Ballett Trockadero: Männer in Strumpfhosen und Tutu

Luxemburg · Das wohl berühmteste Männerballett der Welt, die Trockadero aus Monte Carlo, haben bei ihrem Auftritt im Luxemburger Grand Théâtre große tänzerische Klasse mit einer Prise Parodie serviert. Die Travestie- und Tanzshow kam bei über 900 Zuschauern glänzend an.

 Männer in Frauenkleidern: Bei Trockadero wird das Spiel mit den Geschlechterrollen dank verblüffender Tanztechnik nie zum Klamauk. Foto: Grand Théâtre

Männer in Frauenkleidern: Bei Trockadero wird das Spiel mit den Geschlechterrollen dank verblüffender Tanztechnik nie zum Klamauk. Foto: Grand Théâtre

Luxemburg. Klassisches, romantisches Ballett wird allgemein mit durchtrainierten Ballerinas in Tüllröckchen und mit seidenen Spitzenschuhen gleichgesetzt. Mit ebendiesen Attributen wartet auch die weltbekannte Compagnie Trockadero aus Monte Carlo und New York auf; nur, dass diese Truppe ausschließlich aus Männern besteht, die wie Frauen gekleidet sind und auch so tanzen, es zumindest versuchen.
Parodistische Elemente


1974 wurden die Trockadero als Parodie auf das klassische Tanztheater gegründet. Parodistische Elemente machen auch heute noch einen Teil des Programms aus, gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Travestie. Der Rest, und das begeistert wirklich, ist allerhöchste tänzerische Klasse. Dass die Musik scheppernd aus der Konserve erklingt, ist vielleicht der einzige Wermutstropfen im ansonsten überbordenden Füllhorn von verblüffender Tanztechnik und augenzwinkernder Freude an der Verkleidung.
Dabei gleitet das Spiel mit dem Wechsel der Geschlechterrollen nie in billigen Klamauk ab. Selbst wenn die TänzerInnen scheinbar ungeschickt ausrutschen, fallen oder übereinander purzeln, steckt eine ausgefeilte Choreographie dahinter, eine unglaubliche Körperbeherrschung. Ballettpuristen sind hier fehl am Platz, gerade sie wüssten jedoch am ehesten die tänzerische Leistung zu würdigen.
Klassiker des Balletts


Ausschnitte aus Tchaikowskis Schwanensee, Barocco zur Musik von Bach, eine spanische Paquita im französischen Stil des 19. Jahrhunderts, sogar ein klassischer Pas de deux stehen auf dem Programm, allesamt Klassiker der Ballettliteratur. Das bunt gemischte, größtenteils weibliche, 900-köpfige Publikum schwankt zwischen herzlichen Lachsalven und ehrlicher Bewunderung für die sanft fließenden Bewegungen der Tänzer und deren wohlgeformten Ballerina-Beine. Darin stehen die 14 ganzen Kerle - inklusive Brust- und Achselbehaarung - ihren weiblichen Pendants nicht nach.
Hier herrscht allerdings keine körperliche Gleichförmigkeit wie bei den Damen, es gibt große und kleine, muskulöse und hagere Tänzer, die manchmal an dressierte Tiere erinnern, die Bewegungen ausführen, die nicht ihre ureigenen sind.
Der Tanz auf der scharfen Schneide des guten Geschmacks - über den sich trefflich streiten ließe - gelingt aber dadurch, dass sich tänzerische Klasse und parodistische Elemente die Waage halten. Gewollt, gekonnt und freiwillig komisch!
Szenenapplaus und stehende Ovationen zum Abschluss sind wohlverdient.
Extra

Silvestervorstellung: Einige Restkarten für die Vorstellung am Silvesterabend um 19.30 Uhr sind noch unter 00352/4708951 erhältlich. DT

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