuljahr.

 Gymnasium Speicher Mai 2019 Brandschutz

Gymnasium Speicher Mai 2019 Brandschutz

Foto: TV/Christian Altmayer

„Genug Schüler für zwei Klassen bekommen wir immer zusammen“, sagt Ersfeld. Er denkt aber größer: „Speicher war mal ein Schulzentrum mit 700 Schülern. Und so soll es wieder werden.“ In Ersfelds Wunschvorstellung sollen die Kinder künftig in der Stadt in die Kita, dann in die Grundschule und dann aufs Gymnasium gehen. Bis dahin, sagt Ersfeld, müsse er aber noch klappern gehen.

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