Träumereien zwischen schwarzen und weißen Tasten

Seit 15 Jahren trifft sich die weltweite Elite von jungen Pianisten in Konz zur Sommerakademie. Zwei Wochen lang (vom 22. August bis zum 6. September) gehören die an die Sommerakademie angegliederten Sommerkonzerte im Kloster Karthaus zu einem kulturellen Höhepunkt der Region. Paul Trein ist der musikalische Leiter, Dozent und Vater der Akademie.

Konz. Versunken zwischen 88 schwarzen und weißen Tasten des Konzertflügels sitzen junge Pianisten im Konzer Kloster Karthaus zusammen. Sie proben stundenlang, diskutieren über Passagen in den Stücken, bessern nach und spielen so lange, bis Paul Trein mit seinem Dozententeam damit einverstanden ist.

"Wir wollen die Künstler in diesen Weiterbildungskursen nicht belehren", erklärt Paul Trein im Gespräch mit dem TV. Die Konzer Sommerakademie für Klavier- und Kammermusik ist eine kleine und feine Kaderschmiede. Trein ist Pianist, Dirigent und Pädagoge in Personalunion, war in Konzertsälen des In- und Auslands tätig.

International ist die Runde der Erlesenen. Die 20 Teilnehmer der diesjährigen Akademie stammen aus Argentinien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Russland, Spanien und Venezuela. Einem kreativen Netzwerk gleicht der Zirkel dieser Künstler. Vieles wird in ehrenamtlicher Arbeit organisiert und erledigt. "Damals haben wir sehr bescheiden angefangen - und sind es auch heute noch", meint Trein. Mit dem nötigen Kleingeld könne man eine solche Sommerakademie auf ein höheres Niveau hieven. So aber bleibt es überschaubar und von familiärem Charme.

Durch seine Kontakte in der internationalen Szene der klassischen Musik konnte Paul Trein junge Pianisten aus aller Herren Länder zu sich einladen, um mit ihnen ihr klassisches Repertoire zu erweitern. Er hat das Ohr am Puls der Zeit und weiß, wie es in der großen Familie und im Geschäft der klassischen Musik aussieht.

1994 in bescheidenem Rahmen angefangen



Die Künstler waren angetan von dem Einzeltraining mit dem erfahrenen Pianisten und Orchesterdirigenten, und kamen immer wieder. "Das hat sich herumgesprochen", erzählt Paul Trein. So lag die Idee einer Sommerakademie für junge aufstrebende Pianisten in Konz förmlich auf der Hand. Bei der Stadt Konz fand der Vorschlag der Akademie mit eingebundenen Konzerten sofort Anklang. 1994 fand das erste internationale Forum für Pianisten - in bescheidenem Rahmen statt. Bis heute vertraut Leiter Paul Trein auf die Mundpropaganda für den Leumund der Sommerakademie. So müssen sich die Künstler nicht offiziell bewerben. Es ist ein geschlossener Zirkel. Nicht jeder der Teilnehmer ist ein blutjunges Tastengenie, auch erfahrene Konzertmusiker kommen nach vielen Jahren Berufserfahrung noch nach Konz. Selbst ausgewachsene Künstler lernen nie aus. Bei der professionellen Weiterbildung sind die Übungen individuell auf die Teilnehmer abgestimmt. Sie erhalten praxisbezogene Impulse für ihr Klavierspiel, wobei die künstlerische Individualität und der eigene Stil berücksichtigt werden. Technische wie stilistische Grundlagen werden vertieft. Während der Zeit, in der die Teilnehmer emsig und hochkonzentriert an den Stücken arbeiten, werden die öffentlichen Konzerte organisiert.

Die Nachwuchskünstler bringen ihre Lieblingswerke der klassischen Klavierliteratur mit nach Konz. Daran wird 14 Tage lang gefeilt und geschliffen. Manche Stücke können sie in- und auswendig spielen. Aber der Weg zur Perfektion ist lang. Üblicherweise handelt es sich bei den Stücken um die üblichen Verdächtigen des Kanons, das Standardrepertoire - Bach, Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms, aber auch die französischen Impressionisten, Werke der Romantik und der Moderne.

"An einer Sonate, die 20 Minuten lang ist, arbeiten wir dann schon mal fünf Stunden. Die Künstler versuchen die Werke von innen aus zu verstehen", beschreibt Paul Trein den Weg zur Vervollkommnung eines einzigen Stückes. Dabei kommt manches so intensiv erarbeitete Stück gar nicht in der Reihe der Konzerte zur Aufführung.Extra: Das festliche Abschlusskonzert der Konzer Sommerkonzerte mit Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Trier zieht in diesem Jahr ob der Größe in die Fest- und Sporthalle des Schulzentrums in Konz. An diesem Abend werden Tanja Wagner (Landshut) und Orlando Millaá (Buenos Aires) als Solisten auftreten. Sie sind "Schüler" der ersten Stunde und bereits seit 1994 ständige Gäste der Akademie. In diesem Jahr erstreckt sich die Konzertreihe über Konz hinaus. So wird es auch Konzerte in Trier und Bitbrug geben. Die Konzertreihe im Kloster Karthaus beginnt am 22. August, 20 Uhr mit dem Eröffnungskonzert mit Klavier- und Kammermusik: Johann Sebastian Bachs Französische Suite h-Moll, Klavierwerke von Chopin und Liszt und Johannes Brahms' 3. Sonate für Violine und Klavier d-Moll op. 108. (zad)

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