Denkmalschutz Neuer Mörtel statt altem Beton

Schönecken · Die Zeit nagt stetig an der Schönecker Burgruine. Teile der Anlage sind sogar akut vom Einsturz bedroht. Für 1,2 Millionen Euro werden bis Ende 2019 in einem ersten Bauabschnitt schon mal die zwei Türme saniert.

 Marion Basten und Martin Bernhardt vermessen die Höhe der sogenannten Opfersteine. Diese obere Steinschicht verwittert in den kommenden Jahren als erste. Sie schützt damit aber die darunterliegende historische Mauerschicht.

Marion Basten und Martin Bernhardt vermessen die Höhe der sogenannten Opfersteine. Diese obere Steinschicht verwittert in den kommenden Jahren als erste. Sie schützt damit aber die darunterliegende historische Mauerschicht.

Foto: Frank Auffenberg

Vorsichtig schiebt Marion Basten eine Fingerkuppe unter den Rand einer zentimeterdicken Mörtelschicht auf der Umfassungsmauer der Schönecker Burgruine. „Ich brauche nicht viel Kraft und kann trotzdem einen ziemlich großen Brocken bewegen. Genau hier liegt das Problem - das Gemäuer ist einfach nicht mehr stabil“, sagt die Architektin vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Mitte der 1980er Jahre sei die Ruine restauriert worden. „Leider war es damals üblich, dicke Betonschichten auf das gesamte Mauerwerk aufzutragen. Mit den Folgen haben wir heute zu kämpfen“, sagt Basten.

Im Auftrag des rheinland-pfälzischen Finanzministeriums – die Ruine gehört dem Land – rückte im Frühjahr ein Team des Trierer Ingenieurbüros Schwab/Lemke an, um die Reste der einst mächtigen Anlage (siehe Info) wieder in Schuss zu bringen, denn der Zahn der Zeit nagte massiv am Gemäuer. „Auch wenn man das nicht überall sah“, sagt Bauingenieur Martin Bernhardt. Man müsse sich das Problem so vorstellen: „Die Betonschicht wurde nicht nur zwischen den alten Steinen aufgebracht, sie wurde auch auf die Mauern aufgestrichen.“

Durch diese Versiegelung sei der Wasseraustausch gestört worden. Feuchtigkeit dringt zwischen die Steine und bleibt dort leider auch. „Mit dem Resultat, dass teils die Steine porös werden, aber auch der Druck auf dies Mauern zu groß wird. „Kommt dann noch Frost hinzu, kann es durchaus zu Einsturz kommen“, sagt Marion Basten.

In mühevoller Handarbeit werden jetzt die fatalen Sanierungsspuren der 1980er Jahre wieder abgetragen. „Wir entfernen den Beton zwischen und auch auf den Steinen. Er wird dann durch einen stark kalkhaltigen Mörtel auszugetauscht“, sagt Bernhardt. Der wiederum ähnele dem ursprünglich verwendeten Material und sorge für einen besseren Wasseraustausch.

„Da fließt dann nichts durch, aber die Feuchtigkeit kann sich nicht so anstauen wie bisher und wie unsere vorherigen Untersuchungen zeigen, war die Situation schon sehr ernst“, sagt Marion Basten. Vor etwa fünf Jahren sei sie mit einer Bestandaufnahme beauftragt worden. „Das resultierte aus verschiedenen Mauerausbrüchen der vergangenen Jahre. 2006 gab es einen, der gleich ausgebessert wurde, dann wieder 2010 und 2011.“ Schon die 1980er-Sanierung sei aus ähnlichen Gründen angestoßen worden, sagt Basten.

Die jüngsten Untersuchungen brachten schließlich Besorgniserregendes zutage. „Man kann sagen, dass der Gesamtzustand sehr marode ist“, sagt Marion Basten. „Bis hin zu einsturzgefährdet“, ergänzt Bernhardt. So sei die Sanierung nun auch in zwei Bauabschnitte unterteilt.

„Der erste, der nun begonnen hat, konzentriert sich auf die zum Ort hin gewandte Seite der Außenmauern und auf die zwei großen Türme. Auch weil die Verkehrssicherheit gewahrt werden muss. Unter den Türmen läuft ja ein Wanderweg entlang“, sagt sie. Im schlimmsten Fall könnten Steine sogar bis zur Bebauung unterhalb des Burgberges stürzen. „Deswegen war dieser Abschnitt nun auch wirklich dringend.“ Dafür habe das Finanzministerium nun 1,2 Millionen Euro zur Instandsetzung bewilligt.

„Es gehören ja nicht allein die Sanierungsarbeiten, sondern eben auch alle Untersuchungen dazu. Unter anderem wurde im Vorfeld mit einem Georadarsystem nach noch unbekannten baulichen Strukturen gesucht“, sagt Marion Basten. Archäologisch sei der Burgberg noch relativ wenig untersucht worden. „Die Radarmessungen zeigten viele Verfüllungen und Aufschüttungen“, sagt sie.

Voraussichtlich bis Ende September werde nun gearbeitet, sagt Bernhardt. „Der Mörtel hat leider einen Nachteil: Er muss deutlich länger austrocknen als Beton. So können wir nicht durcharbeiten.“ Man hoffe den ersten Turm bis zum Ende der Saison fertig zu haben, dann ziehe das Gerüst weiter an den zweiten Turm.

„Eine Sanierung wie diese kann nicht mit anderen Bauprojekten verglichen werden und ist teils sehr aufwendig“, sagt Marion Basten. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde habe man aber die Belastung für die Anwohner so gering wie möglich halten können. „Es fahren keine schweren Geräte hier hoch. Alles wird zum Bauhof geliefert, dort von den Paletten geladen und mit kleinen Geräten den Burgberg hochgefahren“, sagt sie.

 Martin Bernhardt dokumentiert einen Mauerausbruch.

Martin Bernhardt dokumentiert einen Mauerausbruch.

Foto: Frank Auffenberg
 Wie das berühmte Baugerüst an den Türmen des Kölner Doms wird auch das an der Schönecker Burgruine nach und nach um den Bau herumwandern. Foto: Frank Auffenberg

Wie das berühmte Baugerüst an den Türmen des Kölner Doms wird auch das an der Schönecker Burgruine nach und nach um den Bau herumwandern. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg

Das bringe zwar deutlich mehr Verkehr mit sich, als die Anwohner gewohnt seien: „Aber immerhin müssen hier keine Lastwagen oder Bagger hoch.“

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