41-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Saarburg wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor Gericht

Trier · Eine Mutter, die an die Unschuld ihres Sohnes glaubt. Eine Therapeutin, die die belastenden Zeugenaussagen als glaubwürdig einstuft. Im Prozess gegen einen Mann aus der Verbandsgemeinde Saarburg, der seine Stieftochter missbraucht haben soll, ergeben die Zeugenaussagen am zweiten Verhandlungstag kein klares Bild. Am ersten Verhandlungstag hatte der Angeklagte ein Geständnis abgelegt.

Trier. Die Mutter des Angeklagten kann es nicht glauben. Ihr Sohn soll laut Staatsanwaltschaft seine 13-jährige Stieftochter sexuell missbraucht haben. Die Behörde wirft ihm vor, der damals 13-Jährigen, die bei ihm wohnte, 2011 mehrfach in die Unterhose gegriffen zu haben.

Auf die Frage von Richter Armin Hardt, ob sie eine Erklärung dafür habe, dass der Angeklagte am ersten Gerichtstag ein Geständnis abgelegt habe, sagt sie schlicht: "Nein." Auch auf die Frage, warum kinderpornografische Bilder bei dem Mann gefunden worden seien, hat sie keine Antwort. Das Verhältnis ihres Sohnes zur Stieftochter beschreibt sie als gut, er sei immer Ansprechpartner für sie gewesen.

Stattdessen stellt sie einen Zusammenhang her zwischen der Veränderung des Mädchens ("sie war blass, das Essen hat ihr nicht mehr geschmeckt") und dessen damaligen Treffen mit einem älteren Mann um die 40. "Da stimmt was nicht", habe sie öfter gesagt. Sie zitiert den Besitzer eines Pferdehofs, auf dem sich das Mädchen regelmäßig aufgehalten hat: Demnach soll die 13-Jährige einer anderen Reiterin erzählt haben, man müsse dem Stiefvater nur was anhängen, dann könne sie zu dem älteren Mann ziehen und ihr Pferd dorthin mitnehmen. Der Pferdehofbesitzer wiederholt diese Aussage später auch vor Gericht.

Ungefragt sagt die Mutter des Angeklagten zum Schluss fast weinend: "Mein Sohn sitzt nun acht Monate in Untersuchungshaft. Den beiden kleinen Kindern zu Hause geht es nicht gut, die ganze Familie leidet furchtbar darunter."

Angst- und Panikattacken

Die Glaubwürdigkeit der Stieftochter schätzt die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, bei der das Mädchen 2012/2013 eine Kurzzeittherapie absolviert hat, ganz anders ein. Sie spricht davon, dass die Jugendliche glaubwürdig und von sich aus von den Übergriffen erzählt habe. Immer wieder sei sie in Tränen ausgebrochen. Sie habe zudem erzählt, sie sei von zu Hause weggelaufen, weil die Mutter ihr nicht geglaubt habe. So etwas sei tragisch für jedes Missbrauchsopfer und bereite viel Schmerz. Die Angst- und Panikattacken des Mädchens ordnet die Therapeutin als Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung ein, wie sie nach sexuellem Missbrauch vorkommen könnte.

Die Schwägerin des Angeklagten stützt hingegen die Zweifel der Mutter des Angeklagten. Die Frau, die in einem anderen Teil Deutschlands lebt, berichtet in einer Videovernehmung, dass sie die einzige Vertraute der Nichte gewesen sei. Diese habe ihr gesagt, sie habe gelogen, als sie den Stiefvater belastet habe. Auf die Frage, warum sie dies getan habe, habe sie gesagt, sie wisse es nicht.

Das mutmaßliche Opfer kommt am zweiten Verhandlungstag auch zu Wort, ebenfalls per Videoaufnahme. 2012 und 2015 ist sie befragt worden. Ruhig schildert sie in knappen Worten, wie der Stiefvater mal beim gemeinsamen Computerspiel, mal beim Massieren ihres Muskelrisses übergriffig geworden sei. Die Zeugin schildert auch, wie ihr Stiefvater ihr und zwei Freundinnen im Schwimmbad beim Hochwerfen im Wasser in die Bikinihose gefasst habe. Diesen Punkt hat der Angeklagte bei seinem Geständnis nicht eingeräumt. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann wird auch die Gutachterin zu Wort kommen, die die Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers beurteilen soll. mai

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