Haus am Park steht vor dem Aus

Reinsfeld/Hermeskeil · Die privaten Besitzer des Hauses am Park in Reinsfeld ziehen einen Schlussstrich. Im 60-Betten-Hotel kommen nur noch bis Ende Oktober Gäste unter. Dann wird es geschlossen. Für den Tourismus in der Verbandsgemeinde Hermeskeil entsteht dadurch ein Problem. Außer in der Jugendherberge gibt es keinen Raum mehr für größere Urlaubergruppen.

 Die Bäckerei bleibt, das Hotel schließt: Die Besitzerfamilie Hemmes vermietet im Reinsfelder Haus am Park nur noch bis Ende des Monats Zimmer an Urlaubsgäste. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Bäckerei bleibt, das Hotel schließt: Die Besitzerfamilie Hemmes vermietet im Reinsfelder Haus am Park nur noch bis Ende des Monats Zimmer an Urlaubsgäste. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld/Hermeskeil. "Was sollen wir groß investieren, wenn zu wenig Nachfrage und kein Nachfolger da ist?" Mit dieser rhetorischen Frage liefert Petra Hemmes-Hahn im Gespräch mit dem TV gleich die Erklärung mit, warum sie sich zusammen mit ihrem Mann Burkhard zur Schließung des Hotelbetriebs im Reinsfelder Haus am Park entschlossen hat. Nur noch bis Ende Oktober wird die Familie Gäste in dem Hotel mit insgesamt 60 Betten empfangen.
Die Eltern von Hemmes-Hahn haben das Haus am Park vor etwa 40 Jahren gegründet. "Wir müssten jetzt die Zimmer renovieren und viel Geld reinstecken", sagt Hemmes-Hahn. Die geschätzten Investitionskosten beziffert die Inhaberin auf circa 750 000 Euro. Dieses finanzielle Wagnis wollen sie und ihr Mann aber nicht mehr eingehen. Denn die Betreiberfamilie räumt offen ein, dass die Auslastung des Hotels zu wünschen übrig lässt und im Lauf der Jahre immer weniger Gäste gekommen sind. "Wir merken das eigentlich schon, seitdem der Euro eingeführt wurde", sagt Burkhard Hahn.
Es sei zwar richtig, dass durch den Ruwer-Hochwald-Radweg und den Saar-Hunsrück-Steig mehr Radler und Wanderer in der Region unterwegs sind. Aber, so Hahn: "Die Leute kommen zu uns eher zum Kaffeetrinken, bleiben aber nicht über Nacht." Hinzu komme die etwas versteckte Lage des Hauses am Park in der Dörnerstraße.
"Gerade vom Radweg sind wir einfach zwei Ecken zu weit vom Schuss entfernt", sagt Hahn. Allerdings stellt die Besitzerfamilie klar: "Wir schließen zwar das Hotel. Unsere Bäckerei und das Café bleiben aber auch künftig geöffnet."
Claudia Fuchs, Chefin der Hermeskeiler Tourist-Information (TI), bedauert das Aus für das Hotel am Park. Denn damit fallen in der VG Hermeskeil 60 von rund 700 Betten weg. Was die Unterbringung von Wander- und Radtouristen angeht, sieht Fuchs kaum Probleme. "Diese Leute sind meist allein oder in kleinen Gruppen unterwegs. Dafür haben wir auch in Reinsfeld noch genug Alternativen", betont Fuchs. Der Jägerhof und der Reinsfelder Hof bieten Hotelzimmer an. Dazu kommen noch die Ferienwohnungen im Landhaus Gisela und der Azur-Campingpark. Schwieriger wird es aber, wenn größeren Gruppen mit einem Bus in den Hochwald anreisen.
Es gibt zwar noch die Hermeskeiler Jugendherberge mit 111 Betten. Doch wenn die potenziellen Gäste diese Form der Unterkunft nicht wünschen, kann die TI bei solchen Anfragen künftig nur anbieten, "diese größeren Gruppen auf verschiedene Häuser aufzuteilen", so Fuchs.
Generell stellt die TI-Chefin fest, dass die Vermittlung von Unterkünften in immer stärkerem Maße über das Internet und damit direkt über die Hotelbetriebe läuft. Zieht man diese Aussage in Betracht, lässt sich beim Reinsfelder Haus am Park ein Defizit erkennen. Denn das Hotel verfügt über keine eigene Homepage. Auch der Hausprospekt ist in die Jahre gekommen. Er stammt noch aus der Zeit der vierstelligen Postleitzahlen, wurde also vor 1993 gedruckt.
Ortsbürgermeister Rainer Spies sagt zur Hotelschließung: "Es ist schade, dass uns diese Unterkunftsmöglichkeit verloren geht. Man muss aber Verständnis für die Entscheidung der Besitzer haben. Sie hätten ja schon sehr hohe Investitionen tätigen müssen."

VG Kell

Extra

Die Hotels und Ferienwohnungen melden ihre Gäste- und Übernachtungszahlen dem Statistischen Landesamt in Bad Ems. Dazu sind aber nur Betriebe mit mehr als zehn Betten verpflichtet. Die jüngsten vorliegenden Zahlen des Statistischen Landesamts decken im laufenden Jahr die Monate Januar bis Juli ab. In der VG Hermeskeil wurden 8760 Gäste und 19611 Übernachtungen gezählt. Gegenüber 2011 bedeutet das in diesem Zeitraum bei den Gästezahlen einen Rückgang um 3,6 Prozent. Bei den Übernachtungen sind es sogar 9,5 Prozent. In der touristisch ohnehin viel stärkeren VG Kell sind die Zahlen erfreulicher. Dort wurden 22 918 Gäste und 115 481 Übernachtungen gezählt. Gegenüber 2011 wurden damit zwischen Januar und Juli 11,9 Prozent mehr Gäste und sogar 18,3 Prozent mehr Übernachtungen gezählt. Für diese großen Zuwächse gibt es allerdings eine einfache Erklärung. Bis 2011 gab es im Landal-Feriendorf Kell, dem mit Abstand wichtigsten Tourismusbetrieb, eine große Baustelle. Inzwischen stehen dort die neuen Häuser. Der Keller TI-Chefin Walburga Meyer ist jedoch der Hinweis wichtig, dass das aktuelle Plus höher ist als das Minus, das im ersten Halbjahr 2011 durch die Bauarbeiten im Feriendorf entstanden ist. Damals lag im Vergleich zu 2010 der Rückgang bei den Gästezahlen bei 8,5 Prozent und bei den Übernachtungen bei 16,4 Prozent. ax

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort