Dorfentwicklung Gemeinde kauft den alten Bahnhof

Kell am See · Ein Kulturdenkmal im Ortskern von Kell gehört bald der Ortsgemeinde. Sie will den historischen Bahnhof sanieren, damit dort die Touristinformation einziehen kann. Geplant sind noch zwei weitere große Bauprojekte in der Nähe von Kita und Kirche.

 Das historische Bahnhofsgebäude in Kell liegt direkt am Ruwer-Hochwald-Radweg. Die Gemeinde möchte es dem Heimatverein abkaufen.  Foto: Christa Weber

Das historische Bahnhofsgebäude in Kell liegt direkt am Ruwer-Hochwald-Radweg. Die Gemeinde möchte es dem Heimatverein abkaufen. Foto: Christa Weber

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Es tut sich etwas in Kell. Das liegt am Förderprogramm Ländliche Zentren, aus dem die Ortsgemeinde und Privatleute seit zwei Jahren hohe Landes- und Bundeszuschüsse für Sanierungsprojekte abrufen können. „Das hat uns schon viel gebracht“, sagt Ortsbürgermeister Markus Lehnen. Vor kurzem habe der Gemeinderat für drei weitere wegweisende Projekte die Weichen gestellt.

Nummer eins ist der Kauf des alten Bahnhofs. Das denkmalgeschützte Gebäude von 1890 mit den zwei Satteldächern wird derzeit noch vom Heimat- und Kulturverein als Archiv und Kulturwerkstatt genutzt. Es steht seit einiger Zeit zum Verkauf: „Es gab Angebote von privater Seite. Aber wir sind uns schnell einig geworden“, sagt Lehnen. Da der Bahnhof in dem Sanierungsgebiet liege, das im Rahmen des Förderprogramms ausgewiesen wurde, habe die Gemeinde zudem ein Vorkaufsrecht gehabt. Über den genauen Kaufpreis will Lehnen nicht sprechen. Dieser falle aber „deutlich günstiger“ aus als die 80 000 Euro, für die das Gebäude im Internet angeboten worden sei.

Für die künftige Nutzung gibt es schon Pläne. „Die Touristinformation soll dort einziehen“, verkündet der Ortschef. Diese sei am jetzigen Standort in der Bahnhofsstraße nicht barrierefrei und habe zu wenig Parkplätze. „Eine Touristinfo in so einem historischen Gebäude“ direkt am Ruwer-Hochwald-Radweg sei dagegen „ideal und ein Alleinstellungsmerkmal“. Davon werde auch die Gastronomie in unmittelbarer Nähe profitieren. Der Notartermin steht laut Lehnen unmittelbar bevor. Anschließend müsse der Bahnhof zunächst begutachtet werden, um die Kosten für notwendige Sanierungsarbeiten abzuschätzen. „Da wird schon ein bisschen was zu tun sein.“ Das finanzielle Risiko für die Gemeinde – so sehe es auch der Gemeinderat – sei gering. Denn für Kauf und Sanierung gebe es eine 75-prozentige Förderung. Die 25 Prozent Eigenanteil wolle man über die Kurbeiträge refinanzieren, die Übernachtungsgäste im Fremdenverkehrsort Kell zahlen – laut Lehnen etwa 100 000 Euro pro Jahr.

Der Bahnhof sei der „geeignete Platz“ für die Touristinfo, „zentral, direkt am Radweg und nah an den Geschäften“, freut sich TI-Leiterin Walburga Meyer. Im Umfeld böten sich zudem Stellplätze für Wohnmobile an: „Damit könnten wir eine Zielgruppe ansprechen, die wir bislang eher vernachlässigen mussten.“ Auch die Ladesäule für Elektro-Fahrräder soll dann am Bahnhof stehen. Bis dort alles saniert ist, wird die TI laut Meyer demnächst in ein Übergangsquartier neben dem Rathaus ziehen. Dort ist Platz, weil wegen der Verbandsgemeinde-Fusion viele Mitarbeiter der Verwaltung inzwischen in Saarburg arbeiten.

Für Dittmar Lauer, den Vorsitzenden des Heimatvereins, ist wichtig, „dass der Bahnhof so in öffentlicher Hand bleibt und als Kulturdenkmal auf Dauer gerettet ist.“ Der Verein benötige das Gebäude nicht mehr, weil sein Archiv mittlerweile in der ehemaligen Hochwaldkaserne in Hermeskeil lagere. Lauer setzt aber darauf, dass der Bahnhof künftig für Kulturveranstaltungen nutzbar bleibt. Laut Ortschef sollen dort weiterhin Trauungen angeboten werden.

Projekt Nummer zwei ist ein Nachbargebäude des Kindergartens, das die Gemeinde kaufen und abreißen will. Dies soll Raum schaffen für Parkplätze und eine Erweiterung des Kita-Spielplatzes in Richtung Dorfpark. Abriss und vorbereitende Arbeiten kosten laut Ortschef etwa 80 000 Euro. Auch dieses Projekt werde zu 75 Prozent gefördert. „Ohne das Förderprogramm wäre das alles so nicht machbar.“ Die Arbeiten ließen sich „wunderbar in den Ausbau der Trierer Straße intergieren“. Zu dessen Planung werde es bald eine Infoveranstaltung geben.

Projekt Nummer drei betrifft das alte Pfarrhaus. Die Gemeinde will es dem Bistum abkaufen und das Grundstück inklusive Garten dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) zur Verfügung stellen. Das DRK plant, sein Seniorenzentrum in Kell zu ergänzen. Details sollen in Kürze bekanntgemacht werden. Anke Marzi, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbands, verrät aber schon: „Wir bauen ein neues Gebäude für 18 altersgerechte Wohnungen und eine Tagespflege mit 15 bis 18 Plätzen.“ Der dreigliedrige Neubau werde sich harmonisch ins Ortsbild einfügen. Baubeginn soll in diesem Jahr sein.

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