Gemeinsam Klasse sein!

Saarburg · Schüler, Lehrer und Eltern arbeiten an der Realschule plus in Saarburg gemeinsam an der Vermeidung von Gewalt. In einer Projektwoche gegen Mobbing wurden Ursachen erforscht und Regeln aufgestellt, die ein besseres Miteinander fördern.

 Auf Händen getragen: Mit dieser Übung bauen die Schüler Vertrauen auf. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Auf Händen getragen: Mit dieser Übung bauen die Schüler Vertrauen auf. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg. "Ich wünsche mir, dass alle nett zu mir sind", hat Crissy auf die Karte geschrieben, die an einem Luftballon hängt. Der Elfjährige aus Serrig ist seit drei Wochen Schüler der Realschule plus in Saarburg. Alle 120 Neuen ließen ihre Wünsche gegen Gewalt in den Himmel steigen.
Spaß am Lernen, Freunde finden und Erfolg haben, das sind Ziele von allen Eltern, Lehrern und Schülern. Doch Konflikte bleiben nicht aus. Um diese möglichst von Beginn an zu vermeiden, hat die Schule in einer Projektwoche die Ursachen von Mobbing erforscht und gemeinsam mit den neuen Fünftklässlern Regeln für ein möglichst reibungsloses Miteinander aufgestellt.
"Wenn Lehrer behaupten, an ihrer Schule gebe es keine Gewalt, dann lügen sie", sagt Schulsozialarbeiterin Ulrike Schena-Heinrich. "Unsere Schule hat sich entschlossen, die Kinder zu stärken, und Situationen, in denen Kinder auf der Strecke bleiben, zu verhindern", erklärt Wolf- Markus Dinklage, Leiter der Orientierungsstufe, das Ziel. Noch sei die Klassengemeinschaft neu und damit formbar. Darin sehen beide die Chance, rechtzeitig Vorsorge gegen Mobbing zu treffen. In Rollenspielen wird gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. So lassen sich Schüler von ihren Klassenkameraden auf Händen tragen, üben Zusammenarbeit in einem Eisschollenspiel, in dem nur alle die rettende Insel erreichen, wenn keiner aus der Reihe tanzt. In einem Ballfangspiel wird klar, dass nicht jeder gleich gut fängt, aber vielleicht etwas anderes gut kann.
"In einem Spaziergang mit geschlossenen Augen wäre es für die Kinder ein Leichtes, ihren Klassenkameraden auflaufen zu lassen und ihn dann auszulachen", erklärt Sozialarbeiterin Schena-Heinrich. Doch das kam während der ganzen Woche nicht vor. "In einem menschlich gut funktionierendem Klassenverband schreiben auch alle bessere Noten", weiß Lehrer Dinklage aus wissenschaftlichen Untersuchungen.
"Ich bin in der Grundschule immer von einem getreten worden", erinnert sich Jannik. Das sei auf der Realschule alles viel besser, sagt der Zehnjährige. Er schrieb auf seinen Zettel am Luftballon: "Ich wünsche mir, dass ich gut behandelt werde." Dieser Wunsch ist für ihn bereits in Erfüllung gegangen. doth
Extra

Das Wort Mobbing stammt aus dem Englischen und heißt wörtlich: jemanden anpöbeln oder sich auf jemanden stürzen. Es ist heute der gängige Begriff für das gezielte Quälen und Schikanieren anderer Menschen. Seit zwölf Jahren gibt es an der Realschule Saarburg Schülerstreitschlichter, die ihren Altersgenossen bei Problemen helfen. Seit zehn Jahren wird das Programm Primärprävention (ProPP) angewendet. Es ist soziales Lernen ab den 5. Klassen. Dafür durchlaufen alle Lehrer eine Sonderausbildung, die vom Schulpsychologischen Dienst des Landes angeboten wird. doth

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