Hochkaräter sind nur selten zu Gast

HERMESKEIL. Viel Sport, aber zu wenig Kultur? Als Übungsstätte für Schul- und Vereinssport ist die neue Hochwaldhalle gut ausgelastet. Doch bei der Vermarktung für kulturelle Veranstaltungen tut sich die Stadt schwer. Nur selten finden namhafte Künstler den Weg in die Hermeskeiler Fest- und Stadthalle.

Bei der Gaudi-Night des Karnevalvereins "Ruck-Zuck" war die Hütte endlich wieder rappelvoll. Ausgelassen feierten die Narren in der vorigen Woche in der Hochwaldhalle den Höhepunkt der närrischen Tage. Doch dass unter dem Hallendach der Bär brummt, das ist vor allem bei kulturellen Veranstaltungen nur selten der Fall.Doppelfunktion als Sportstätte und Stadthalle

Rund 2,8 Millionen Euro gekostet hat die Hochwaldhalle, die im September 2000 eingeweiht wurde, gekostet. Dabei war von Anfang an eine Doppel-Funktion vorgesehen - und zwar als Sportstätte für Haupt- und Realschule sowie heimische Vereine und als erste offizielle Stadthalle in der Geschichte Hermeskeils. Trägerin der Halle ist die Verbandsgemeinde, die für die Nutzung der Halle als Schulsportstätte zuständig ist und die Nutzung durch heimische Vereine koordiniert. Um die neue Halle zu schonen, ist allerdings nur eine eingeschränkte sportliche Nutzung möglich. "Handball oder Fußball darf dort nicht gespielt werden", betont VG-Bürgermeister Michael Hülpes. Die Vermarktung der Halle für kulturelle Veranstaltungen ist hingegen im Normalfall Sache der Stadt. Eine problematische Aufgabe, wie die Erfahrung lehrt. Während sich das benachbarte Morbach zu einer "Veranstaltungs-Hochburg" entwickelt hat, und in der dortigen Baldenauhalle in den vergangenen Wochen mehrere überregional bekannte Künstler, wie die Techno-Gruppe "Scooter" oder der Entertainer Paul Kuhn, aufgetreten sind, gelingt es in Hermeskeil nur selten, Hochkaräter für ein Gastspiel in der Hochwaldhalle an Land zu ziehen. Der Vorteil der Morbacher: Sie haben neben anderen Anbietern mit dem Merziger Veranstalter "Kultopolis" eine Kooperation vereinbart. Das bedeutet, dass die Gemeinde Morbach den Saarländern die Baldenauhalle für eine gewisse Anzahl an Veranstaltungen zu festen Konditionen zur Verfügung stellt. "An den Einnahmen sind wir zwar nur in geringem Umfang beteiligt, wir tragen andererseits aber auch kein finanzielles Risiko", sagt der Morbacher Verkehrsamtsleiter Karl-Heinz Erz. Um eine solche Zusammenarbeit habe man sich ursprünglich auch in Hermeskeil bemüht, blickt Stadtbürgermeisterin Ilona König zurück. Doch die angestrebte Kooperation mit dem Trierer Konzertveranstalter Ingo Popp platzte im Jahr 2001, nachdem die Zuschauerresonanz in der 1000 Sitzplätze fassenden Halle bei einigen Veranstaltungen mehr als dürftig gewesen war. "Zum Konstantin-Wecker-Konzert kamen damals gerade mal 400 Zuschauer", erinnert sich König. Danach sei Popps Interesse an einer engeren Kooperation erloschen. Mangelndes Zuschauerinteresse und schleppender Kartenvorverkauf sind Erfahrungen, die die Stadt in den zurückliegenden drei Jahren noch häufiger machen musste und zu mehreren Absagen von geplanten Konzerten oder Theateraufführungen in der Hochwaldhalle geführt haben. "So etwas spricht sich natürlich bei den Veranstaltern rum", spricht König die Schwierigkeiten an, die der Verpflichtung von namhafte Künstlern in Hermeskeil im Wege stehen. Allerdings liefen derzeit Gespräche über eine verstärkte Zusammenarbeit mit einem heimischen Kulturveranstalter, sagt König. Dass die Auslastung der Hochwaldhalle aber "verbesserungswürdig" ist, gibt auch die Stadtbürgermeisterin zu. Denn erfahrungsgemäß ist die neue Hochwaldhalle nur zirka 25-mal im Jahr Schauplatz von Konzerten oder Theateraufführungen. Feste Termine sind dabei beispielsweise der Kulturherbst oder das traditionelle Jahreskonzert der Stadtkapelle. Heimische Vereine zahlen für die Nutzung 187,50 Euro pro Tag, professionelle Veranstalter 275 Euro. Doch selbst wenn neben diesen Gebühren die Einnahmen durch den Eintritt bei Veranstaltungen, die die Stadt organisiert, hinzugerechnet werden: Kostendeckend kann die Stadt laut König nicht wirtschaften, zumal sie jährlich 12 000 Euro an die Verbandsgemeinde zahlen muss. Das entspricht einem Anteil von 25 Prozent der laufenden Bewirtschaftungs- und Unterhaltungskosten für die Hochwaldhalle. "Eine eigene Stadthalle, wie es früher manche gefordert haben, hätten wir uns gar nicht leisten können. Mit der Doppellösung als kombinierte Schulsporthalle und Stadthalle können wir aber leben", sieht sich König angesichts dieser Zahlungsverpflichtungen trotz aller Probleme wegen der geringen Auslastung gegenüber ihren Kritikern bestätigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort