Wenig Worte, aber große Kunst

HERMESKEIL. Eindrucksvolle Werke eines "Hermeskeiler Jungen": Anlässlich des 50. Todestages des in Hermeskeil geborenen Malers Hans Schlösser stellt der Heimat- und Kulturverein Trier-Saarburg im Rahmen der Kreiskulturtage 40 Werke des Künstlers in der Sparkasse Hermeskeil aus.

Anni Bauer steht vor dem Selbstporträt von Hans Schlösser und erinnert sich an die Zeit zurück, als sie selbst dem Künstler Modell stand. Die heute 82-Jährige erzählt von einem wortkargen Mann, der nur seine Kunst im Kopf hatte. Im damaligen Hermeskeiler Hotel "Posthof" in der Saarstraße stieg Schlösser, der bis zu seinem 16. Lebensjahr im Hochwald lebte, in den Jahren zwischen 1940 und 1943 mehrmals zu 14-tägigen Aufenthalten ab. "Einmal hat er mich gefragt, ob er mich malen darf", sagt Anni Bauer. Die damals 16-jährige Gastwirtstochter willigte sofort ein. "Das Bild nahm ein Soldat dann mit nach Hamburg", weiß sie noch genau. Schlösser war ein "mundfauler" Künstler

Der nach Brauneberg an der Mosel verheiratete Hans Schlösser lebte ausschließlich von der Malerei, so dass es auch schon mal vorkam, dass er pleite war. "Einmal hat er eine Hotelrechnung mit einem Bild bezahlt", erzählt Anni Bauer schmunzelnd. Genau 66 Jahre später werden 40 Werke des 1891 in Hermeskeil geborenen Künstlers ausgestellt. Schlösser ging bei einem Dekorationsmaler und Grafiker in die Lehre, besuchte Abendkurse und die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Trier. "Sein Ziel war es immer, ein richtiger Maler zu werden", sagt Heimatforscher Dittmar Lauer zu dem "mundfaulen" Künstler. Schlösser war ein eifriger Zeichner und Maler mit ausdrucksstarken Grafiken und farbenfrohen Gemälden in Öl und Aquarell. Viele seiner Werke von der Mosel und aus dem Hochwald sind inzwischen Landschafts- und Architekturdokumente. Die meisten der Schlösser-Bilder wurden nach seinem Tod in Stuttgart im Jahr 1956 von kunstsinnigen Freunden aufbewahrt. "Einige seiner Bilder müssen auch in Hermeskeil und Umgebung im Privatbesitz sein", vermutet Dittmar Lauer, der daher zwecks einer Erfassung aller Schlösser-Werke die Besitzer bittet, mit ihm unter Telefon 06589/1552 in Kontakt zu treten. "Zeitzeugin" Anni Bauer hat sich derweil in der Ausstellung richtig umgesehen und sagt: "So wie seine Bilder sind war er auch in Wirklichkeit." Wenig Worte, dafür große Kunst - die noch bis zum 20. November während der Schalterstunden in der Hermeskeiler Sparkasse zu besichtigen ist.

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