Ziegen halten Gericht weiterhin auf Trab

SAARBURG. Die Anwohner im Blümchesfeld in Saarburg müssen nach wie vor mit dem Geruch und Anblick von mehr als 40 Ziegen in unmittelbarer Nachbarschaft leben: Die Tierbesitzerin und Mieterin des Häuschens im Blümchesfeld 26 hat den Räumungstermin zum 31. Mai verstreichen lassen. Räumt sie bis kommenden Montag nicht mitsamt ihren Tieren das Feld, folgt nach Auskunft der Behörde am gleichen Tag die Zwangsräumung.

Gerichtsvollzieher Tilmann Konz gibt sich auf TV-Nachfrage reichlich erstaunt: "Ich bin seit mehr als 40 Jahren als Gerichtsvollzieher tätig, habe so manches Ungewöhnliche erlebt. Aber so etwas wie mit den Therapieziegen in Saarburg ist mir noch nicht untergekommen." Zum 31. Mai sollte die Diplom-Psychologin, die mit 43 - von ihr so bezeichneten - "Therapieziegen" das Haus und Grundstück im Blümchesfeld 26 bewohnt und die Ziegen auch mit im Haus leben ließ, das Anwesen räumen (TV vom 14./15. Mai). Der Vermieter hatte wegen Eigenbedarfs auf Räumung geklagt. Nachdem die Frau sich verpflichtet hatte, das Anwesen bis zum 31. März zu räumen, dies jedoch nicht tat und auch beim Zwangsräumungstermin am 11. Mai das Gelände nicht verließ, einigten sich Hauseigentümer und die Mieterin auf einen letzten freiwilligen Räumungstermin zum 31. Mai. Gerichtsvollzieher Konz sei an diesem Tag zu dem Grundstück gefahren und habe die Situation unverändert vorgefunden. "Sie hat berichtet, sich um eine alternative Unterkunft für sich und die Tiere bemüht zu haben. Dies habe jedoch aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Nach meiner Meinung hat sie uns in den vergangenen Wochen nicht glaubhafte Unterlagen vorgelegt", berichtete Tilmann Konz gestern dem TV. Er habe nicht den Eindruck, dass sie freiwillig das Feld räumen werde. Die Frau, die sich in einer öffentlichen Erklärung als Sennerin und Künstlerin bezeichnet und vom Zusammenleben mit den Ziegen als einem Gesamtkunstwerk unter dem Titel "Capra Libre mit Sennerin" spricht, werde sich sicherlich nicht von den Tieren trennen. Bis Montag, 6. Juni, laufe nun noch eine letzte Gnadenfrist, teilte Konz mit. Der Gerichtsvollzieher: "Ich werde in den kommenden Tagen danach sehen, ob die Frau freiwillig auszieht. Andernfalls ist am Montag um 9 Uhr definitiv die Zwangsräumung. Dafür ist alles so weit vorbereitet." So würde ein Tier-Transporter aus Wincheringen die Ziegen abholen und auf ein Gelände nach Serrig bringen. Was mit der Frau passiere, sei derzeit noch nicht klar. "Kann sie keine Unterkunft aufweisen, wird sie als Obdachlose ein Fall für das Ordnungsamt", meinte Konz. Die Kosten für den Abtransport und die Unterbringung der Tiere sowie für entstandene Schäden am Haus trage der Vermieter.

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