Der Posaunenflüsterer

Trier · Nils Landgren und seine Freunde spielen vor rund 800 Zuhörern in der Reichsabtei St. Maximin Weihnachtslieder - schnörkellos und tief bewegend. Am Ende seines Konzerts verspricht der Posaunist, wieder nach Trier zu kommen, auch weil ihn die Akustik in der früheren Kirche begeistert.

 Konzentriert spielt Nils Landgren die Posaune und begeistert das Publikum mit Weihnachtsjazz. TV-Foto: Alexander Schumitz

Konzentriert spielt Nils Landgren die Posaune und begeistert das Publikum mit Weihnachtsjazz. TV-Foto: Alexander Schumitz

Trier. Sein Markenzeichen ist die rote Posaune. Seine Freunde nennen ihn deshalb auch Mr. red Horn. Der Schwede Nils Landgren ist einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker. Er tourt regelmäßig mit der NDR Big Band und ist seit diesem Jahr künstlerischer Leiter des Jazzbaltica-Festivals in Schleswig-Holstein. Aber trotz aller musikalischen Erfolge, hat der Ausnahmemusiker bisher die Bodenhaftung nicht verloren: "Mein Name ist Nils", stellt er sich in St. Maximin selbst vor, nachdem er zuvor seine sechs Combomitglieder präsentiert hat.
Schon seit mehreren Jahren schart Landgren im Dezember Freunde um sich herum, um mit ihnen auf eine Konzertreise mit einem Weihnachtsprogramm zu gehen. Für Jazzmusiker eher un-typisch greifen sie die Themen der Weihnachtslieder auf und be-tonen deren jeweilige Charakteristika. Johann Sebastian Bachs "Gloria in excelsis Deo" interpretieren Nils Landgren, Eva Kruse (Bass) und Ida Sand (Pia-no) so, dass es unter die Haut geht; sie verzichten auf jegliche barocke Ausschmückung, lassen die Melodie einfach für sich sprechen. In "Ich steh\' an deiner Krippen hier" aus Bachs Weihnachtsoratorium flüstert die Posaune sanft den Text; begleitet wird Nils Landgren hier von Eva Kruse, Jonas Knutsson (Saxofon) und Johan Norberg (Gitarre).
Erst kurz zuvor reicht ein Techniker Jonas Knutsson das Baritonsaxofon. "Beim Soundcheck hat Jonas festgestellt, dass sein Saxofon so richtig kaputt ist, jetzt ist es repariert - unglaublich", kommentiert Nils Landgren dankbar die schnelle Hilfe aus Trier.
Mit einem Weihnachtslied des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865 - 1958) entführt Ida Sand die Zuhörer in ihr schwedisches Wohnzimmer: "Dieses Lied gehört für mich einfach zu Weihnachten dazu." Aber schwedische Weihnacht ist nicht nur besinnlich. Mit "Jul, Jul, strålande Jul", gesungen von Jessica Pilnäs und Sharon Dyall, beweisen die Musiker, dass sie es auch verstehen, fröhlich zu feiern. Und das nicht nur allein und für sich. Zusammen mit den Konzertbesuchern testen sie zum Schluss des Auftritts die Akustik der ehemaligen Benediktinerkirche. Danach steht für Nils Landgren fest: "Wir kommen gerne wieder, wenn wir dürfen?" Der enthusiastische Applaus am Ende des Konzerts beantwortet diese rhetorische Frage eindeutig.

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