Film ab: "Boyhood"

Ein Junge liegt im Gras, den Blick in die Wolken gerichtet. Die Kamera gleitet sanft nach oben, der Coldplay-Song "Yellow" setzt ein.

Wenige Szenen später jagt der Junge zu den Klängen von The Hives\' "Hate to Say I Told You So" mit dem Rad durch die Landschaft. Der Rahmen ist gesetzt. Wir befinden uns am Anfang des neuen Jahrtausends. Immer wieder dient der Soundtrack in Richard Linklaters Film "Boyhood" dazu, einen neuen Zeitabschnitt anzukündigen. Der Junge heißt Mason (Ellar Coltrane). Seine Eltern (Patricia Arquette, Ethan Hawke) sind geschieden. Seine ältere Schwester Samantha (Lorelei Linklater) geht ihm auf die Nerven. Der Film begleitet Mason in den kommenden zwölf Jahren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Boyhood" zeigt keine großen Dramen, sondern die kleinen Tragödien des Alltags. Realistisch, überzeugend, bodenständig. Linklaters Verdienst ist es, dass "Boyhood" für die Probleme des Lebens keine hochtrabenden Weisheiten, sondern pragmatische Lösungen parat hat. Authentische Charaktere und der ungewöhnliche Entstehungsprozess nehmen den Zuschauer sofort gefangen. Die Familie in 163 Minuten beim Altern zu begleiten, fasziniert und berührt. Das Publikum durchlebt dabei auch eigene Erinnerungen an die vergangenen zwölf Jahre. Der Zeit bei der Arbeit zusehen - noch nie traf dies so zu wie bei "Boyhood". Seinen Platz in der Geschichte hat der Film jetzt schon sicher. Falk Straub Der Film läuft im Broadway Filmtheater in Trier.

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