Ungebremste SPD-Talfahrt im Kreis

Die Analyse der Bundestagswahl im Kreis Trier-Saarburg weist einige Besonderheiten auf. So ist die SPD bei den Zweitstimmen in keinem anderen Kreis landesweit gegenüber der Wahl 2005 so stark eingebrochen (minus 13,9 Prozent). Das Vertrauen in CDU-Direktkandidat Bernhard Kaster war im Kreis höher als in seinem Wohnort Trier.

 Keine Rückendeckung von den Wählern: Die SPD und Manfred Nink mussten im Kreis Trier-Saarburg im Landesvergleich die größten Verluste hinnehmen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Keine Rückendeckung von den Wählern: Die SPD und Manfred Nink mussten im Kreis Trier-Saarburg im Landesvergleich die größten Verluste hinnehmen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Die SPD traf es bei der Bundestagswahl mit Verlusten von rund elf Prozent schon hart, aber im Kreis Trier-Saarburg war die Talfahrt der Genossen noch vehementer: Die Verluste von 13,9 Prozent bei den Zweitstimmen gegenüber der Wahl 2005 sind die größten aller Kreise in Rheinland-Pfalz. Noch gravierender waren die Verluste der SPD bei den Erststimmen: Spitzenkandidat Manfred Nink (Kenn) kam nur auf 24,9 Prozent, das sind 14,7 Prozent weniger als der Hermeskeiler Karl Diller vor vier Jahren erzielte. Freilich musste sich Diller damals im Kreisergebnis mit 39,6 Prozent gegen Bernhard Kaster (CDU, 45,5 Prozent) geschlagen geben, doch am Sonntag lagen zwischen Kaster und Diller-Nachfolger Nink Welten: 48,9 zu 24,9 Prozent. Auffallend ist, dass der Trierer Kaster im Kreisgebiet sogar noch einen etwas höheren Zuspruch hatte als in seiner Heimatstadt. Manfred Nink konnte seinen Kontrahenten selbst in seinem Heimatort, in Kenn, nicht schlagen. Seinen 36,6 Prozent standen 43,2 Prozent für Kaster gegenüber. In allen Verbandsgemeinden dümpelte Nink zwischen 23 und 26 Prozent; eines der besten Ergebnisse erzielte der über die Landesliste in den Bundestag einziehende bisherige Landtagsabgeordnete mit 40,2 Prozent in Züsch (Verbandsgemeinde Hermeskeil), eines der schlechtesten in Sommerau (VG Ruwer, 7,5 Prozent).

CDU spitze bei den Zweitstimmen



Kaster brachte es auf Traumergebnisse in den Gemeinden: 70,9 Prozent der Wähler schenkten ihm in der Moselgemeinde Schleich ihr Vertrauen, 61,6 Prozent in Fisch (VG Saarburg) und jeweils 58 Prozent in Geisfeld (VG Hermeskeil) und Onsdorf (VG Saarburg). Legte die CDU bei den Erststimmen im Kreis leicht um 1,1 Prozent zu, so sind die 4,6 Prozent Zuwächse bei den Zweitstimmen (auf 39,4 Prozent) spitze in Rheinland-Pfalz. In allen anderen Kreisen verloren die Christdemokraten gegenüber 2005.

Während die FDP im Kreisgebiet flächendeckend vier bis fünf Punkte auf 15,2 Prozent zulegte, darunter am stärksten in der VG Römische Weinstraße (von 11,5 auf 17,7 Prozent), sammelten auch die Grünen und die Linken fleißig Wählerstimmen. Mit 9,7 Prozent (Grüne) und 9,8 Prozent (Linke) lag das Zweitstimmenergebnis im Kreis zwar unter dem Bundesdurchschnitt (10,5 Prozent Grüne und 12,1 Prozent Linke), aber im Landesvergleich der Kreise rangieren beide mit den Platzierungen 4 und 6 in der Spitzengruppe. Hochburgen der Grünen sind unter anderem Hockweiler (VG Trier-Land) mit 17,7 Prozent und Sommerau mit 19,5 Prozent. Die Linken waren stark in der Stadt Konz (11,1 Prozent), in Ensch (VG Schweich, 19,4 Prozent) und in Farschweiler (VG Ruwer, 16,2 Prozent). Zum Schluss eine erfreuliche Zahl für den Kreis Trier-Saarburg: Die Wahlbeteiligung lag mit 75,1 Prozent (minus 6,1 Prozent gegenüber 2005) vergleichsweise sehr hoch. Nur in zwei Kreisen (Mainz-Bingen und Südwestpfalz) gingen noch mehr Wahlberechtigte zur Urne.

Meinung

Nink und die Berliner Bühne

Man läuft Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sobald man versucht, die Ergebnisse einer Bundestagswahl auf die Region herunterzubrechen. Schließlich hatten die Wähler am Sonntag das politische Geschehen im Bund zu beurteilen und nicht die Verhältnisse im Land, im Kreis oder gar in einer Gemeinde. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Ergebnisse der beiden großen Parteien und ihrer Spitzenkandidaten im Kreis Trier-Saarburg. Die CDU hat gegen den Landestrend im Vergleich zur Wahl hinzugewonnen, die SPD so viel verloren wie sonst nirgendwo in Rheinland-Pfalz. Diese Ergebnisse lassen sich zu großen Teilen an den Spitzenkandidaten festmachen. Bernhard Kaster (CDU) hat sich als Trierer auch für die Belange der Kreisbevölkerung starkgemacht. Manfred Nink (SPD) hat es nicht geschafft, dass sein Engagement auf der Mainzer Bühne als Bonus beim Wähler hängenblieb. Bald darf er auf der Berliner Bühne agieren. Man wird sehen, ob er in die großen Fußstapfen seines Vorgängers Karl Diller treten kann und wie er sich neben Bernhard Kaster positioniert. Gut ist jedenfalls, dass beide in der Hauptstadt die Interessen der Region vertreten können. a.follmann@volksfreund.de

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