Prominenz Kochkurs mit Starbesuch

Neuerburg · Schüler der Neuerburger Grund- und Realschule plus haben eine Küche gewonnen. Zur Einweihung hat Fernsehkoch Tim Mälzer mit den Schülern ein paar Gerichte zubereitet. Richtig lange ließ sich der Hamburger aber nicht blicken.

Neuerburger Schüler kochen mit Tim Mälzer (Bilder)
22 Bilder

Neuerburger Schüler kochen mit Tim Mälzer

22 Bilder

Tim Mälzer führt den Löffel zum Mund. Er spitzt die Lippen, probiert und verzieht das Gesicht. „Boah, was hast du denn da gemacht?“, schnauzt er Sofia Ney an. Die Schülerin fährt zusammen. Sie sagt kein Wort mehr, scheint plötzlich etwas total Interessantes zwischen ihren Schuhen entdeckt zu haben. Ihre Wangen färben sich rot. „Ach Quatsch“, sagt er und klopft ihr auf die Schulter: „Och ein bisschen Honig rein, dann passt das so!“ Später erklärt der Fernsehkoch: „Eine Marinade darf nicht schmecken. Sie muss überwürzt sein, damit das Fleisch ihren Geschmack annimmt.“ Wieder was gelernt!Mälzer reibt das Hähnchen mit der Paste ein und schiebt das Federvieh in den Backofen. Und wie heißt das Ganze, wenn’s fertig ist? „Hähnchen mit Marinade.“ So einfach kann es sein.

„Einfach, günstig, aber lecker“ sollen alle Gerichte sein, die der Fernsehkoch heute mit Schülern der Realschule plus Neuerburg kocht. Das Menü haben sich die Jugendlichen selbst ausgedacht. Auf der Speisekarte stehen Cordon Bleu mit Kartoffelsalat, Foccacia, Hähnchen, gefüllte Paprika und einiges mehr. Wenn die Schüler mal nicht weiterwissen - wie würzt, wie schneidet, wie brät man richtig an - hilft der Promikoch.

Unterstützt wird er dabei von Thomas Herrig. Der Meckeler Sternekoch will die Schule ab jetzt häufiger besuchen. Er übernimmt die Patenschaft für die Küche. Das heißt: Zum Beispiel bei Schulfesten wolle der Eifelkoch den Kindern helfen zu organisieren, zu kalkulieren und schließlich ein Essen zuzubereiten. Obwohl Herrig hier durchaus zur Lokalprominenz gehört, hat er es bis Neuerburg nicht weit. Der Hamburger Mälzer hingegen hat eine weite Reise auf sich genommen. Warum eigentlich?

Der 46-Jährige ist gerade aus Israel zurück. Dort stand er für seine Show „Kitchen Impossible“ vor der Kamera. Nächste Woche geht es nach Italien. Er hat schon für die britische Queen, für Jogi Löw und Justin Bieber gekocht. Heute kocht er für Eifeler Schüler. Dass er bei diesen Zwischenstopp in Neuerburg einlegt, ist der Verdienst von drei Schülern und ihrer Lehrerin.

Bis vergangenes Jahr hatte Marianne Peters mit ihrer Koch-AG dreimal beim Bundeswettbewerb „Klasse Kochen“ teilgenommen - und jedes Mal verloren. Doch in dieser Geschichte sind aller guten Dinge vier. Mit einer Fotostory über Brennessel-Suppe konnten sich drei ihrer Schüler 2016 unter 200 Mitbewerbern durchsetzen. „Man darf eben nicht aufgeben“, sagt Peters - nicht ohne Stolz. Und so gewannen die Neuerburger eine Übungsküche und den Kochkurs mit Mälzer (der TV berichtete). Vor den Sommerferien wurden Herdplatten, Arbeitsflächen und Öfen eingebaut. Jetzt wurde die Küche mit dem Fernsehkoch offiziell eingeweiht. Mitkochen durften die Mitglieder von Peters Koch-AG und natürlich die drei Gewinner-Schüler. Eine von ihnen ist Maren Weisen.

Die 15-Jährige schält Süßkartoffeln. Später wird sie das Gemüse im Topf pürieren. Nebenan schneidet Sofia Ney Fleisch in Streifen. Damit will sie später Paprikas füllen. Den Schock von vorhin, als Mälzer sie wegen der Marinade anfuhr, hat sie inzwischen überwunden. Sie arbeitet still und konzentriert - wie all die Junior-Köche hier. Ein Team von Kameraleuten umschwärmt sie, filmt sie aus allen erdenklichen Winkeln. Dabei sind die Schüler aufgeregt genug. Den Promikoch direkt anzusprechen oder nach Tipps zu fragen, trauen sie sich kaum.

Der 46-Jährige hingegen gibt sich gewohnt locker. Der Hamburger - bekannt für seine „Kotterschnauze“ - hat immer einen Spruch auf den Lippen. So erfahren die Schüler, dass auch ein Starkoch nicht unfehlbar ist: „Pfannkuchen, Gänsebraten und Salzkartoffeln kann ich nicht“, gibt er zu. Dafür koche er aber „die beste Bolognese der Welt“. Den Begriff „gesundes Essen“ könne er übrigens nicht ausstehen: „Das nervt. Gesund gibt’s in der Apotheke.“ Er sage lieber „genussvoll“. Auch ein Burger könne ein Genuss sein, „nicht unbedingt ein Todbringer.“ Das kommt an. Die Jugendlichen sind begeistert von dem Starkoch. Mälzer sei „cool, lustig, offen, nicht abgehoben“ (Siehe Umfrage). Bei der Autogrammstunde bildet sich eine Schlange - als wäre er ein Rockstar.

Richtig lange lässt der Rockstar sich bei seinen Fans aber nicht blicken. Er lässt die Schüler erst mal eine halbe Stunde kochen, bevor er dazu stößt. 45 Minuten später ist er wieder irgendwo im Gebäude unterwegs. Erst zum gemeinsamen Essen taucht er wieder auf.

Das dampft verheißungsvoll auf den Tellern. Und das wissen wenige Sekunden später auch die Facebook-Freunde der Schüler. Bevor jemand einen Bissen nimmt, geht das Blitzlichtgewitter los. Die Jugendlichen fotografieren ihre Gerichteund posten die Bilder im Internet. „Jetzt aber alle hinsetzen“,schnauzt Mälzer. Sofia Ney fährt zusammen. Der Koch hat sie wieder auf den Arm genommen. Er lacht. Sie setzt sich trotzdem und probiert von der Süßkartoffelsuppe. Und schmeckts? „Ja, lecker“, sagt sie. Da muss keiner das Gesicht verziehen.

(cha )
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort