Fasziniert von Brels Leidenschaft und Humor

Trier · Zwei Konzertabende mit dem bekannten Theater- und Filmschauspieler Dominique Horwitz und dem Philharmonischen Orchester Trier setzen in dieser Woche die Reihe Weltmusik des Theaters Trier fort. Auf dem Programm stehen Chansons von Jacques Brel, zu denen Horwitz seit seiner Kindheit in Frankreich eine besondere Beziehung hat.

Trier. Der gebürtige Belgier Jacques Brel (1929-1978) gehört zu denen, die das französischsprachige Chanson unsterblich gemacht haben. Seine Lieder wie "Ne me quitte pas" ("Verlass mich nicht") oder "Amsterdam" erzählen von Liebe und Tod oder üben zornige Gesellschaftskritik. Er sang sie nicht einfach, sondern lebte sie, mit einer berührenden Mischung aus Pathos und Verletzlichkeit.
Auf viele Künstler hat er ausgestrahlt, einer von ihnen ist Dominique Horwitz. Den 1957 in Paris als Sohn deutsch-jüdischer Emigranten Geborenen kennen viele als Schauspieler. Er ist auf namhaften Theaterbühnen und in Fernseh- und Kinofilmen wie "Der große Bellheim" oder "Stalingrad" präsent.
Er ist aber auch ausdrucksstarker Chansonnier, der die "Dreigroschenoper" gesungen und für die Bühne inszeniert hat, vor allem aber mit großem Erfolg Brel interpretiert. Sein Programm "Et voilà" wird er am kommenden Donnerstag und Freitag zusammen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier unter Victor Puhl vorstellen. Unserer Mitarbeiterin Anke Emmerling hat Horwitz ein Kurzinterview gegeben.

Was hat Sie als Theater- und Filmschauspieler gereizt, auch ins Gesangsfach zu gehen?
Dominique Horwitz: Bereits als ganz junger Schauspieler habe ich angefangen zu singen. Ich würde ganz einfach sagen: große Freude an der Musik.

Ihre Vita nennt als erste musikalische Arbeit ein Best Of aus Brechts und Weills Dreigroschenoper 1993. Wieso haben Sie sich genau dieses Werk ausgesucht?
Horwitz: Meine erste musikalische Arbeit war ein Jacques Brel Abend. Das ist jetzt 30 Jahre her. Brecht und Weill haben mich gereizt wegen der Aktualität der Inhalte, sowohl textlich als auch musikalisch.

Und was fasziniert Sie an den Chansons von Jacques Brel?
Horwitz: Die Leidenschaft, die Kraft und der Humor.

Was ist Ihr künstlerischer Ansatz bei deren Interpretation?
Horwitz: Besonders wahrhaftig zu sein ist die Hauptaufgabe, nicht mehr und nicht weniger.

Wie haben Sie zu Brel gefunden - spielte dabei Ihre Kindheit in Frankreich eine Rolle?
Horwitz: Natürlich. Brel war in Frankreich schon zu Lebzeiten ein Klassiker. Jedes neue Chanson von ihm war ein nationales Ereignis.

Ihre Eltern sind als Deutsche jüdischen Glaubens vor den Nazis nach Frankreich geflohen. Was lösen die Pariser Attentate vor diesem Hintergrund in Ihnen aus?
Horwitz: Das Gleiche, was sie in Menschen muslimischen Glaubens auslösen: völliges Unverständnis und Entsetzen. ae
Das Jacques-Brel-Programm von Dominique Horwitz und dem Philharmonischen Orchester Trier in der Reihe Weltmusik wird am Donnerstag, 5. Februar, und Freitag, 6. Februar, um 20 Uhr im Großen Haus des Theaters Trier aufgeführt.

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