Keller Katholiken wollen nicht nach Saarburg

Kell am See · Nach Reformplänen des Bistums Trier sollen Gemeinden im Hochwald zwei neuen Großpfarreien zugeordnet werden. Das löst Bedenken aus.

 Sie halten nichts von einem Anschluss an eine Großpfarrei Saarburg (von links): Lilli Lauer, Helene Stiglmeier, Volker Hauschild, der Keller Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dirk Steuer und Gertrud Becker. TV-Foto: Ursula Schmieder

Sie halten nichts von einem Anschluss an eine Großpfarrei Saarburg (von links): Lilli Lauer, Helene Stiglmeier, Volker Hauschild, der Keller Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dirk Steuer und Gertrud Becker. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Kell am See Im Bistum Trier sollen bis 2020 neue Großpfarreien entstehen. Für die Hochwaldorte und ihre Kirchengemeinden sieht ein Entwurf die Zuordnung zu Pfarreien mit Zentren jeweils in Saarburg oder Hermeskeil vor (siehe Grafik). Die Kirchengemeinde in Kell am See soll sich nach Saarburg orientieren - was bei den Betroffenen große Bedenken ausgelöst hat.
Der Pfarrgemeinderat hat sich positioniert: Er zieht einen Anschluss an die künftige Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil vor. Der einstimmige Beschluss ging schriftlich ans Bistum. Der Rat hofft jedoch, dass die Gläubigen selbst den Protest unterstützen. Im Amtsblatt rief er sie dazu auf, ein "orkanartiges Getöse" in Richtung Bistum zu entfachen.
Möglich ist das über Formulare, die in der Kirche ausliegen, oder bis Ende September über die Internetseite <%LINK auto="true" href="http://www.herausgerufen.bistum-trier.de" text="www.herausgerufen.bistum-trier.de" class="more"%>. Bis dahin läuft die Resonanzphase, in der sich die Katholiken vor Ort zu den Plänen äußern können. "Bitte nutzen Sie die Chance", appelliert der Keller Pfarrgemeinderat an die Gläubigen.
Dirk Steuer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Bartholomäus Kell am See, hat vor allem rechtliche und finanzielle Folgen im Blick. Seine Sorge ist, dass die heutige Pfarrei Kell in einer "XXL"-Großpfarrei mit Zentrum und Verwaltung in Saarburg keinen Einfluss mehr darauf habe, wofür Geld ausgegeben werde. Sie müsse dann akzeptieren, dass als dringend erachtete Investitionen möglicherweise hinten angestellt würden. Das erklärt auch die aktuelle Initiative "Lasst die Kirch' im Dorf", die auf eine Sanierung der Keller Kirche drängt. In einer Großpfarrei Saarburg hätte Kell schon wegen deren Größe weniger Einflussmöglichkeiten, glaubt Steuer. Die Bistumsplanung sieht ein 499 Quadratkilometer großes Gebiet mit 47 674 Katholiken vor (siehe Grafik).
Helene Stiglmeier hält den Entwurf für realitätsfern. Wegen gewachsener Verbindungen zu Nachbargemeinden, aber auch aus geografischer Sicht. Nach Hermeskeil führen Busse, nach Saarburg nicht. "Wer fährt schon von Kell aus nach Saarburg zur Messe", bekräftigt Lilli Lauer. Die Stadt sei schön für einen Tagesausflug, aber als Pfarrort "aus der Welt". Älteren ohne Auto wäre es unmöglich, einen Gottesdienst dort zu besuchen, ist Gertrud Becker überzeugt. Die Zahl der Kirchgänger werde demnach sinken. Das zunehmend geringere Angebot für Gläubige kommt für Volker Hauschild erschwerend hinzu. Die Zusammenlegung von Pfarreien, sagt er, ändere nichts am eigentlichen Problem. Die Zahl der Pfarrer, denen immer weniger Zeit für die Seelsorge bleibe, steige dadurch nicht.
Steuer fürchtet auch, dass in einem großen Verbund eher Kirchen geschlossen werden könnten. Außerdem werde das Engagement Ehrenamtlicher "ad absurdum geführt". Nicht nur, dass die über Jahrzehnte gewachsene Keller Verbundenheit mit der Pfarrei Reinsfeld auseinandergerissen werde, weil diese zu Hermeskeil tendieren soll. Auch die jetzige Pfarreiengemeinschaft Schillingen werde, kaum dass die Menschen einander nähergekommen seien, aufgespalten: "Das ist wie ein Schlag ins Gesicht." Zur Gemeinschaft gehören auch Greimerath, Hentern, Lampaden, Mandern, Waldweiler, Reinsfeld, Heddert und Zerf.
"Ich finde es großartig, dass sich Menschen vor Ort Gedanken machen und sich einsetzen für ihre Kirche und ihre Gemeinde", sagt Pfarrer Kai Georg Quirin. Mit einer persönlichen Meinung zum konkreten Thema hält er sich aber zurück. Das sei Sache der Menschen vor Ort. Der Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen äußert sich als Mitglied der Pfarrei Kell: Grundsätzlich freue es ihn, dass sich Pfarrangehörige derart stark machten. Schließlich gingen größere Verbände erfahrungsgemäß mit rückläufigem Engagement einher. Daher halte er auch "rein gar nichts" von den geplanten Großpfarreien. Ihm sei es aber wichtig, Initiativen wie die jetzige mit den Nachbarn der Pfarreiengemeinschaft abzustimmen.
Der Hermeskeiler Dechant Clemens Grünebach, der die Neugliederung der Pfarreien für das Bistum federführend begleitet, findet es gut, "dass sich die Räte intensiv mit dem Thema befassen. Genau das wollten wir." Viele der Argumente aus Kell halte er für nachvollziehbar. Es gebe aber auch Einwände, die "eigentlich gar keine sind". Die Frage möglicher Kirchenschließungen etwa habe mit der Größe künftiger Pfarreien "gar nichts zu tun". Dies zeige, dass es noch "viel Redebedarf" gebe. "Wenn Argumente gut sind, dann werden wir auch darauf eingehen", verspricht der Dechant.Extra: WIDERSTAND GIBT ES AUCH IN ANDEREN GEMEINDEN


(cweb) Die geplanten Großpfarreien im Bistum Trier stoßen nicht nur im Hochwald auf Skepsis. In Meckel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) wehren sich der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde und der Ortsbürgermeister dagegen, aus 887 Pfarreien künftig 35 Großpfarreien machen zu wollen. Die Kirche erfülle dann ihren Auftrag nicht mehr, sagt Ortschef Johannes Junk (TV vom 19. August). "Sie geht von den Leuten weg, statt auf sie zu." Verwaltungsratsmitglied Helmut Dellwing hat in einem Brief an Bischof Stephan Ackermann die Befürchtung geäußert, die Reform bringe mehr Bürokratie und Kirchenaustritte, weniger ehrenamtliche Einsatzbereitschaft und den Verlust finanzieller Selbstständigkeit für die Gemeinden.

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