Neun Millionen Euro für die Straßen im Eifelkreis

Bitburg/Prüm · Gemessen an seiner Fläche ist der Eifelkreis der größte Landkreis in ganz Rheinland-Pfalz. Und gemessen an der Zahl seiner Gemeinden sogar der größte in ganz Deutschland. Vergleicht man jedoch die Einwohnerdichte, so landet Bitburg-Prüm im bundesweiten Vergleich auf einem der hintersten Plätze. Der Kreis ist zwar groß, aber dünn besiedelt. Das bedeutet: viele Kilometer Straße für vergleichsweise wenig Menschen.

 Noch hat Birtlingen über die K 14 einen eigenen Anschluss an die Bundesstraße 257. Seit einigen Jahren jedoch steht dieser Anschluss auf der Kippe. TV-Foto: Uwe Hentschel

Noch hat Birtlingen über die K 14 einen eigenen Anschluss an die Bundesstraße 257. Seit einigen Jahren jedoch steht dieser Anschluss auf der Kippe. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg/Prüm. Geht es darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, reagieren manche Menschen äußerst dünnhäutig. Sowohl im Straßenverkehr als auch am Frühstückstisch. Wenn zum Beispiel in der Zeitung steht, dass der Landesbetrieb Mobilität (LBM) beabsichtigt, den einzigen vierspurigen Abschnitt der B 51 zwischen Bitburg und Trier wieder auf drei Spuren zu reduzieren, dann kann so manchem Zeitungsleser durchaus mal der Kaffee aus dem Gesicht fallen. Beim Thema Straße verstehen viele Menschen in der Eifel keinen Spaß.

Und schon gar nicht, wenn es um die "Bitburger" geht. Schließlich sind dort täglich mehr als 15 000 Fahrzeuge unterwegs. Die B51 zählt zweifelsohne zu den wichtigsten Straßen des Eifelkreises, ist aber letztlich nur eine von vielen. Denn den größten Anteil am 1565 Kilometer langen Straßennetz (Gemeindestraßen nicht mitgerechnet) haben mit 755 Kilometern die Kreisstraßen. Hinzu kommen 138 Brücken und 123 Stützwände, die ebenfalls in der Zuständigkeit des Kreises liegen.

Auf einigen dieser Straßen verkehren laut Kreisverwaltung jeden Tag bis zu 2000 Fahrzeuge. Es gibt aber Abschnitte, auf denen im Schnitt gerade einmal fünf Autos pro Stunde unterwegs sind. Wer dort als Kröte oder Igel überfahren wird, hat definitiv einen der wenigen schlechten Momente erwischt.

Rund neun Millionen Euro steckt der Kreis jedes Jahr in Unterhalt und Sanierung seines Straßennetzes. Und trotz dieser hohen Ausgaben hält der Kreis an seinem Straßennetz fest. Laut Kreisverwaltung gab es bislang keinen Fall, in dem eine Kreisstraße aufgrund der fehlenden Notwendigkeit oder der zu geringen Frequenz stillgelegt wurde. "Der Bau und die Erhaltung des Kreisstraßennetzes ist eine öffentliche Aufgabe der Daseinsvorsorge, auf die nicht verzichtet werden kann", meint dazu Landrat Joachim Streit.

Für die Lebensfähigkeit der ländlichen Räume sei die Straßen-Infrastruktur unerlässlich, so der Landrat. Wobei das nicht der einzige Grund ist, warum sich der Kreis an seinen Asphalt klammert. Denn wie Streit erklärt, erhält der Kreis für jeden Kilometer Kreisstraße jährlich hohe Zuschüsse. In den letzten Jahren habe sich deshalb für den Eifelkreis aus dem Kreisstraßenbau und der Unterhaltung des Netzes so gut wie keine Nettobelastung ergeben, sagt der Landrat. "Soweit die Förderung in der bisherigen Form weitergeführt wird, stellen die Kreisstraßen für den Landkreis kein finanzielles Problem dar."Jenseits des Kirchturms


Der Vollständigkeit halber sollte an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass die neun Millionen Euro gar nicht ausreichen. So wird alle fünf Jahre der Zustand der Straßen erfasst und kategorisiert. Die jüngste Bestandsaufnahme im Jahr 2011 kam zu dem Ergebnis, dass 215 Kilometer (28 Prozent) als dringend sanierungsbedürftig gelten. Im Investitionsprogramm des Kreises für die Jahre 2012 bis 2016 tauchen aber nur 90 Kilometer auf. Der Kreis müsste also deutlich mehr investieren, wollte er alle gravierenden Mängel beheben.

Doch aufgrund der prekären Haushaltslage dürfen im Kreisstraßenbau nur noch die Projekte gefördert werden, die sich gar nicht mehr weiter aufschieben lassen. Allerdings gibt es auch noch andere Möglichkeiten, das Kreisstraßennetz auszudünnen. Und zwar, indem man aus den Kreisstraßen einfach Gemeindestraßen macht. Das wollen zwar weder der Kreis noch die Gemeinden. Doch genau dazu könnte es bei den Fusionen von Kleinstgemeinden, die in einigen Fällen unausweichlich sein werden, kommen. Zumindest nach dem Landesstraßengesetz.

Durch die Zusammenlegung von Gemeinden würden auf Grundlage dieses Gesetzes Kreisstraßen unter Umständen zu Gemeindestraßen herabgestuft, weil sie dann nämlich nicht mehr eigenständige Dörfer, sondern lediglich nur noch Ortsteile miteinander verbänden.

Das Problem wäre damit verlagert. Und zwar auf diejenigen, die es sich noch weniger leisten können.
Manchmal aber spielen auch ganz andere Faktoren eine Rolle. Wie im Fall der K 14, die Birtlingen mit der B 257 verbindet. So arbeitet der LBM bereits seit Jahren an der Umsetzung eines Verkehrssicherheitskonzepts für den Bundesstraßenabschnitt zwischen Bitburg und Echternach. Und im Zuge dieses Projekts sollen sämtliche Knotenpunkte so gestaltet werden, dass ein Kreuzen der Fahrbahn nicht mehr möglich ist. Also mit Hilfe zusätzlicher Brücken.
Weil in Birtlingen aber nur gut 50 Menschen wohnen und die Birtlinger die B 257 auch über den Nachbarort Messerich erreichen können, soll der Anschluss Birtlingen nicht kreuzungsfrei umgestaltet werden, sondern möglicherweise komplett verschwinden. Aus Gründen der Sicherheit. Und aus Kostengründen.

Liebe Leser! Was denken Sie?
Ist der Umfang des Straßennetzes im Kreis zu groß? Sind einige Straßen gar verzichtbar? Oder reicht Ihnen das Netz nicht aus? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an eifel@ volksfreund.de. Bitte Namen und Anschrift nicht vergessen.

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