Reben in gutem Zustand

"Der Wein ist gesund, die zu erwartenden Mengen im Durchschnitt und der Vegetationsfortschritt sind normal." So bilanzieren die Winzer an der Saar und der Obermosel zur Halbzeit der Wachstumsperiode. Sorgen bereiten das wechselhafte Wetter und der desolate Fassweinmarkt.

 Die Rebe sieht gesund aus – und ist es auch. Damit das so bleibt, muss jetzt viel im Weinberg gearbeitet werden. TV-Foto: Jürgen Boie

Die Rebe sieht gesund aus – und ist es auch. Damit das so bleibt, muss jetzt viel im Weinberg gearbeitet werden. TV-Foto: Jürgen Boie

Konz-Filzen/Konz-Krettnach/Nittel/Langsur. "Der Gesundheitszustand der Reben ist ungewöhnlich gut", sagt Claus Piedmont, Winzer in Konz-Filzen, der im Wittlicher Weinbauamt für die Qualitätsprüfungen von Sekt und Wein verantwortlich ist. Das Wetter sei aber "pilzlastig", man dürfe wegen der feuchten Wärme die Gefahr durch Pilzbefall nicht unterschätzen. Überdurchschnittliche Erträge erwartet Piedmont nicht. "Der Traubenansatz liegt bei 75 bis 80 Prozent des Vorjahres", habe er beobachtet.

Winzer Harald Apel aus Nittel an der Obermosel hat, obwohl Boden und Rebsorten ganz anders sind, ähnliche Beobachtungen gemacht: "Wir haben bislang keine Krankheiten im Wingert." Wegen der ausgeprägten Schafskälte sei man bei der Entwicklung der Rebstöcke ungefähr eine Woche im Rückstand, aber das könne bis zur Traubenlese noch bequem aufgeholt werden.

Mengenmäßig erwartet Apel, dass sich der Ertrag im langjährigen Durchschnitt hält. "Wir haben zwischen Rehlingen und Wincheringen leichte Hagelschäden beobachtet. Das kann natürlich immer wieder passieren", zeigt er sich besorgt über das wechselhafte Wetter.

In Krettnach sagt Bernhard Faber vom Weingut Schnitzler, dass man jeden Tag sehr genau hinschauen müsse, um nicht den richtigen Zeitpunkt für den Pflanzenschutz zu verpassen. "Ist der Pilz einmal da, können die befallenen Trauben nicht mehr verarbeitet werden", beschreibt er die momentan größte Gefahr für die Winzer an Saar und Obermosel. "Wir wünschen uns jetzt Wärme und beständiges Wetter", lautet Fabers Wunsch für die nächsten Wochen.

Beim Elblingverein sieht man den aktuellen Stand im Weinberg ebenfalls positiv. Vereinsvorsitzender Martin Fürst aus Langsur: "In den nächsten Wochen rechnen wir mit hohem Arbeitsaufwand, weil viele Laubschneidearbeiten fällig sind. Dazu führen wir in unserem Weingut Ende Juli bis Anfang August schon eine erste "Grünlese" durch."

Mit der Grünlese wird die Traubenmenge reduziert, damit sich die verbleibenden Trauben besser entwickeln und dadurch eine höhere Qualität erreicht wird.

Große Sorgen macht den Fassweinwinzern die praktisch völlig zusammengebrochene Nachfrage nach Fasswein. "Der Preis für ein Fuder Riesling ist vom Herbst 2008 bis heute von 1900 Euro auf 700 Euro gesunken", sagt Claus Piedmont.

Harald Apel (Nittel) sieht die Lage noch schwärzer: "Ich habe noch nie erlebt, dass es seit dem vergangenen Herbst praktisch überhaupt keine Nachfrage mehr gibt." Die Flaschenvermarktung dagegen laufe sehr gut.

Der Krettnacher Winzer Bernhard Faber bilanziert allerdings: "Wir profitieren vom Trend zu mehr Urlaub in Deutschland und zu deutschem Wein. Wir können nicht sehen, dass der Konsum von Wein zurückgeht."

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