Neues Nahwärmenetz für Hermeskeil

Hermeskeil · Die Biogasanlage der Hermeskeiler Landwirtsfamilie Eiden geht Anfang Dezember in Betrieb. Von dort aus sollen 2012 Leitungen für ein Nahwärmenetz in der Innenstadt verlegt werden. Die Verbandsgemeinde will sich an diesem Projekt beteiligen. Der Rat sieht aber noch Klärungsbedarf, wie sich die künftige Betreibergesellschaft zusammensetzen soll.

Hermeskeil. Ob Rathaus, Integrierte Gesamtschule, Grundschule oder Freibad - all diese öffentlichen Einrichtungen sind an die große Heizanlage unter der Hermeskeiler Hochwaldhalle angeschlossen, die mit Holzhackschnitzeln gefüttert wird. Dazu wurde 2010 in der Schulstraße Leitungen für ein Nahwärmenetz verlegt. Bei hohem Wärmeverbrauch wird aber nach wie vor ein Ölkessel eingesetzt, um die Spitzenlast abzudecken.
Biogasanlage geht bald ans Netz


Das soll sich bald ändern und hängt mit der Biogasanlage zusammen, die zurzeit am Stadtrand auf dem Eigentum der Landwirtsfamilie Eiden entsteht. Die schätzungsweise 1,5 Millionen Euro teuren Arbeiten, die die Eidens selbst finanzieren, stehen kurz vor dem Abschluss.
Ab Dezember produziert die Biogasanlage, die mit Gülle, Mais oder Grassilage bestückt wird, Strom, der ins RWE-Netz eingespeist wird. Laut Markus Eiden wird die Anlage pro Jahr zwei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen - eine Menge, die 500 Haushalte versorgen könnte.
Bei diesem Prozess entsteht zudem überschüssige Wärme, die genutzt werden soll. Deshalb ist geplant, die bestehende Nahwärmeleitung vom Rathaus bis zur Biogasanlage zu verlängern. Die Kosten für das Verlegen dieser etwa 700 Meter langen Leitungstrasse belaufen sich auf cirka 280 000 Euro (siehe Karte). Durch die neue Nahwärmeleitung könnte auf das Zuschalten des Ölkessels verzichtet werden und weitere Gebäude angeschlossen werden. Unter anderem hat die Marienhaus GmbH als Trägerin des St. Klara-Altenheims ihr Interesse signalisiert.
Der VG-Rat Hermeskeil hat am Mittwochabend bei zwei Enthaltungen das Projekt grundsätzlich befürwortet und sich auch dafür ausgesprochen, dabei als Partner einzusteigen. Es soll nämlich eine Gesellschaft gegründet werden, um den Betrieb des Nahwärmenetzes in eine Hand zu legen. Das war bisher nicht der Fall. Denn die Heizzentrale im Schulzentrum gehört dem Kreis, die bisherigen Nahwärmeleitungen der VG. Die neue Gesellschaft - so der Plan - soll die Heizzentrale und das bestehende Nahwärmenetz anpachten. Andererseits kann die Biogaswärme günstiger eingekauft werden als Öl. Wie Bürgermeister Michael Hülpes betonte, rechnet die VG damit, jährlich 30 000 Euro an Energiekosten einzusparen. Beim Kreis sind es 13 000 Euro.
Der Kreistag hatte kürzlich dem vorgesehenen Konstrukt der beabsichtigten Betreibergesellschaft - der "Energiepartner Hermeskeil GmbH - mehrheitlich zugestimmt (der TV berichtete). Demnach würden der Kreis und die VG mit jeweils 30 Prozent die Mehrheit der Geschäftsanteile halten. Die private Seite - die Agro Eiden GmbH der Landwirtsfamilie und der Energieversorger RWE - wären mit jeweils 20 Prozent beteiligt.
Vor allem Paul Port (Bürger für Bürger, BFB) drängte aber darauf, dass sich der VG-Rat noch nicht auf eine genaue prozentuale Verteilung der Geschäftsanteile und einen bestimmten Energieversorger festlegen solle. Dieser Auffassung schloss sich der Rat an.
Allerdings betonte Markus Eiden auf eine Nachfrage aus den Reihen des Rates, dass er nicht nur die RWE, sondern beispielsweise auch die Stadtwerke Trier (SWT) angesprochen habe. Die SWT seien aber nicht an einer Beteiligung am Projekt interessiert gewesen. Michael Arens, Leiter der RWE in der Region Trier, appellierte an den VG-Rat, seinem Unternehmen "eine Chance zu geben, hier in Hermeskeil die Energiewende mitzugestalten". Denn vor allem Port und dessen BFB-Kollege Hermann-Josef Bier hatten die RWE als einen der großen Betreiber von Atomkraftwerken kritisiert. Im Anschluss an die Sitzung sagten Arens und Eiden im TV-Gespräch, dass sie mit dem Ergebnis dennoch zufrieden seien. "Entscheidend ist, dass es für das Projekt grünes Licht gegeben hat und es politisch gewollt ist", so Arens. Er sei optimistisch, dass die nun anstehenden Verhandlungen über einen Gesellschaftervertrag erfolgreich laufen "und die vorgeschlagene Konstruktion zum Tragen kommt."Extra

In der Ratsdebatte wies der Hermeskeiler Stadtbürgermeister Udo Moser (BFB) darauf hin, "dass wir immer deutlich gemacht haben, dass der Standort der Biogasanlage nicht unbedingt ideal ist. Durch die Nutzung der Nahwärme ergibt sich aber ein Vorteil für die Bürger und Steuerzahler." Als im Frühjahr die Pläne für den Bau einer Biogasanlage am Stadtrand bekanntwurden, hatte sich eine Interessengemeinschaft von Projekt-Gegnern gebildet. Deren Sprecherin Christiane Probst sagt auf TV-Anfrage: "Jetzt steht das Ding und man kann nichts mehr dagegen machen. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass die Anlage nicht an diesen Standort gehört. Es hätte auch Alternativen gegeben. Aber auf diese Diskussion wurde vonseiten der Politiker nicht ernsthaft eingegangen. Jetzt weiß man auch warum. Denn das Nahwärmenetz wurde bestimmt nicht einfach so aus dem Hut gezaubert." Max Düpre, CDU-Ratsmitglied: "Als Hermeskeiler und Anwohner habe ich schon Bedenken, dass es irgendwann zu einer Erweiterung der Biogasanlage kommt." Reiner Spies, Ortbürgermeister von Reinsfeldund SPD-Ratsmitglied: "Ich halte das Projekt Nahwärmenetz für sinnvoll und einen richtigen Schritt in die Zukunft." ax

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