Barmherzigkeit mit Qualität

SCHÖNFELDERHOF/ZEMMER. Mit der Verleihung des Qualitätszertifikats nach "DIN EN ISO 9001:2000" durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft "proCum Cert" endete jetzt eine zweijährige intensive Prüfung und Bewertung des gesamten gemeindepsychiatrischen Angebots des Schönfelderhofs bei Zemmer.

"Menschlichkeit und Management, Barmherzigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende Ansätze für eine zukunftsorientierte Ausrichtung verstehen." Dafür stehe die Zertifizierung des Schönfelderhofs, so dessen Hausoberer Werner Schmitz bei der feierlichen Urkundenverleihung. Als erster Träger der Alten- und Behindertenhilfe in Rheinland-Pfalz haben die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) ihre Einrichtungen im Bereich der Psychiatrie einer Qualitätsprüfung nach der Norm "DIN EN ISO 9001:2000" unterziehen lassen. Beauftragt wurde die konfessionelle Zertifizierungsgesellschaft proCum Cert aus Frankfurt, die 1998 auf Initiative des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands gemeinsam mit anderen Wohlfahrtsverbänden gegründet wurde, um eine leitbildorientierte Alternative zu Industrienormen zu bieten. Deren Visitoren begutachteten das Betreuungsangebot, das Management des BBT und seiner Einrichtungen bis hin zum geschäftsführenden Vorstand und den zugeordneten Stabs- sowie Verwaltungsstellen. Ihr Augenmerk galt der Optimierung von Prozessen, der konsequenten Ausrichtung der Angebote am Bedarf der zu Betreuenden, deren Einbeziehung bei der Wahl passender Angebote als auch der Sicherstellung vernünftiger Dokumentation und Transparenz bei Abläufen und Entscheidungen. "Es war ein langwieriger Prozess, in dem viel Papier produziert wurde, aber heute haben wir ein überschaubares Qualitätsmanagement", sagt Günter Mosen, Ressortleiter und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands. "Ohne Kompetenz und Verstand geht nichts"

Der "Dokumentations-Wald" sei dem schon vor der Begutachtung entstandenen Anspruch erwachsen, selbst überprüfbare Standards zu definieren: "Was machen wir eigentlich, wie sieht unsere Betreuungsarbeit konkret aus?", erläutert Albert Mandler, Bereichsleiter Gemeindepsychiatrie am Schönfelderhof. Im Rahmen einer Analyse und unter Berücksichtigung von Vorgaben einer festen Gruppe von 15 Klienten seien unzählige Leistungsbeschreibungen verfasst worden, bis nach und nach bestimmte Verfahrensweisen festgelegt werden konnten. Zum Beispiel, wie man einem Menschen bei der Aufnahme in die Einrichtung gegenübertrete, damit er sich respektiert und mit seinen Bedürfnissen angenommen fühle. Dazu sei beispielsweise, damit nicht immer neu überlegt werden müsse, ein Fragenkatalog entstanden. "Doch bei aller Notwendigkeit, systematisch vorzugehen - wir arbeiten hier mit Menschen - ohne Kompetenz und gesunden Menschenverstand eines jeden Mitarbeitenden geht nichts." Gerade das am Menschen orientierte Bemühen sei den Gutachtern positiv aufgefallen, sagt Clemens Gatter, der für proCum Cert das Zertifikat verlieh: "Obwohl ein ärztliches Attest Voraussetzung für eine Aufnahme ist, entscheiden gesundheitliche und soziale Not eines Menschen gemäß der christlichen Orientierung über unbürokratisches Vorgehen." Doch auch das als strukturiert und professionell umgesetzt bezeichnete Qualitätsmanagement erhielt Lob für überzeugende Entwicklungsschritte bei Kundenorientierung, Kennzahlen, Zielplanung und Steuerung, für ständige Aktualisierung und einrichtungsübergreifende Lernprozesse. Gatter: "Damit sind die Barmherzigen Brüder Schönfelderhof sehr gut vorbereitet auf künftige Forderungen der Kostenträger und haben den Nachweis auf Basis einer international anerkannten Norm erbracht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort