Abseits vom Trubel

Das erste der neuen Freitagskonzerte im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum brachte selten gehörte Werke für die ungewöhnliche Besetzung Klavier und Gitarre, dargeboten von Wolfgang Manz und dem Belgier André Rulens. Ein gelungener Abend voller überraschender harmonischer Wendungen und abseits des Weihnachtstrubels.

Trier. Nur wenige Meter abseits vom Treiben auf dem Weihnachtsmarkt hatten die circa 100 Zuhörer die Gelegenheit, wirklich abzuschalten und musikalische Raritäten kennen zu lernen. Der Leiter der Freitagskonzerte, Professor Wolfgang Manz, hatte ein außergewöhnliches Programm zusammengestellt. Zu Beginn spielten Manz und Rulens eine bearbeitete "Sonatina" des 1981 gestorbenen spanischen Komponisten Frederico Moreno-Torroba. Überzeugendes Zusammenspiel

Die drei Sätze kommen zart, delikat - und sehr spanisch daher. Das Zusammenspiel der beiden Musiker überzeugte, und die schwierige dynamische Balance zwischen den so ungleichen Instrumenten war fast durchweg zufrieden stellend. Es folgten drei "Images" für Klavier solo von Claude Debussy. Wer genau hinhörte, dem wurde klar, dass der musikalische Impressionismus eben nichts mit einem diffusen Klangbrei zu tun hat. Die "Images" stecken voller überraschender harmonischer Wendungen, und es gibt ein Stimmengeflecht zu entdecken, das man auch noch deutlicher herausarbeiten kann, als Wolfgang Manz es tat. Nach der Pause spielte André Rulens zunächst seine eigene "Rêverie", geschrieben für eine Schülerin, die später seine Frau wurde. Das tonale Stück präsentiert sich irgendwo zwischen lyrisch und elegisch. Klassik mit Jazz-Elementen

Ähnlich klingt das anschließende "Prélude 1" des Brasilianers Heitor Villa-Lobos, während "Mayflowers" des belgischen Komponisten Armand Coeck rhythmisch und harmonisch mit Jazz-Elementen arbeitet. André Rulens - zweifellos ein Mann der leiseren Töne - überzeugte sowohl technisch als auch musikalisch. Mit den leisen Tönen war es vorbei, als Wolfgang Manz zwei Etüden für Klavier von Franz Liszt spielte. Es sind gewaltige, zum Teil bombastische Stücke. Sie gaben dem Pianisten die Gelegenheit, nicht nur seine auf bester Technik und auf Verständnis basierende Affinität zu dieser Musik, sondern auch die klanglichen Vorzüge des herrlichen Steinway-Flügels zu demonstrieren. Nach der abschließenden "Fantasia" op. 145 für Gitarre und Klavier des 1965 gestorbenen Italieners Mario Castelnuovo-Tedesco bedankten sich die Künstler für den Applaus des Publikums mit einer weiteren Eigenkomposition von Rulens. Es war ein in jeder Hinsicht gelungener Abend.

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