Ein Mord und eine ausgebüxte Kuh

Trier · Sechs Jahre hat es gedauert, bis ein neuer Eifelkrimi des Hillesheimer Ralf Kramp erschienen ist. "Totholz" ist die zweite Folge um die Romanfigur Jo Frings, der sich nicht so richtig mit dem Leben in der Eifel anfreunden kann.

 Immer authentisch und immer nah am Leben der Eifeler: Krimiautor Ralf Kramp. Foto: privat

Immer authentisch und immer nah am Leben der Eifeler: Krimiautor Ralf Kramp. Foto: privat

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Trier. Es ist ein Krimi. Doch nur vordergründig. Denn die Aufklärung des Todes einer zurückgezogen lebenden amerikanischen Künstlerin mitten in der Eifel samt der etwas verworrenen Aufklärung am Schluss dient eigentlich nur als Kulisse. Als Kulisse für eine augenzwinkernde, aber nie beleidigende oder arrogant rüberkommende Beschreibung vom Leben in der Eifel. Von Menschen. Von Tieren.

Ralf Kramp, 51, zeigt in seinem neuen Buch "Totholz" erneut, dass er sie mag, seine Heimat. Vor allem, dass er sie kennt. Die Eifel und ihren Menschenschlag. In die Handlung um den skurrilen und eigenbrötlerischen Hobbydetektiv Jo Frings, der im heruntergekommenen Hof seiner verstorbenen Eltern wohnt und der versucht, auf manchmal nicht ganz legale Weise (etwa den Verkauf von falschen Hitler-Briefen) seine chronische Geldnot zu lindern, sind immer wieder kleine Geschichtchen eingeflochten, die man nur schreiben kann, wenn man sie so oder so ähnlich erlebt hat.

Ralf Kramp, 51, geboren in der nordrhein-westfälischen Eifel, in Euskirchen, gelernter Maler- und Lackierer, nach eigenem Bekunden nie viel weiter weggekommen, kennt diese Geschichten. Etwa über Trinkgelage in urigen Dorfkneipen. Über "zwei nichtsnutzige, wenn auch fröhliche" Brüder, die dafür sorgen, dass die angeblich ausgebüxte Kuh Fabiola immer wieder irgendwo auftaucht und unter anderem auch dem Trierischen Volksfreund hilft, das Sommerloch zu füllen. Oder die Episoden mit einem windigen Dachdecker, der viel verspricht, nichts hält und sich gerne reden hört. Es sind Geschichten, die jeder kennt, der auf dem Land lebt, die die Eifelkrimis von Ralf Kramp ausmachen.Nur wenig Zeit zum Schreiben


Doch es hat lange gedauert, bis der neue Kramp fertig war, der zweite Teil der Jo-Frings-Reihe. Sechs Jahre hat es gedauert. Er habe einfach keinen Zugang mehr gefunden zu der Geschichte, die er vor fünf Jahren angefangen hat zu schreiben, sagt der 51-Jährige. Die ersten 60 Seiten habe er schnell fertig gehabt. Doch dann sei es irgendwie nicht mehr weitergegangen.
Zunächst hat er auch nicht gewusst, ob der unvollendete Eifelkrimi überhaupt jemals fertig werden würde. Geschrieben hat er in der Zeit trotzdem. Zwei Bücher mit Kurzgeschichten. Und umgezogen ist er. Und zwar in sein Kriminalhaus in Hillesheim, eine Mischung aus Café, Museum und Buchhandlung, die seine Frau Monika betreibt. In dem Haus ist auch der KBV-Verlag beheimatet. Den ursprünglich im westfälischen Hamm beheimateten Krimiverlag hat Kramp vor einigen Jahren übernommen und ist damit vom reinen Autor zum Verleger geworden. All das habe Zeit gebraucht. Zeit, die ihm die Muße geraubt habe, an seiner Karriere als Eifelkrimi-Autor weiterzuarbeiten, sagt Kramp.

Erst in diesem Frühjahr sei er dann wieder von der Muse geküsst und vom Ehrgeiz gepackt worden, sein vor fünf Jahren angefangenes Fragment zu vollenden. Und so enthält "Totholz" auch immer wieder kleine, aber deutliche Seitenhiebe auf aktuelle Entwicklungen. Etwa den Nürburgring. "Da waren Gauner anderen Kalibers am Werk gewesen. Echte Könner", lässt er seine Hauptfigur über die Ring-Affäre sinnieren.

Auch Kritik am neuen Jagdgesetz lässt Kramp einfließen, wenn Frings auf der Suche nach dem oder den Mördern der amerikanischen Künstlerin ist, quer durch die Eifel, immer an authentischen Schauplätzen. Und am Ende gibt es dann gleich mehrere Täter.
Doch wie so oft bei den Eifelkrimis sind es keine eiskalten Verbrecher. Man hat sogar irgendwie Verständnis für sie. "Ich kann es noch", sagt Kramp daher treffenderweise über sein neues Buch. Mit dem nächsten Eifelkrimi will er sich nicht wieder so lange Zeit lassen. Dann wieder mit seinem launigen Helden Herbi Feldmann, den er 1997 mit "Spinner" zum ersten Mal zum Leben erweckte.

Ralf Kramp: Totholz, Verlag KBV, 293 Seiten, 9,95 Euro

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