Hilfe kommt von unten

SCHODEN. Wird Hans-Werner Bodem mit seinem Team gerufen, sind Menschen in Not. Um ihnen zu helfen, müssen die Männer derHöhenrettungsgruppe der Verbandsgemeinde Saarburg meist hoch hinaus.

"Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." Wer kennt nicht die oft zitierte Weisheit? Wenn doch mal einer herunter kommt und beispielsweise in einem Baum hängen bleibt, ist die Hilfe der Höhenrettungsgruppe der Verbandsgemeinde Saarburg gefragt. "Vor einiger Zeit haben wir bei Serrig einen Drachenflieger, der in einem Baum gelandet war, aus seiner misslichen Lage befreit", berichtet Hans-Werner Bodem. Bodem leitet die vor sechs Jahren gegründete Höhenrettungsgruppe, die der Feuerwehr Saarburg angegliedert ist. Sie ist eine von sechs Gruppen dieser Art in Rheinland-Pfalz. Ausgerüstet mit Seilen, Gurtzeug und Helm machen sich die insgesamt zwölf Männer an die Arbeit. Aktiv werden sie immer dann, wenn mit der üblichen Feuerwehrausrüstung - etwa mit einer Drehleiter - Hilfe nicht mehr möglich ist. "Oder wenn sich der Verunglückte in einem schwer zugänglichen Gebiet befindet", sagt Bodem. Die Arbeit der Truppe ist nicht nur auf Rettungsaktivitäten beschränkt. Vor ein paar Monaten führten Männer der Saarburger Höhenrettungsgruppe Reinigungsarbeiten in einem Silo bei "Villeroy und Boch" in Mettlach durch. Die Arbeit eines Höhenretters erfordert neben Schwindelfreiheit auch ein hohes Maß an Fachkenntnis. "Man muss den Kameraden blind vertrauen können", weiß Bodem. Das sei aber nur möglich, wenn man wisse, dass der andere sein Handwerk beherrsche. Viel Übung ist daher angesagt. Insgesamt 70 Stunden pro Jahr müssen Holger Maximini, Michael Weber und die Kollegen ins Seil. Einmal im Jahr treffen sich die zwölf Höhenretter am Fuße eines Rundfunksendemastes auf einem Berg bei Schoden. 245 Meter misst die Stahlkonstruktion in der Höhe. Ein Aufzug bringt die Männer zu zwei Plattformen. Eine ist auf rund 60 Metern, eine weitere auf rund 120 Metern Höhe. Von dort geht es mit Seilen in die Tiefe. Ein Mann mimt dabei einen Verunglückten. Mit dabei ist auch ein Team des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). "Wichtig ist uns, die Arbeit der Höhenrettungsgruppe kennen zu lernen, damit im Notfall die Zusammenarbeit reibungslos klappt", betont Rettungsassistent Walter Kind, Leiter der Saarburger Rettungswache. Christian Lang nimmt zum ersten Mal an einer Übung der Höhenretter teil. Lang fährt seit einiger Zeit als Notarzt Rettungseinsätze für das DRK. Auf bloßes Zuschauen wollte er sich bei der Übung auf dem Berg bei Schoden nicht beschränken. Lang: "In bestimmten Fällen ist eine permanente medizinische Versorgung von Verletzten unerlässlich." Beispielsweise die Beatmung müsse auch unter schwierigen Bedingungen sichergestellt werden.Grandiose Sicht auf das Umland

Ausgerüstet mit Gurtzeug und Helm steht der Mediziner auf der 60-Meter-Plattform des Sendemastes. Dichter Nebel versperrt an diesem Tag den Blick nach unten. "Bei schönem Wetter hat man von hier oben eine grandiose Sicht auf das Umland", berichtet Hans-Werner Bodem. Doch die tolle Aussicht sei nur von kurzer Dauer. "Schließlich sind wir herauf gekommen, um das Herunter- kommen zu üben", sagt er schmunzelnd. Während Holger Maximini bereits auf der anderen Seite des Geländers über dem Abgrund hängt, macht sich Notarzt Christian Lang fertig, um ihm zu folgen. Etwas mulmig sei ihm schon, sagt er. "Das Schlimmste ist, sich ins Seil fallen zu lassen." Dann geht es abwärts. Nur langsam verschwindet die Plattform mit den zurückgebliebenen Helfern im Nebel. Nach mehreren Minuten haben Lang und sein "Retter" Maximini wieder festen Boden unter den Füßen. Nicht nur dichter Nebel, auch der immer stärker werdende Regen zwingt die Männer schließlich, die Übung vorzeitig zu beenden. Dennoch ziehen sie eine positive Bilanz. Auch Christian Lang ist begeistert. "Für mich war das Ganze nicht nur eine neue Erfahrung, sondern es hat auch Spaß gemacht."

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