Zeit für den Nationalpark wird knapper

Hoppstädten-Weiersbach · Bei einem Workshop in Birkenfeld haben die Teilnehmer über das Thema "Regionales Handeln im Nationalpark" diskutiert. Dabei wurde vor allem eines deutlich: Bis zum geplanten Nationalpark ist es noch ein langer Weg.

 Der letzte Schnee schmilzt in diesen Tagen dahin in den Wäldern des geplanten Nationalparks. TV-Foto: Axel Munsteiner

Der letzte Schnee schmilzt in diesen Tagen dahin in den Wäldern des geplanten Nationalparks. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hoppstädten-Weiersbach. Ein Workshop zum Thema "Regionales Handeln im Nationalpark" auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld machte am Montag eines deutlich: Das Nationalpark-Projekt ist komplex und vielschichtig. Landrat Matthias Schneider hat aus diesem Grund einen Experten mit ins Boot geholt: Sebastian Elbe aus Darmstadt soll dem Kreis bei den anstehenden Schritten beratend zur Seite stehen.
Lange Wunschlisten


Zwei Ansätze sollen nach Aussage des Landrats dabei helfen, die Flut an Informationen, Projektvorschlägen, Forderungen und Wünschen zu strukturieren: Vorrangig müsste jetzt eine Steuerungsgruppe gebildet werden, der neben Vertretern der verschiedenen kommunalen Ebenen, der Behörden und der Wirtschaft auch Bürger angehören sollen. Zudem ist es für den Landrat vordringlich, eine zentrale Anlaufstelle mit einem Förderscout einzurichten. Schneider sieht dabei ein Zeitproblem: Wegen der Fristen auf EU-Ebene für neue Vorhaben müssten jetzt möglichst schnell Fördermittel beantragt werden. Das aber setzt eine Entscheidung pro Park voraus.
Der Zeitplan sieht vor, dass das Land bis zur Sommerpause ein erstes Gesamtkonzept vorlegt. Das soll zusammen mit einer Art Projektskizze Grundlage für die nach den Sommerferien geplante abschließende Entscheidung in den Räten der vom Nationalpark berührten Gemeinden und Verbandsgemeinden sowie den Kreistagen sein.
"Ich hatte mir mehr konkrete Informationen vonseiten des Landes erhofft", bilanzierte Siegfried Burmann, Ortsbürgermeister von Allenbach, am Ende der vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück ausgerichteten Tagung. Wie er warten vor Ort jetzt alle Beteiligten auf das Papier aus Mainz. "Damit werden aber noch nicht alle Fragen abschließend beantwortet", betont Harald Egidi, der das Nationalpark-Projekt im Umweltministerium koordiniert. Schließlich handele es sich um einen Prozess, für den es einen Masterplan geben soll.
Im neuen Doppelhaushalt 2014/2015 des Landes soll der Nationalpark als eigener Posten ausgewiesen werden, wie Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese jüngst ankündigte. Für Investitionen im Nationalpark sind laut Griese in den beiden ersten Jahren vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags jeweils ein bis zwei Millionen Euro vorgesehen.
Die Personalstärke für die Pflege und Unterhaltung des Parks soll mit 50 bis 60 Beschäftigten der Größe eines mittelgroßen Forstamts entsprechen. Umweltministerin Ulrike Höfken berichtete beim Workshop von einer geplanten Untersuchung des Wirtschaftsministeriums zur touristischen Infrastruktur in der Nationalparkregion. Sie wies zudem auf die "Aktion Blau Plus" des Landes hin: Mit diesem "hochwirksamen Förderinstrument" könnten neben der Gestaltung naturnaher Gewässer auch Erholungs- und Spielräume in den Nationalpark-Gemeinden geschaffen werden.
Dem Birkenfelder Alt-Landrat Ernst Theilen gehen solche Maßnahmen noch nicht weit genug: Er wünscht sich eine übergreifende Vision zur Nationalpark-Region, bei der innovative Ansätze und Technologien unter Einbeziehung des Umwelt-Campus miteinander verknüpft werden, betonte der frühere Staatssekretär.
Extra

Fast 100 Teilnehmer, vor allem Vertreter von Kommunen, Behörden und Institutionen, hatten sich für den Workshop angemeldet. Morgens standen mehrere Vorträge auf dem Programm. So formulierte Landrat Matthias Schneider Erwartungen und Perspektiven aus kommunaler Sicht. In Arbeitsgruppen ging es später beispielsweise um die regionale Steuerung des Projekts und die Nutzung der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 für den möglichen Nationalpark. Solchen Überlegungen stehen nach wie vor teilweise irrationale Ängste von Bürgern gegenüber: Manche befürchten ja entgegen aller offizieller Beteuerungen sogar immer noch, dass das Betreten eines Nationalparks verboten ist. "Ich fühle mich wie viele Bürger mit diesem sehr komplexen Projekt überfordert." Siegfried Burmann, Ortsbürgermeister von Allenbach, hält deshalb eine zentrale Anlaufstelle für wichtig. "Es fehlt noch eine übergreifende Vision für die Nationalparkregion, bei der mehrere innovative Ansätze miteinander verknüpft werden." Landrat a. D. Ernst Theilen gehen die bisherigen Ansätze nicht weit genug. kuk

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