Kultur-Gaudi beim Grundschulforum

Auf jeden Fall ist er ein Sprachgenie. Als Germanist, Autor, Erzähler, Dozent, Entertainer, Choreograph, mehrfacher Preisträger und vieles mehr genießt der Senegalese Ibrahima Ndiaye internationale Reputation.

 Ibrahima Ndiaye begeistert Rektor Klaus Hack mit seinen Geschichten. TV-Foto: Elmar Kanz

Ibrahima Ndiaye begeistert Rektor Klaus Hack mit seinen Geschichten. TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. (ka) Gespannt lauschen die Forumsteilnehmer "Ibos Erzählungen": "Hart, aber herzlich, schwarz, aber scherzlich". Eine herrliche, hochkarätige Kultur-Gaudi, wenn man so will. Ein Gag jagt den anderen. Die Zuhörer amüsieren sich köstlich. Selten so gelacht. Zwei Stunden lang. Noch nie zuvor hat es in einem Grundschulforum dergleichen gegeben.

Ibo ist stolz auf seine Familie. Auf seinen Vater, Capitaine Magatte, einen der bekanntesten Theaterregisseure im Senegal, und auf seine Mutter, eine Lehrerin. Ibos Vorbild ist auch sein väterlicher Freund Francis Bebey, renommierter Schriftsteller und Poet. Nicht zu vergessen die Oma. Sie liebt er über alles. "Die beste Geschichtenerzählerin", schwärmt er. Omas "schwarze Weisheiten" sind für Ibo Evangelium. Bisweilen ein recht deftiges. Kostprobe: "Wer im Lehmhaus wohnt, sollte nicht gegen die Wand pinkeln". Wie sich die Bilder gleichen. Man denke an die Steinewerfer in bundesdeutschen Glashäusern.

Senegal, Kadettenschule "Prytanee": Ibos erste Liebelei ist die junge blonde, blauäugige Tochter seiner Deutschlehrerin. Voller Stolz präsentiert er sie. Stolz ist er auch, weil sie kann, was er und seine schwarzen Freunde nicht können: Die Farbe wechseln. "Wenn ich sie am Öhrchen zupfte, wurde sie rot."

Nach dreijährigem Germanistikstudium zieht es Ibo nach Deutschland, "um zu sprechen wie Goethe". Er lernt eine Saarländerin kennen und wird sesshaft. Dass Deutsch im Saarland erste Fremdsprache ist, sagt ihm niemand. Also lernt er auch Saarländisch. Schon bald verkündet er stolz: "Ich bin der einzige schwarze Saarländer".

Köstliche Episoden erlebt er mit ausländischen und deutschen Saarländern. Aufgeregt ruft sein polnischer Freund Marek: "Überall Bekanntmachungen in der Stadt ‚Die Polen fliegen'. Warum? Deutsche Schikane? Muss ich Koffer packen?" "O leck", Ibo klärt ihn auf, "nicht die Polen fliegen, sondern die Pollen, die mit den Allergien". Panik auch bei Ali aus Afrika. Ihn ziert eine imposante Rastafrisur. Ali will nach München. Weil die Bayern alle schwarz sind. Doch schnell ist er wieder da. "Die sind gar nicht schwarz. Schlimmer noch. Wollen sogar Rasterfahndung machen".

Deutsche Sprache als Lebensinhalt



"Ich liebe die deutsche Sprache. Sie ist für mich Lebensinhalt", sagt Ibo. Deutsch spricht er perfekt und völlig akzentfrei. Um seinen souveränen Umgang mit der Sprache würden ihn die meisten (!) Deutschen beneiden. Ibo erzählt wertneutral, nicht tendenziös und ohne nationalen Unterton. Fast immer aber mit einem feinen Schuss Ironie und Satire.

Nach stürmischem Applaus herzlicher Dank für den Referenten. Rektor Klaus Hack sagt nur ein Wort: "Spitze". Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen.

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