Zwei Kitas sind eine zu viel

Morbach · Das Kinderhaus Mandala schaut in eine ungewisse Zukunft: Denn im August öffnet die neue kommunale Kita Auf der Huhf. Die Gemeinde Morbach und der Landkreis Bernkastel-Wittlich stellen dann finanzielle Förderung des Kinderhauses ein.

Morbach. Noch hallt Kinderlachen durch die drei Zimmer des Hauses Mandala in Morbach. Auf dem Spielteppich fahren zwei Jungs ihre Modellautos hin und her, nebenan packen Mädchen ein Gesellschaftsspiel aus. In der Küche spielt ein Vierjähriger mit einem Spielzeugmixer.
Damit könnte es bald vorbei sein. Denn im Sommer wird die neue Morbacher Kindertagesstätte Auf der Huhf eröffnet. Die neue Kita bietet 50 Morbacher Kindern im Alter von einem bis sechs Lebensjahren einen Platz - das hat bis jetzt das Kinderhaus Mandala getan. Ein besonderer Deal machte das möglich: Solange es keine eigene, kommunale Kita gab, übernahmen Kreisverwaltung und Gemeinde die Kosten für die Kinderbetreuung im Haus Mandala. Der Grund: Die Kommunen mussten ihrer rechtlichen Verpflichtung nachkommen, Kita-Plätze bereitzustellen. "Es war immer klar gewesen, dass es darüber hinaus keine weitere Finanzierung gibt", sagt Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal. Dennoch soll das weitere Vorgehen erst einmal im Gemeinderat besprochen werden.
Engagement wird beendet


Die Kreisverwaltung sieht ihr Engagement definitiv beendet an: "Die vertraglichen Regelungen sahen von Anfang an vor, die Personalkostenanteile nur vorübergehend zu übernehmen", erklärt Sprecher Alfons Kuhnen.
Seit 2003 werden im Haus Mandala bis zu zwölf Kinder betreut - auch unter Dreijährige. "Wir haben von 7 bis 19 Uhr geöffnet, auch in der Ferienzeit", sagt Christine Backes, die Leiterin des Hauses. "Die Einrichtung will damit vor allem Berufstätige und Alleinerziehende unterstützen", erklärt die 45-Jährige. Deshalb ist das Haus auch für ältere Kinder da, sogar für Schüler der Ganztagsschule, die kommen, wenn dort um 16 Uhr der Unterricht zu Ende ist.
Träger des Kinderhauses ist ein gemeinnütziges Privatunternehmen: die Lernen und Arbeiten Gmbh aus Neuwied, die im Nachbarhaus auch eine Fortbildungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose betreibt. Von 2005 bis 2011 wurde auch das Kinderhaus von der Arbeitsagentur gefördert: Damals übernahmen Ein-Euro-Jobber die Betreuung. So bekamen Arbeitslose eine Aufgabe - und Morbach eine Kita (siehe Extra).
Arbeitslose machen Praktikum


Diese Synergieeffekte nutzt die Einrichtung heute noch: So machten Arbeitslose Praktika in der Kita. Drei von ihnen wurden sogar übernommen und arbeiten jetzt halbtags dort.
Einer von ihnen ist René Kallenberg. Der 34-Jährige aus Bernkastel war vier Jahre lang ohne Job, bevor er in Morbach an einer Fortbildung teilnahm. "Das war eigentlich ein Vorbereitungskurs für eine Altenpflegehelferausbildung", erinnert er sich. Der Kontakt zu den Kindern im Nachbargebäude weckte sein Interesse an der Pädagogik. "Im vergangenen Jahr habe ich ein Praktikum in der Kita gemacht", erzählt er.
Der gelernte Einzelhandelskaufmann kam so gut bei den Kleinen an, dass er jetzt halbtags als Betreuer im Mandala arbeitet. Kallenberg: "Ich mag die Abwechslung: Morgens bastele und male ich mit den Kleinen, nachmittags helfe ich den Großen mit den Hausaufgaben." Dem Bernkasteler gefällt sein neuer Beruf. Im Sommer beginnt er sogar eine Ausbildung zum Erzieher. "Eine Erfolgsstory", sagt Hausleiterin Backes.
Was passiert jetzt mit Mandala? "Die Mitarbeiter dort leisten gute Arbeit und wir haben ein sehr gutes Miteinander. Aber Standpunkt ist, dass die Finanzierung ungewiss ist", sagt Bürgermeister Hackethal. "Wir werden uns demnächst positionieren", sagt Hackethal. Im Juni soll eine Entscheidung fallen.Extra

Die Kinderbetreuung im Haus Mandala wird und wurde von verschiedenen Institutionen bezahlt. Die Stellen der Erzieherinnen teilen sich Kreisverwaltung und Gemeinde; letzte übernimmt zudem die Miete. "Zwischen 50 000 und 70 000 Euro schießt die Gemeinde zu", sagt Bürgermeister Hackethal. Der Kreis zahlt jährlich 26 000 Euro. Bis 2011 wurden von Arbeitsagentur und Land Rheinland-Pfalz drei Ein-Euro-Jobber bezahlt, die die Kinder betreuten. Auch jetzt fördert die Agentur die Stellen von drei Teilzeitbeschäftigten in der Kita. Die Bildungsmaßnahme für Arbeitslose im Nachbarhaus wird aus Mitteln der Arbeitsagentur und - über das Land Rheinland-Pfalz - dem Europäischen Sozialfonds bezahlt. Träger ist die gemeinnützige Lernen und Arbeiten GmbH. "Aus meiner Warte wird in Morbach die Maßnahme für die Arbeitslosen weitergeführt", sagt Hans-Georg Simon, Geschäftsführer des Jobcenters Bernkastel-Wittlich. sen

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