Schwarzerde-Anlage: Ein Gutachten fehlt

Die Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) prüft die weltweit erste Terra-Preta-Anlage, die in der Energielandschaft entstehen soll. Unterdessen wird heute in Wörrstadt ein Unternehmen aus der Taufe gehoben, das bei der Vermarktung des Turbo-Humus helfen soll.

Morbach/Wörrstadt. (iro) Wenn heute, Donnerstag, in Wörrstadt, Donnersbergkreis, in Anwesenheit von Umweltministerin Margit Conrad die Vertriebsgesellschaft Palaterra aus der Taufe gehoben wird, ist Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes mit von der Partie. Denn Palaterra soll "Terra Preta" vermarkten. Das "Gold der Erde", wie die Schwarzerde auch genannt wird, soll 2010 auch in Morbach produziert werden - und zwar im großen Stil. 50 000 Tonnen des Turbo-Humus sollen künftig auf drei Hektar Fläche in der Morbacher Energielandschaft hergestellt werden (der TV berichtete).

"Bei uns entsteht die weltweit erste industrielle Terra-Preta-Anlage", sagte Eibes dem TV auf Anfrage. Beteiligt waren die Morbacher finanziell auch an einem Forschungsprojekt der Firma Areal GmbH aus dem Donnersbergkreis. Die "Schwarzerde" wurde bereits vor Tausenden von Jahren von Hochkulturen im Amazonasgebiet aus Ernteresten und organischen Abfällen entwickelt (siehe Extra). Einer Gruppe um den Areal-Firmenchef Joachim Böttcher gelang es, das Herstellungsverfahren zu entschlüsseln und auf moderne großtechnische Verfahren und Produktionsabläufe zu übertragen. Die Anlage in Morbach entsteht in Kombination mit einer Bioabfall-Vergärungsanlage. Ein Konsortium, das voraussichtlich neben der Firma Areal aus der Juwi Gruppe aus Wörrstadt und Ökobit aus Reinsfeld bestehen soll, will in der Energielandschaft beide Anlagen betreiben. Die Gesamtinvestition bewegt sich im zweistelligen Millionenbereich.

Beide Projekte werden zurzeit von der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz auf schädliche Umwelteinwirkungen geprüft. Derzeit steht nach Angaben von Ron Richter, Projektmanager bei der Firma Juwi, noch ein Geruchsgutachten aus. Wenn die Koblenzer Behörde ihr Einverständnis gegeben hat, kommt das Verfahren in die Offenlage. Jeder Bürger kann dann Einblick in die Planungen nehmen. Zuvor soll das Projekt in öffentlicher Sitzung im Morbacher Gemeinderat vorgestellt werden. Im Hengstbacherhof, Donnersbergkreis, bauen die Firmen Areal GmbH und die Juwi Gruppe derzeit die Pilotanlage zur Terra-Preta-Herstellung mit einem Produktionsvolumen von jährlich 1250 Kubikmetern. "Terra Preta" soll künftig im Franchise-Verfahren hergestellt werden. Palaterra soll Anlagen wie der in Morbach bei der regionalen Vermarktung, der Qualitätssicherung und der Finanzierung helfen. EXTRA Terra Preta ist portugiesisch und bedeutet "schwarze Erde". Er bezeichnet eine besonders nährstoffreiche Bodenform, die Ende der 80er von Archäologen in teilweise meterdicken Schichten im heutigen Brasilien gefunden wurde. Fachleute gehen davon aus, dass es im 16. Jahrhundert möglich war, mit Hilfe der fruchtbaren Erde mehrere Millionen Menschen zu ernähren. Die Schwarzerde kann in hohem Maße Wasser speichern und bindet auch Kohlenstoff, der sich so nicht in den Klimakiller Kohlendioxid verwandelt.

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