Die elitären Zeiten sind vorbei: rainy days wieder im Programm

Luxemburg · Die Luxemburger rainy days sind bei ihrer Gründung wohl wenig mehr als eine Privatsache von Komponist Claude Lenners gewesen. Seit der Übernahme durch die Philharmonie 2005 sind sie ein kleines Neue-Musik-Festival mit unverwechselbarem Profil - auch im Novemberprogramm.

Luxemburg. Wie gut, dass sich das bürgerliche Klischee, das zu Neuer Musik vor allem Misstöne assoziiert, allmählich verloren hat. Mittlerweile sind Festivals wie die Luxemburger rainy days zu Treffpunkten der Neugierigen geworden. Unter dem kommunikationsfreudigen Motto "Talk to each other" liefert das diesjährige Neue-Musik-Festival vom 25. November bis zum 4. Dezember eine interessante bis brisante Mischung aus Musik und Kommunikation - gleich zum Start auf dem "Knuedler" (Place Guillaume) in Luxemburg-Zentrum und bei freiem Eintritt Maurcio Kagels (Foto: dpa) musikalisch-szenische Aktion "Der Tribun". Tags darauf (26. November) präsentiert das Orchestre Philharmonique Programmmusik, darunter eine Uraufführung mit erläuternden Untertiteln. "Raus aus dem Elfenbeinturm, rauf auf die Bühne", verkündet Organisator Bernhard Günther im Vorbericht. Für die Moderne sind jedenfalls die elitären Zeiten vorbei.
Die kehren auch bei den übrigen Programm-Schwerpunkten im November nicht zurück. Die Solistes Européens unter Pierre Cao und Bariton Thomas Bauer präsentieren Schubert-Lieder in zweifellos publikumswirksamen Orchesterfassungen von Reger und Webern (7. November).
Star-Mezzo Magdalena Kozena (Foto: Philharmonie) verlegt sich in ihrem Rezital (13. November) nicht auf das deutsche Lied, sondern spannt den Programmbogen weit - zu Ravel, Britten, Debussy, Fauré und Messiaen. Das Orchestre Philharmonique und Tenor Ian Boostridge, vergangene Spielzeit noch artist in residence der Philharmonie, bieten mit Benjamin Brittens sozialkritisch gefärbtem Orchesterlied-Zyklus "Our Hunting Fathers" eine Spezialität (17. November).
Das London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev hat nicht nur Tschaikowskys Fünfte im Tourneegepäck, sondern auch (und vor allem) eine Komposition der ex-sowjetischen Komponistin Sofia Gubaidulina, die seit längerem in Deutschland lebt (21. November).
Schließlich wird, wer Jazz jenseits eingefahrener Stile bevorzugt, wohl kaum Brad Mehldau (20. November, Foto: Philharmonie) verpassen. Und mitten in den rainy days liefern Philip Pickett und das New London Consort - übrigens in den 1980er Jahren Gast bei den Trierer Festlichen Musiktagen - Henry Purcells ganz und gar nicht elitäre "Sommernachtstraum"-Version "The Fairy Queen" (30. November). mö

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