Projekt für Solarpark: Kanzem zapft die Sonne an

Kanzem · Die Kanzemer wollen die Energiewende vorantreiben, indem sie einen Solarpark in ihrer Gemeinde bauen lassen. Doch nach einem entsprechenden Beschluss des Verbandsgemeinderats gibt es auch Kritik an dem Projekt - ausgerechnet aus den Reihen der Grünen.

Momentan deutet wenig auf der ehemaligen Erdaushub- und Bauschuttdeponie in Kanzem auf das geplante Großprojekt hin. Doch wenn es nach den Stadtwerken Trier (SWT) und der Ortsgemeinde Kanzem geht, soll unweit der Staustufe Richtung Wawern und Ayl-Biebelhausen ein großer Solarpark entstehen.

Noch in diesem Jahr wollen die Stadtwerke Trier (SWT) auf einer 2,2 Hektar großen Fläche Photovoltaikanlagen aufbauen. Der Platz dafür ist da, weil die Deponie Ende 2015 stillgelegt worden ist.

Die Planung des Projekts liegt in der Hand des Trierer Architektenbüros Karl-Heinz Fischer, das sich auf Landschaftsarchitektur spezialisiert hat. Die frei gewordene Fläche kann nun einem neuen Nutzen zugeführt werden und bietet Raum für rund 6500 Solarmodule auf einer Fläche, die so groß ist wie drei Fußballfelder.

Um den Weg zu dem Projekt zu ebnen, musste der Verbandsgemeinderat Konz allerdings erst noch die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen. In der Sitzung des Gremiums stimmte die Ratsmehrheit für eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans. Gegenwind kam in der jüngsten Sitzung des VG-Rats ausgerechnet aus dem Lager der Grünen.Grüner Gegenwind

Für die Fraktion kritisierte Sabina Quijano das Projekt in ihrem Heimatort Kanzem: Es berücksichtige Umweltbelange nicht und zerstöre das Landschaftsbild des Erholungsorts Kanzem.

Der Kanzemer Bürgermeister Johann-Peter Mertes, der die Verbandsgemeinderatssitzung als Gast besuchte, durfte ausnahmsweise im VG-Rat die Sicht des Ortsgemeinderats erläutern. Er stellt heraus, dass "die Kanzemer einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten möchten" und sich deshalb für das Projekt entschieden hätten.
Die Fläche, die für das Projekt zur Verfügung steht, ist im Besitz der Ortsgemeinde und soll den SWT zur Pacht überlassen werden. Die SWT drängen noch auf eine Umsetzung in diesem Jahr. Der Grund: Ab 2017 wird die Einspeisevergütung nicht mehr staatlich festgelegt, sondern über Ausschreibungen auf dem Markt bestimmt.Günstiger Zeitpunkt

Aus Sicht der Stadtwerke ist die derzeitige Vergütung höher als die zu erwartende nach einer möglichen Ausschreibung. Das Investitionsvolumen beträgt rund 1,35 Millionen Euro. Nach Auskunft der SWT deckt der Stromverkauf bereits ab dem ersten Jahr die Betriebs- und Finanzierungskosten. Insgesamt sollen die Solarmodule einen Ertrag von 1,6 Megawatt peak bringen. Mit dieser Leistung könnten in etwa - je nach Durchschnittsverbrauch und Sonnenstunden - rund 3000 Drei-Personen-Haushalte pro Jahr versorgt werden. Bei dieser Größenordnung könnte man also die 684 Seelen zählende Gemeinde mit Energie beliefern und hätte immer noch einen Energieüberschuss produziert.Extra

Während die Stadtwerke Trier auf dem Boden der Verbandsgemeinde Konz eine Freilandfläche für die Gewinnung von Solarenergie nutzen wollen, haben die VG-Werke Konz in der Vergangenheit auf Anlagen auf Dächern gesetzt. Zurzeit sind acht Solaranlagen der VG-Werke auf Dächern öffentlicher Gebäude in Betrieb. Die Photovoltaikanlagen auf den Hochbehältern in Kommlingen, Konz und Wasserliesch, sowie auf den Klärwerken in Konz und Nittel werden derzeit als Energiequelle genutzt. Weitere Anlagen befinden sich auf den Dächern der Bürgerhäuser in Nittel und Oberemmel und auf dem Dach des Kindergartens Arche Noah in Konz. Bis heute wurden mehr als 1,1 Millionen Kilowattstunden produziert. Zum Vergleich: Damit kann man eine 60 Watt Glühbirne fast 2200 Jahre leuchten lassen. fap

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