Kunstwerk mit Nutzwert

BITBURG. Wie eine Skulptur thront die neue Orgel im Chorraum der Bitburger Liebfrauenkirche. Bis sie erstmals in vollem Klang ertönt, steht aber noch viel Arbeit bevor.

 Imposanter Anblick: Die neue Orgel hat ihren Platz auf der Empore der Liebfrauenkirche gefunden. Vom Kirchenraum aus ist nur das so genannte Prospekt sichtbar – das Hauptwerk steht dahinter. Foto: Marcus Hormes

Imposanter Anblick: Die neue Orgel hat ihren Platz auf der Empore der Liebfrauenkirche gefunden. Vom Kirchenraum aus ist nur das so genannte Prospekt sichtbar – das Hauptwerk steht dahinter. Foto: Marcus Hormes

Wer dieser Tage die Pfarrkirche Liebfrauen betritt, wird staunen und vielleicht ins Schwärmen geraten. Die neue Kirchenorgel sieht von unten so aus, als könne sie schon an diesem Wochenende zur Ehre Gottes erklingen. Doch die Ansicht der 20 Prospektpfeifen täuscht: Insgesamt müssen knapp 2000 Pfeifen einzeln ins Gehäuse gesetzt und aufeinander abgestimmt werden - eine Heidenarbeit, um im Bild zu bleiben. Mitte Mai rücken zwei Intonatöre an, um zehn Wochen lang mit Spezialwerkzeugen die Öffnungen der Pfeifen zu bearbeiten. 56 Töne bilden ein Register (Klangfarbe), von denen es knapp 30 gibt. Dekanatskantor Thomas Netter vergleicht die Aufgabe der Experten mit der eines Dirigenten, der alle Instrumente eines Orchesters zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen muss: "Trompeten und Blockflöten sind gleichberechtigt."Verzierung mit Hilfe einer Kettensäge

Die traditionell kompakte Bauweise der Orgel mit integriertem Spieltisch ermöglicht kurze Wege bei der Mechanik. Wenn der Organist auf Tasten und Pedale drückt, öffnen sich die Ventile der Pfeifen. Vorteil der Mechanik ist die auf lange Sicht geringere Anfälligkeit für Defekte: "Die Orgel ist so konstruiert, dass sie relativ schnell zu reparieren ist." Schließlich soll das teure Instrument mehr als 150 Jahre halten. Eine elektronische Finesse gibt es dennoch: Die Register kann der Organist nicht nur per Hand ziehen, sondern auch über ein Tastenfeld eingeben. So sind bis zu 2000 Variationen programmierbar. Die Verkleidung aus geleimtem Eichenholz hat ein Künstler grau grundiert und mit einer Art Wischtechnik blau-weiß bemalt. Eine Besonderheit von Orgelbaumeister Claudius Winterhalter ist der Einbau einer massiven Mittelstele, die wiederum mit Hilfe einer Kettensäge verziert wurde. So entsteht letztlich ein in Optik und Klang individuell auf die Liebfrauenkirche abgestimmtes Unikat. Und dieses gute Stück hat seinen Preis, der sich aufgrund zwischenzeitlich aufgetretener Statikprobleme in der Kirche erhöht hat. Die Gesamtkosten werden im Bereich von 470 000 Euro liegen. Patenschaften für Orgelpfeifen sind weiterhin möglich. Spendenkonto Orgelbauverein: Kontonummer 203 93 98, Bankleitzahl 586 601 01, Volksbank Bitburg. Eingeweiht wird die Orgel am Sonntag, 3. September, mit einem Doppelkonzert: 10 Uhr Mozarts Krönungsmesse mit Solisten, Chor und Orgel, 17 Uhr Domorganist Josef Still mit Orchester.

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